„Durch Bauarbeiten wurde Ihr Leitungswasser vergiftet!”

Trickbetrüger auf frischer Tat ertappt – Enkel rettet Oma Inge vor falschen Handwerkern

von Pascal Wede und Sandra Blösch

Fast hätten die Täter den ganzen teuren Schmuck gestohlen!
Ein vermeintlicher Handwerker klingelt bei Inge Wenzel in Niestetal bei Kassel. Er erzählt ihr, dass er die Wasserleitungen dringend kontrollieren müsse. Die 76-Jährige ist zunächst zwar skeptisch, lässt ihn aber schließlich hinein. Was sie nicht sieht: Ein zweiter Mann schleicht sich mit ins Haus. Zum Glück bemerkt ihr Enkel, dass hier etwas nicht stimmt.

„Wollen Sie sich vergiften?” – Rentnerin aus Niestetal entgeht Trickbetrug nur knapp

An einer benachbarten Baustelle seien giftige Substanzen im Wasser festgestellt worden. Das erzählt der angebliche Wasserwerker der Seniorin an der Haustür, wie Inge Wenzel im RTL-Interview erzählt. Eigentlich habe sie den Mann nicht ins Haus lassen wollen. „Ich habe ihn gefragt, ob man da nicht vorher Bescheid kriegt”, sagt sie. Aber der Mann habe beteuert, dass es sich um einen Notfall handeln würde. „Das müssen wir sofort machen, oder wollen Sie sich vergiften, sagt er noch zu mir!”, erinnert sich die 76-Jährige.

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Obwohl sie dem Mann nicht getraut habe, sei sie mit ihm nach oben in die Küche gegangen. Dort sollte sie das Leitungswasser laufen lassen. „Das Wasser lief und lief und lief. Dann wollte er ins Badezimmer. Dann habe ich dort das Wasser angemacht”, sagt sie. Offenbar geht es dem falschen Handwerker darum, seinem Komplizen möglichst viel Zeit zu verschaffen. Doch da die fiesen Betrüger ihre Rechnung ohne Patrick Franke gemacht, der gemeinsam mit seiner Großmutter in dem Haus lebt.

Inge Wenzel ist ihrem Enkel dankbar.
Inge Wenzel ist ihrem Enkel dankbar.
RTL

Falsche Handwerk ertappt: „Dann haben die Handschellen schon geklickt!”

Der 30-Jährige habe gehört wie es an der Haustür klingelt und sich zunächst nichts dabei gedacht, als er „Wasserschaden” und „Baustelle” gehört habe, erzählt er. Doch die „bedrängende” Art und Weise, wie der Mann mit seiner Oma geredet habe, habe ihn irgendwann genauer hinhören lassen. „Das war mir schon ein bisschen suspekt. Kein Handwerker würde so aufdringlich sein”, so Patrick Franke. Außerdem sei ihm aufgefallen, dass er „normale Straßenklamotten” angehabt habe.

Und dann der Schock: Er bemerkt den zweiten Mann! „Ich habe mein Handy gezückt und gedacht, ich rufe die Polizei. Das ist nicht normal. Keiner versteckt sich hinter der Tür”, sagt er. Am Telefon hätten die Beamten ihm noch den Tipp gegeben, sich nicht bemerkbar zu machen, damit die Täter nicht fliehen können. Schon etwa drei Minuten später, seien die Beamten da gewesen, schätzt er.

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Inge Wenzel bemerkt all das erst, als ihr Enkel sie ruft und die Polizei bereits vor ihrem Haus steht. „Dann bin ich runter gegangen und dann haben die Handschellen schon geklickt”, erinnert sie sich an den Moment, in dem die mutmaßlichen Trickbetrüger festgenommen werden. Laut Polizei handelt es sich um zwei Männer im Alter von 20 und 25 Jahren. Die Beamten finden bei ihnen zahlreiche Schmuckstücke im Wert von mehreren Tausend Euro, die aus dem Schlafzimmer der Seniorin gestohlen wurden. Gegen die Männer wird jetzt ermittelt.

Grundsätzlich rät die Polizei in solchen Fällen, wie auch Inge Wenzels erster Impuls war, keine Handwerker hereinzulassen, die man nicht bestellt hat. „Im Zweifelsfall sollte man sich bei den Stadtwerken oder den Wasserwerken nochmal versichern, dass da jemand unterwegs ist, der geschickt wurde”, sagt Ulrike Schaake vom Polizeipräsidium Nordhessen.