Autos rasen in Menschenmengen

Die beunruhigenden Parallelen zwischen dem Anschlag von Magdeburg und New Orleans

Der weiße Pickup-Truck steht auf der Bourbon Street. Die Terrorfahrt des 42-jährigen Attentäters endete an einem Kran, der auf der Straße stand.
Der Attentäter von New Orleans raste in einem gemieteten Ford F-150 Pickup-Truck die weltbekannte Bourbon Street in New Orleans herunter. Der 42-Jährige hatte sich zuvor an einem Polizeifahrzeug vorbeischlängelt. Die Straße war voller Menschen und nicht weiter gesichert.
AP Photo/Gerald Herbert

Zwischen dem Anschlag von Magdeburg und dem in New Orleans liegen zwölf Tage und mehr als 8.000 Kilometer – und doch gibt es beunruhigende Parallelen. RTL.de erklärt die Auffälligkeiten.

Polizei und Behörden nach Anschlag von Magdeburg und New Orleans (USA) in Erklärungsnot

Der mutmaßliche Attentäter von Magdeburg liegt auf dem Boden. Neben Taleb A. steht der BMW-Geländewagen, mit dem der 50-jährige Arzt den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt verübt haben soll.
Hier nehmen Polizisten den Attentäter von Magdeburg fest.
dpa Video

MAGDEBURG: Es ist der 20. Dezember 2024, kurz nach 19 Uhr. Ein Mann in einem gemieteten BMW-SUV rast auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Er gibt Gas, pflügt durch die Menschenmenge. Niemand stoppt ihn. Keine Barrikade, kein Polizeiauto. So furchtbar es klingt: Ohne Hindernisse kann der in Saudi-Arabien geborene Taleb A. fünf Menschen töten und mehr als 230 verletzen. Wenige Minuten nach der Horrortat nehmen Polizisten den Psychiater fest. Die Ermittler gehen davon aus, dass der 50-Jährige ein Einzeltäter ist.

Lese-Tipp: Der neunjährige André starb beim Anschlag von Magdeburg. Seine Familie erhebt schwere Vorwürfe gegen die Stadt!

Shamsud-Din Jabbar ist der Attentäter von New Orleans
Der Ex-Soldat Shamsud-Din Jabbar (42) raste mit einem Auto in New Orleans in eine Straße mit feiernden Menschen.
via Reuters/Reuters

NEW ORLEANS: 1. Januar gegen 3.15 Uhr nachts. Ein 42-jähriger Mann ist in einem gemieteten Ford-Pickup-Truck (F-150) unterwegs. Langsam fährt er die Canal Street in New Orleans entlang. An der Kreuzung zur Bourbon Street, der weltbekannten Feiermeile mit Bars und Clubs, steht ein Polizeiauto. Barrikaden gibt es keine. Der Attentäter fährt im Schneckentempo am Streifenwagen vorbei, biegt dann auf den Bürgersteig ab, gibt Gas. Laut Polizei fährt der Täter mit sehr hoher Geschwindigkeit. Die Beamten sprechen von einem „sehr absichtlichen Verhalten” des Fahrers. Shamsud-Din J. (US-Staatsbürger, Ex-Soldat) tötet bei seiner Terrorfahrt 15 Menschen, verletzt mehr als 30. Der Ford knallt gegen einen Kran, der Attentäter zieht eine Waffe, schießt auf Polizisten. Die Beamten töten ihn. Im Wagen werden eine Flagge der Terrororganisation Islamischer Staat (IS, auch als ISIS bekannt), Waffen und mögliche Sprengsätze gefunden. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Attentäter Komplizen hatte.

Die Parallelen zwischen beiden Anschlägen sind beunruhigend:

  • Beide Attentäter nutzen gemietete Autos.

  • In beiden Fällen waren es große, schwere Wagen.

  • Sowohl in Magdeburg als auch in New Orleans waren hunderte, wenn nicht tausende Menschen auf belebten Straßen bzw. Plätzen unterwegs. Beide Orte waren nicht oder zumindest nicht besonders gut gesichert.

  • Die Verantwortlichen sind in Erklärungsnot. Der Sender CNN berichtet, dass in New Orleans keine schweren Straßensperren wie versenk- bzw. ausfahrbare Barrieren im Einsatz waren. Die Bürgermeisterin der Stadt sagte, das System sei kurz vor der Fertigstellung. Jetzt sind etliche Menschen tot und verletzt. Denn auch eine Absicherung der Feiermeile bzw. durch schwere Lastwagen (üblich in anderen Städten) gab es nicht oder nicht ausreichend. Der Verdacht: Das Sicherheitskonzept in New Orleans war nicht gut.

  • Die Ermittlungen nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt zu möglichen Defiziten beim Sicherheitskonzept laufen: „Wir werden uns das Sicherheitskonzept angucken, wir werden gucken, wer als Verantwortlicher in Betracht kommt”, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg. Die Frage sei zum Beispiel, ob mögliche Versäumnisse strafrechtlich relevant seien und ob der Anschlag für Dritte vorhersehbar gewesen sei. Ähnlichen Fragen werden sich auch die Behörden in New Orleans stellen müssen.

Der derzeit wichtigste Unterschied:

  • Beim Attentäter von Magdeburg gehen die Ermittler von einem Einzeltäter aus.

  • In New Orleans sucht die Polizei nach möglichen Komplizen des Attentäters: Man glaube nicht, dass J. „allein verantwortlich war”, sagte FBI-Ermittlerin Alethea Duncan.

US-Medien berichten: Behörden warnten Städte nach dem Anschlag von Magdeburg vor Attacken mit Autos

US-Medien berichteten, dass in mehreren US-Städten Bundesermittler im alten Jahr die lokalen Behörden vor Angriffen mit Fahrzeugen gewarnt hätten. Solche Taten seien generell möglich und es gelte, sich darauf vorzubereiten. Dabei sollen die Behörden auch über den Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg vom 20. Dezember mit fünf Toten und mehr als 230 Verletzten gesprochen haben. Sollten sich diese Berichte bestätigen, wird eine Frage besonders drängend: Warum haben die Verantwortlichen in New Orleans nichts aus dem katastrophalen Anschlag von Magdeburg gelernt?