Unschuldiger Professor aus dem Bett gezerrt und verprügelt
„Ich hab die ganze Zeit gedacht, die werden uns umbringen” – SEK verwechselt Wohnungstür
Folgenschwerer Irrtum!
Stellt euch vor, ihr schlaft nachts friedlich in eurem Bett und plötzlich werdet ihr von einem Sondereinsatzkommando rausgezerrt und verprügelt. Klingt nach einem fruchtbaren Traum - für das Ehepaar Jahanian-Najafabadi aus Bielefeld ist er bittere Realität geworden.
„Wir wussten nicht, wer sie sind und warum sie da sind”
Es sind verstörende Szenen: Amir Jahanian-Najafabadi schaut traumatisiert in die Kamera. Sie entstanden am 26. Juni 2023, kurz nach dem das SEK über den Uniprofessor herfällt. Seine Frau Hadis Imani filmt, um die Gewalt- und Blutspuren festzuhalten. „Ich habe die ganze Zeit gedacht sie werden uns umbringen, weil sie Waffen hatten. Und wir wussten nicht, wer sie sind und warum sie da sind“, berichtet der Wissenschaftler.

Es ist die Nacht zum 26. Juli 2023, als das aus dem Iran stammende Ehepaar in Bielefeld aus dem Nichts aus dem Schlaf gerissen wird. Mit roher Gewalt sei die Polizei gegen den 37-Jährigen vorgegangen, sagen sie. „Die haben mir direkt so aggressiv ins Gesicht geschlagen, in meinen Körper und die Seite“, empört sich der Mann. Man habe ihn grundlos mit Handschellen gefesselt.
Erst danach wird den SEK-Beamten wohl klar, dass sie in der falschen Wohnung stehen. Eigentlich haben sie nach Beweismitteln im Rockermilieu gesucht. Ein Hells-Angels Mitglied sei damals Amirs Nachbar gewesen, sagt er.
Opfer-Verwechslung kein Einzelfall
Derart folgenschwere Verwechslungen kommen häufiger vor. „Wir haben ja hunderte, tausende Einsätze bei jeder Polizeidienststelle innerhalb kürzester Zeit. Da gibt es immer wieder Fehler, da stellen wir in der Praxis auch fest. Aber das liegt nicht an einer Nachlässigkeit, sondern es liegt natürlich auch manchmal daran, dass einfach Gefahr im Verzug ist”, erläutert Rechtsanwalt Arndt Kempgens.
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Mindestens siebzehnmal kommt es allein in Nordrhein-Westfalen seit Dezember 2019 zu solchen fehlerhaften SEK-Einsätzen. Auch im Fall von Amir Jahanian-Najafabadi sei das Bedauern von Seiten der Behörden groß. Auf Anfrage von RTL teilt die Polizei Bielefeld mit, den Vorfall überprüfen zu wollen, schränkt aber zugleich ein: „Über besondere Ermittlungsmethoden und -taktiken wird grundsätzlich nicht berichtet, insbesondere von Spezialeinheiten. Informationen über den Einsatz von Spezialeinheiten müssen im Hinblick auf die Funktionsfähigkeit der Polizei sowie zur Eigensicherung und zum Identitätsschutz der eingesetzten Personen unterbleiben.“
Aufgrund des Vorwurfs der unverhältnismäßigen Gewalt laufe jetzt ein Strafverfahren. Außerdem hätten die Behörden eine hohe fünfstellige Summe für die kaputten Möbel, Arzt-, Hotel- und Anwaltskosten an die Familie gezahlt. Der Professor und seine Frau leiden bis heute an Schlafstörungen und Panikattacken.