Ein heilloses Durcheinander
Attacke auf Krankenhauspersonal in Essen - jetzt berichtet ein Augenzeuge

Sechs verletzte Mitarbeiter nach Gewaltexzess.
Am Freitag, dem 20. September, greifen Angehörige eines Patienten mehrere Mitarbeiter des Elisabeth-Krankenhauses in Essen an. Auslöser ist der Tod des Patienten. Augenzeuge Halil Tatar ist auf dem Weg zum Krankenhaus, als der Vorfall sich ereignet. Im Gespräch mit RTL schildert er seine Eindrücke.
Pures Chaos - von null auf hundert
Gegen Nachmittag befindet sich Halil Tatar gerade auf dem Weg zum Krankenhaus. Er will seine Schwester besuchen, die kurz zuvor eine Frühgeburt hatte. Kurz bevor er das Gebäude erreicht, hört er Geschrei aus dem Krankenhaus. Sofort merkt er, irgendetwas stimmt da nicht und läuft zum Ort des Geschehens. Zunächst bekommt er nicht genau mit, was geschehen ist. Frauen weinen, Männer schreien, es herrscht ein heilloses Durcheinander - und Halil ist mittendrin.
Im Video: Jetzt berichtet ein Augenzeuge
Mitgefühl für die Angreifer?
Als er dann realisiert, was genau passiert, trifft ihn der Schock. Im Gespräch mit RTL erklärt er, er könne die Menschen, die auf das Krankenhauspersonal losgegangen sind, verstehen: „Die haben natürlich einen Verlust gehabt.” Dennoch verurteilt er solch ein Verhalten „auf höchster Ebene” und erklärt, dass der Verlust den Angriff nicht rechtfertigt.
Kurze Zeit später erscheinen mehrere Fahrzeuge der Polizei und stürmen das Gebäude. Den Beamten gelingt es, die Situation zu entschärfen. „Und dann wurde einer auch festgenommen, soweit ich gesehen habe.”
Abgestempelt wegen Migrationshintergrund?!
Seit dem Angriff am Freitag, dem 20. September, hat das Krankenhaus die Sicherheitsmaßnahmen erhöht. Tage nach dem Angriff in der Klinik ist Halil erneut vor Ort, um seine Schwester zu besuchen. Für ihn einerseits positiv, andererseits auch überaus negativ. Halil ist Sohn türkischer Einwanderer und wird im Krankenhaus kritisch befragt, weshalb er denn überhaupt hier wäre.
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Vor 25 Jahren kam Halil mit seiner Familie aus der Türkei nach Deutschland. Auch die Angreifer sollen türkisch-libanesische Wurzeln haben. Seiner Meinung nach soll dieser Vorfall kein Anlass sein, um alle Menschen mit Migrationshintergrund „in einen Topf zu werfen”.