Aufzeichnung ist eine „Sensation“
32 Kilometer! Für die Liebe ist diesem Rothirsch kein Weg zu weit

Er hat eine wichtige Mission!
Ein Rothirsch begibt sich Anfang September vom nördlichen Hamburger Stadtrand auf eine gefährliche Reise bis in die Segeberger Heide. Unfassbare 32 Kilometer legt er dabei nur auf dem Hinweg zurück. Jetzt ist er wieder in Hamburg und sorgt mit seiner Wanderung für eine wissenschaftliche Sensation!
So etwas hat es im Norden noch nie gegeben!
Normalerweise bleiben die genauen Wanderrouten von wilden Hirschen uns Menschen verborgen, aber Naturschützern gelingt dieses Mal das Unglaubliche. Sie schaffen es, im Juli einen zehnjährigen Rothirsch mit einem GPS-Sender auszustatten. „Wir haben mehrere Abende auf der Lauer gelegen, um den Hirsch mit einem Narkosepfeil zu betäuben”, schildert Marcus Meißner, Rothirsch-Experte der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Die Tiere sind sehr flink und können den Pfeilen problemlos ausweichen. Der Hirsch muss ganz still stehen, die Naturschützer nähern sich ihm auf 20 Metern, dann der Schuss und Treffer!
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Ab dann können die Naturschützer ganz genau verfolgen, wohin der Hirsch wandert - zum aller ersten Mal! Ende August macht er sich auf den Weg. Zwei Nächte lang ist er unterwegs, streift durch dicht besiedelte Gebiete und überquert insgesamt 14 zum Teil stark befahrene Straßen! Eine gefährliche Reise für ein besonderes Ziel: Es ist Paarungszeit und der Rothirsch möchte seine Gene weitertragen.
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Wanderung ist für die Genvielfalt enorm wichtig
„Im Zuge der Brunftwanderung sind 32 Kilometer schon weit. Die würden immer dahin laufen, wo sie den nächsten Paarungspartner finden”, erklärt Marcus Meißner. In Schleswig-Holstein würden viele Rothirsche einen ähnlichen Genpool aufweisen, was auf Inzucht schließen lässt. Um dies zu verhindern, ist es wichtig, dass die Tiere für die Paarung weite Strecken zurücklegen. Doch das ist nicht der einzige Zweck der anstrengenden Reise.
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Auch für die Pflanzenwelt hat die Wanderung der paarungswilligen Hirsche eine hohe Bedeutung. In ihrem Fell bleiben Samen hängen und auch über ihren Kot verteilen sie sie in andere Gebiete. Doch diese Wanderrouten, auch Wildtier-Korridore genannt, sind immer gefährdeter. Bundesstraßen und Autobahnen durchkreuzen oftmals die Wege der Hirsche. Um die Wanderung zu ermöglichen, muss es ausreichend Grünbrücken und Trittsteine als Ruheräume geben. Der Rothirsch aus dem Norden zumindest hat seine Wanderung gemeistert und damit wahrscheinlich für die Genvielfalt einer nächsten Generation gesorgt.