Vor Gericht begegnen seine Eltern zum ersten Mal dem Todesraser

Johannes (26) wird Opfer eines illegalen Autorennens –Angeklagter will Verantwortung übernehmen

Johannes Eltern im Landgericht Bückeburg
Johannes’ Eltern im Landgericht Bückeburg
RTL

„Ich wollte, ich könnte den tragischen Unfall ungeschehen machen.“
Im August 2023 wird Johannes B. (26) beim Überqueren der Straße von einem Auto erfasst – er stirbt. Der Fahrer des Unfallwagens, Sami O. (31), hatte sich zuvor mutmaßlich ein illegales Rennen geliefert. Vor Gericht möchte er dafür die Verantwortung übernehmen.

Eltern wollen endlich abschließen

Fast anderthalb Jahre sind vergangen, seit dem schrecklichen Unfall, der Johannes B. (26) das Leben kostete. Zu Beginn des Prozesses bekommen Johannes’ Eltern nun die Chance, zum ersten Mal den Mann zu sehen, der ihnen ihren geliebten Sohn genommen hat. Besonders tragisch: Als der Unfall geschieht, ist Johannes’ Vater nur wenige Meter von seinem Sohn entfernt. Im Gespräch mit RTL erklärt der Anwalt von Johannes’ Eltern, wie wichtig der Prozess für sie sei, um abschließen zu können: „Sie haben den Fahrer bis heute nicht gesehen, und sie wollten unbedingt sehen, wer der Fahrer war. Was das für ein Mensch ist.”

„Ich bin heute hier, um mich der Verantwortung zu stellen”

Als Sami O. (31) zum Prozessauftakt den Gerichtssaal im Landgericht Bückeburg betritt, sitzen die Eltern von Johannes B. als Nebenkläger im Gericht. Die Anklage lautet Teilnahme an einem verbotenen Autorennen mit Todesfolge. Zum Prozessbeginn hält sich Sami O. die Hände vor sein Gesicht, versteckt sich hinter einem Umschlag. Der gebürtige Grieche sitzt den Eltern seines Opfers direkt gegenüber.

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Während seiner Erklärung senken sie den Kopf zu Boden. „Ich wollte, ich könnte den tragischen Unfall ungeschehen machen“, erklärt der 31-jährige Familienvater vor Gericht. Er zeigt Reue: „Bis heute mache ich mir schwere Vorwürfe, weil ich zu schnell gefahren bin.“ Das zu schnelle Fahren sei für ihn eine „blöde Angewohnheit” gewesen. „Ich bin heute hier, um mich der Verantwortung zu stellen. Dazu gehört auch ein Gespräch mit den Angehörigen.“ Nach seiner Erklärung muss er sich kurz sammeln.

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Urteil wird Ende Februar erwartet

Ein zweiter Fahrer wurde bereits wegen Teilnahme an einem verbotenen Autorennen zu einer Geldstrafe verurteilt. Für den Prozess von Sami O. sind zum aktuellen Zeitpunkt vier Verhandlungstage angesetzt, ein Urteil könnte bereits am 26. Februar fallen. Ihm droht eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren.

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12. August 2023 – der Tag, der alles veränderte

Am 12. August 2023 soll der Angeklagte Sami O. kurz nach Mitternacht mit seinem Auto auf der Bundesstraße 65 gefahren sein. Der 31-Jährige liefert sich nach aktuellem Stand mit dem bereits verurteilten zweiten Fahrer ein Rennen. Kurz vor einem Blitzer habe Sami O. sein Tempo reduziert, das Rennen soll zu diesem Zeitpunkt bereits beendet gewesen sein. Danach aber habe er erneut beschleunigt – auf Tempo 142 in einer 50er-Zone. Dabei soll er Johannes B. erfasst haben, der soeben die Straße überqueren wollte.

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Johannes B. kommt gerade von einer Feier in einer Scheune. Als er die Straße überqueren will, trifft ihn das Fahrzeug von Sami O. – er stirbt noch an der Unfallstelle. Nachdem die Rettungskräfte eingetroffen sind, nähert sich Johannes’ Vater dem Ort des verheerenden Unfalls. Er war mit seinem Sohn auf derselben Feier. Als er von Johannes’ Tod erfährt, bricht er zusammen.

Linde soll an Johannes erinnern

Im Gespräch mit RTL berichtet ein Anwohner, dass Johannes’ Körper bei dem Unfall mehrere Meter durch die Luft geschleudert worden sei. Ein Schuh von ihm wurde knapp 60 Meter von der Unfallstelle auf einem Feld gefunden. An der Unfallstelle steht heute eine Linde mit einer Bank, die als Gedenkstätte dient. Jedes Jahr im Sommer treffen sich die Menschen aus der Region dort und feiern Johannes’ Geburtstag.

Diese Linde soll an Johannes erinnern
Diese Linde soll an Johannes erinnern
RTL