Autor gibt Tipps, was bei Red Flags zu tun ist„Hilfe, meine Eltern mischen sich (noch immer) in mein Leben ein!” – DAS könnt ihr tun

Eine Frau streitet mit ihrer Mutter.
Ihr liebt eure Eltern über alles, würdet euch aber manchmal ein bisschen Abstand wünschen? Das könnt ihr tun!
iStock: milorad kravic

Sie sind wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Aber manchmal auch ganz schön nervig.
Unsere Eltern sorgen in der Regel dafür, dass wir behütet aufwachsen dürfen, sie bringen uns alles Wichtige bei, bereiten uns aufs Leben vor und lieben uns bedingungslos! Doch was tun, wenn diese Liebe irgendwann ein bisschen zu gut gemeint ist? Vor allem, wenn man eigentlich schon erwachsen ist und sich weitestgehend vom Elternhaus losgelöst hat? Red-Flag-Alarm!

Was ist eigentlich eine Red Flag? Und wo gibt es sie?

Vorsicht, hier weht eine dicke, rote Fahne! Was schon immer – zum Beispiel am Strand – als Zeichen für Gefahr steht, hat sich in den letzten Jahren verselbstständigt. Besonders durch Social Media hat der Begriff „Red Flag”, ursprünglich aus der Dating-Welt kommend, längst Einzug in unseren alltäglichen Sprachgebrauch erhalten.

Eine Red Flag, das ist metaphorisch gesehen jemand, der gewisse Risiken und Probleme mit sich bringt. Diese können eher harmlos sein – beispielsweise das Muttersöhnchen vom ersten Date, dessen Mutter noch immer die Wäsche wäscht – oder aber auch ernsthaft problematisch sein. Etwa wenn sich jemand kontrollierend, manipulierend oder schlichtweg toxisch verhält.

Doch nicht nur in der Welt des Datings ploppen immer mal wieder Red Flags auf, sie verstecken sich auch in Freundschaften und Familien. Autor Dr. Ali Fenwick, Professor für Organisationsverhalten und Innovation an der Hult International Business School, hat sich in seinem neuen Buch „Red Flags Green Flags – Toxisches Verhalten erkennen und Grenzen setzen”, erschienen 2025 im Dumont-Verlag, genauer damit auseinandergesetzt.

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„Die von unseren Eltern gebrachten Opfer werden nicht selten zu unserer Schuldenlast”

Gerade Freunde und Familienmitglieder wie Eltern, Großeltern oder Geschwister prägen uns, sie „spielen eine bedeutende Rolle für unsere persönliche Entwicklung”, schreibt Fenwick. Sie geben uns Sicherheit, beeinflussen unsere Werte und Weltanschauung, unsere Herkunft und Erziehung sowie unser Verhalten. Und sie spielen eine große Rolle bei unserer Denkweise und unserem Wohlergehen. „Wir brauchen diese engen Bindungen, um zu verstehen, wer wir sind und wohin wir gehören”, so der Autor.

Genau DAS kann sich positiv auf uns auswirken – aber auch negativ. Sowohl toxische Freundschaften als auch Familienumfelder können unser psychisches und physisches Wohlbefinden beeinträchtigen. Das muss gar nicht von Anfang an so sein, sondern kann sich erst im Laufe der Zeit entwickeln. Fenwick erklärt dazu: „Alle menschlichen Beziehungen sind herausfordernd, und je länger eine Beziehung dauert, umso mehr müssen wir lernen, mit dem täglichen Drama umzugehen.”

Kein Wunder also, dass gerade die Eltern-Kind-Beziehung sehr intensiv ist und mitunter Probleme mit sich bringen kann.

Fest steht jedoch: Fürsorgliche und liebende Eltern zu haben, ist ein Segen! „Menschen, die ihr Leben der Erziehung der eigenen Kinder widmen, sorgen dafür, dass es ihnen an nichts fehlt. [...] Aber die Eltern-Kind-Bindung ist heilig, und die von unseren Eltern gebrachten Opfer werden nicht selten zu unserer Schuldenlast.”

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Toxische Eltern – bei diesen Red Flags solltet ihr hellhörig werden

Insbesondere dann, wenn Eltern nicht loslassen können. Entweder aus Angst, ihre Identität und Autorität als Eltern zu verlieren oder aus Angst, dass ihren Kindern etwas zustoßen könnte. Dabei ist es auch egal, wie alt das Kind ist. Dies beeinträchtige laut Fenwick die Entwicklung eines (jungen) Menschen. Bei zu aufdringlichen Eltern sorge das zudem dafür, dass das Kind unter Umständen den Kontakt abbrechen könnten. Oder aber die Kinder lösen sich aus Dankbarkeit heraus nicht von klammernden Eltern, weil sie Schuldgefühle gegenüber ihnen haben.

Wann wird es ungesund, wann herrscht Red-Flag-Alarm?

Im Red-Flag-Terrain bewegen wir uns, wenn:

  • eure Eltern euch vorschreiben wollen, wie ihr zu leben habt, obwohl ihr bereits von Zuhause ausgezogen seid

  • eure Eltern euch erpressen, um Kontrolle zu erhalten

  • eure Eltern versuchen, mittels Geld Macht über euch auszuüben

  • eure Eltern unangebrachte Kommentare abgeben, zum Beispiel zu eurem Liebesleben, wann ihr denn endlich heiratet

  • ihr merkt, dass das ständige Einmischen euch bereits emotional und körperlich schadet beziehungsweise euch nicht guttut

  • ihr merkt, dass ihr bei euren Eltern nicht authentisch sein könnt

In solchen Fällen mache es, so Fenwick, Sinn, das Gespräch zu suchen, noch strenger mit den eigenen Grenzen zu sein und sich gegebenenfalls professionelle Hilfe zu holen, um die Eltern-Kind-Beziehung nicht (noch mehr) zu gefährden: „Wenn Eltern jedoch sehr fordernd oder manipulativ sind, dann haltet besser Abstand!”

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Ihr wollt Grenzen ziehen und gesunden Abstand zu euren Eltern gewinnen? Diese Tipps helfen!

„Eigentlich sind Eltern erstmal nur neugierig beziehungsweise zeigen aufrichtiges Interesse am eigenen Leben”, sagt der Autor. Aber es sei wichtig, „Nein” zu sagen, wenn es einem zu viel wird. Auch wenn das nicht leicht ist. Doch es gilt, eine Balance zwischen den eigenen Bedürfnissen und der gesunden, ausgewogenen Beziehung zur Herkunftsfamilie herzustellen.

Seine Tipps, wie das gelingen kann:

  • Zuerst einmal herausfinden, wieso man überhaupt die eigenen Bedürfnisse zurückstellt und so viel Rücksicht nimmt. Dadurch erhält man ein Stück weit die Kontrolle zurück

  • Abstand ist wichtig

  • In Ich-Botschaften kommunizieren

  • Sagen, dass man sich mehr Freiräume wünscht und den Wunsch äußern, dass man eigene Entscheidungen (und somit auch Fehler!) machen möchte

  • Um respektvollen Umgang bitten

Es sei laut des Autors normal, dass man dann vielleicht erstmal auf Widerstand stößt, einem teils vielleicht sogar ein schlechtes Gewissen gemacht wird. Aber: stark bleiben, lautet die Devise!

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