Forschern gelingt „Novum”
Brauchen wir bald keine Mütter mehr? Erstmals Geburt nur dank Spermien

Forscher haben erfolgreich die Natur ausgehebelt!
Wissenschaftlern aus Shanghai ist etwas gelungen, das bisher als unmöglich galt: Sie haben gesunde Mäuse rein aus Spermien gezeugt. Was bedeutet das für die Fortpflanzung von uns Menschen?
Wissenschaftler umgehen Naturgesetz der Fortpflanzung
Wie wir Menschen sind auch Mäuse Säuger. Das heißt, um sich fortzupflanzen benötigt es eine Eizelle, die durch ein Spermium befruchtet wird. Jedenfalls bisher. Denn das Forscherteam rund um Yanchang Wei vom Zentrum für Reproduktionsmedizin der Shanghai Jiao Tong University hat dieses Naturgesetz kürzlich erfolgreich umgangen.
Um zu verstehen, wie ihnen das gelungen ist, benötigt man ein wenig Hintergrundwissen:
In jeder Zelle eines Säugetiers – also auch in jeder Zelle eines Menschen – befindet sich ein Chromosomenpaar, bestehend aus einem Chromosom von der Mutter und einem vom Vater, erklärt das Wissenschaftsmagazin Scinexx. Am Ende ist jedoch immer nur ein Chromosom aktiv. Welches das ist, entscheiden bestimmte Kontrollmechanismen in der DNA (diesen Vorgang nennt man „Imprinting”). Dieser natürliche Kontrollmechanismus verhindert auch, dass aus zwei Eizellen oder aus zwei Spermien neues Leben entsteht.
Denn: Die mütterlichen und die väterlichen Bestandteile seien von Natur aus so konzipiert, dass sie perfekt ineinandergreifen und ein gesundes Lebewesen entstehen kann. Gebe es nur weibliche oder nur männliche „Datensätze” in einem neuen Lebewesen, wäre es nicht überlebensfähig.
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Ein Embryo aus zwei Spermien: Chinesischen Forschern gelingt „Novum”
Insgesamt hätten die Forscher aus Shanghai sieben Imprinting-Kontrollstellen (ICR) ausfindig machen können, die für die korrekte genetische Prägung von Mäusen entscheidend sind, erklärt Scinexx. Zwei davon seien immer männlichen, fünf weiblichen Ursprungs. Um nun neues Leben aus zwei Spermien und ohne Eizelle zu erzeugen, hätten die Wissenschaftler die Spermien so bearbeiten müssen, dass sie alle sieben ICR enthalten – neben den männlichen eben auch die weiblichen.
Die veränderten Spermien habe man anschließend in einer ausgehöhlten Eizelle (sie enthielt also kein Gen-Material mehr) zusammengeführt, heißt es in der Veröffentlichung der Forschungsergebnisse, die kürzlich in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) erschien.
Nur zwei von 259 Embryonen waren lebensfähig
Und tatsächlich seien die Spermien darin miteinander verschmolzen und hätten erfolgreich die sogenannte Blastozyste, ein sehr frühes Entwicklungsstadium eines Säugetierembryos, erreicht. „Ein Novom”, wie Scinexx schreibt.
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Scinexx erklärt weiter, dass 259 solcher Embryos in 18 Leihmutter-Mäuse eigepflanzt worden seien. 16 Mäuse seien tatsächlich trächtig geworden. Doch am Ende seien nur zwei normal entwickelte und lebensfähige Mäusejunge geboren worden.
Babys ohne mütterliche Gene wären „ethisch höchst fragwürdig”
Ob es auch beim Menschen möglich wäre, Babys ohne das Zutun weiblicher Gene zu zeugen? Rein wissenschaftlich betrachtet könnte das möglich sein, sofern das Imprinting-Muster das gleiche wäre wie bei Mäusen, heißt es auf Scinexx.
Aber: „Würde man solche Versuche mit menschlichen Embryonen durchführen, verstieße dies gegen Embryonenschutzgesetze und wäre zudem ethisch höchst fragwürdig.”