Expertin verrät’sNie mehr schlechte Kleidung! Mit diesen Tricks umgeht ihr Fehlkäufe

Verzogen, verblichen oder halb aufgelöst – so wollen wir unsere Kleidung nicht!
Und trotzdem passiert es immer wieder. Vor allem, wenn das Kleidungsstück gerade erst gekauft und vielleicht nur ein oder zweimal getragen wurde, ist das ärgerlich. Dabei lassen sich solche Fehlkäufe durchaus vermeiden. Worauf ihr schon im Laden achten solltet, hat uns Mode-Expertin Tamina verraten.
Warum hat immer mehr Kleidung schlechte Qualität?
Wer sich mal den Kleiderschrank der eigenen Mutter oder Großmutter angeschaut hat, wird merken: Viele Stücke, die vor Jahrzehnten gekauft wurden, sind immer noch erstaunlich gut erhalten. Natürlich ändern sich Trends und persönliche Vorlieben und es wird immer mal aussortiert. Doch kaputt? Ist nur wenig.
Wenn man hingegen auf die eigene Kleidung schaut, sieht es oft anders aus. Der Pullover ist schon nach der ersten Wäsche verfilzt, im Top sind nach einigen Jahren mehr Löcher als im Schweizer Käse und selbst der teure Markenmantel, für den man einst mehrere Hundert Euro hingeblättert hat, sieht nur noch ranzig aus. Das ist keine Einbildung, sondern Fakt.
So zeigt etwa eine repräsentative Umfrage von Greenpeace, dass fast jeder Zweite innerhalb von weniger als einem Jahr Schuhe, Oberteile und Hosen wegwirft. Der am häufigsten angegebene Grund von 92 Prozent der Befragten: Verschleiß. Auch ein Versuch französischer Forscher aus dem Jahr 2021 bestätigt das. Die Wissenschaftler wuschen 29 T-Shirts nach Waschanleitung – mehr als die Hälfte war bereits nach 15 Wäschen nicht mehr tragbar.
Aber warum ist das so oft so?
Das haben wir Mode-Expertin Tamina (27), die auf Instagram als „Tamina Nachhaltigkeit” über Bekleidung aufklärt, gefragt. Sie lebt in Köln, studiert Nachhaltigkeit und ist seit acht Jahren beruflich in der Modewelt unterwegs. Dort hat sie schon als Schneiderin gearbeitet, an Filmsets und bei namhaften Designern wie Kaviar Gauche. Sie hat zwei Antworten auf die Frage nach der schwindenden Qualität: „Zum einen sparen Unternehmen durch weniger Qualität Geld ein, indem etwa Mäntel nicht gefüttert werden oder es weniger Details, z.B. Knöpfe an Manschetten, gibt. Dadurch wird Material und auch Arbeitskraft gespart, denn oft fallen mehrere Arbeitsschritte komplett weg.”
Lese-Tipp: So viel Geld spart ihr mit teurer Kleidung
Die immer geringer werdende Zeit sei der zweite große Grund für die Qualitätseinbußen. „Gerade bei Fast Fashion stehen die Arbeiter und Arbeiterinnen unter extremen Stress. Da bleibt keine Zeit für Qualitätskontrollen.” Das Ergebnis: Es kommen auch Kleidungsstücke in den Handel, die schlecht verarbeitet sind.
Den Unternehmen, etwa Inditex (der Konzern, zu dem Zara gehört), mache das wenig aus. „Die meisten Leute sehen gar nicht mehr, wie schlecht viele Kleidungsstücke verarbeitet sind.” Davon profitieren die Unternehmen: Sie haben Geld eingenommen und die Kunden kaufen sogar noch mehr ein, weil das alte schnell kaputtgeht.
Doch wie können wir das vermeiden? Tamina hat konkrete Tipps.
Fehlkäufe vermeiden! Darauf solltet ihr beim Shoppen achten
Generell kann man nicht sagen, dass alle Kleidungsstücke von günstigen Herstellern „schlecht” seien und umgekehrt, dass Markenkleidung immer gut sei. „Ich habe auch schon bei Luxusdesignern schlecht verarbeitete Röcke gesehen”, verrät Tamina. Dabei könne man im Laden schon leicht erkennen, ob sich das Kleidungsstück lohnt oder nicht.
Schaut auf die Materialien: Gerade Stoffe wie Baumwolle, Wolle oder Viskose sind atmungsaktiver und ihr Geld oft „mehr” wert, als Polyester oder Acryl, die schlussendlich einfach Plastik sind. Noch besser ist es, wenn die Materialien nachhaltiger produziert sind. Das müsse laut der Expertin gar nicht teuer sein: T-Shirts und Longsleeves gibt es schon für 15 Euro, beispielsweise bei „Honest Basics” oder „hessnatur”.
Achtet auf die Verarbeitung: Wenn im Laden schon Fäden runterhängen, Taschen „aufspringen”, Nähte verzogen sind oder sich sogar schon auftrennen, kann man davon ausgehen, dass sich das Teil relativ schnell auflösen wird.
Prüft die Details: Um Geld und Arbeitsschritte zu sparen, wird mitunter ganz schön getrickst bei den Designs. Taschen sind nur aufgesetzt und können nicht genutzt werden, beim Wintermantel fehlt das Futter und bei dem Oberteil fällt der Kragen so komisch? Leider keine Seltenheit. Hier gilt: Was schon im Laden nicht gut aussieht, wird zu Hause nur noch schlimmer. Was zum nächsten Punkt führt ...
Macht den Alltagstest: Was heißt das? Ganz einfach: Alles, was ihr später oft machen werdet, macht ihr auch schon im Laden. Das heißt: Ihr zieht den Reißverschluss mehrmals auf und zu, ihr dreht das Pailletten-Top auf links, ihr knittert den Rock. Wenn ihr jetzt schon merkt, dass der Reißverschluss hakt, sich einige Pailletten lösen und die Knitterfalten das Design zerstören, heißt es: DAS kaufe ich nicht!
Günstig an gute Qualität? Der Tipp der Mode-Expertin
Ein weiterer Tipp von Tamina: „Geht in einen hochwertigeren Laden und fasst einfach mal die Stoffe an.“ Da viele Menschen sich hochwertige, aber eben auch hochpreisige Kleidung nicht leisten können, hätten viele gar kein Gefühl, wie gut und anders sich Stoffe anfühlen können. „Es hilft, wenn man hier einmal einen Vergleich hat. Dann schreckt man vielleicht vor reinem Plastik eher zurück.“
Wer günstig hochwertige Kleidung kaufen möchte, sollte laut Tamina vor allem Secondhand und auf Flohmärkten schauen. „Ich habe zum Beispiel letztens für 15 Euro einen Mantel aus 100 Prozent Wolle gekauft. Dafür hätte ich neu vermutlich 800 Euro gezahlt”, erzählt sie.
Lese-Tipp: Die besten Tipps und Tricks für Secondhand-Shoppen
Wer online Secondhand kauft, sollte darauf achten, nicht die gleichen Fehler wie im Laden zu machen. „Natürlich ist es besser, Fast Fashion gebraucht zu kaufen anstatt neu. Aber gute Qualität hat man dann nicht”, betont Tamina.
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Super-Sale, Weihnachtsangebote und Co.: Wie ihr Impulskäufe vermeidet
Gerade in der Vorweihnachtszeit locken besonders viele Schnäppchen im Internet. Und irgendwie sieht ALLES gut aus? Kein Wunder. Denn häufig wird ganz schön getrickst. „Wer einmal bei einem Fotoshooting war, weiß: Die Kleidung sieht auch bei den Models nicht so aus. Da wird alles einzeln abgesteckt und sieht dann nur auf dem Foto toll aus.”
Zudem würden Kunden bewusst manipuliert, um immer neue Sachen zu kaufen. Um dem zu entgehen, könnt ihr es wie Tamina machen: „Ich schreibe alles auf Wunschlisten oder schicke mir die Links selber. Dann schaue ich nach sieben Tagen, ob ich das Kleidungsstück immer noch haben möchte. Und ganz oft will ich es dann gar nicht mehr, der Impuls ist weg.”
So vermeidet ihr nicht nur Fehlkäufe, sondern spart auch richtig Geld. Und das kann man dann wieder in hochwertige Kleidung investieren. Perfekt, oder?