Preise, Tankstellen und Automarken

Aus Frittenfett! Was ihr zum neuen Sprit an der Tanke wissen müsst

von Esther Kusch und Laura Böhnert

Fahren mit Frittenfett!

90 Prozent weniger CO2-Ausstoß - das verspricht jetzt ein neuer Diesel-Kraftstoff, der ab jetzt an den Tankstellen verkauft werden darf. Aber was ist das genau – und kann ich den auch tanken? Die wichtigsten Infos für Autofahrer!

ADAC rechnet mit schrittweiser Einführung an den Tankstellen

HVO-100 heißt der neue Kraftstoff, das steht für „Hydro-treated Vegetable Oil“. Der Clou beim neuen Kraftstoff: Er wird aus alten Pflanzenölen und Fettresten hergestellt, die mithilfe von Wasserstoff veredelt werden. Der ADAC rechnet damit, dass der neue Sprit an den Tankstellen langsam schrittweise eingeführt wird.

Kann ich mit dem neuen Sprit Geld sparen?

Eher nicht! Der ADAC rechnet mit Preisen, die bis zu 20 Cent über dem herkömmlichen B7-Diesel und damit auf dem Niveau des sogenannten Premiumdiesels liegen. „Der Vorteil von HVO-100 ist ganz klar die CO₂-Reduzierung. Bis zu 90 Prozent weniger CO₂ Ausstoß in jedem alten Dieselmodell, das dafür freigegeben ist, ist ein Hebel, den Sie sonst nie haben, um irgendwie klimaneutraler zu fahren. Ein Nachteil dürfte der Preis sein. Wir gehen momentan von fünf bis 20 Cent mehr pro Liter aus”, sagt ADAC-Sprecher Micha Gephardt zu RTL.

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Kann mein Auto den Umwelt-Diesel tanken?

Eine Zapfsäule für HVO100 Diesel und Superbenzin an einer Tankstelle.
Diesen Zapfhahn mit HVO-100 wird man in Zukunft häufiger an der Tankstelle sehen.
Christian Charisius/dpa

Ob das eigene Auto für den Klimadiesel freigegeben ist, erkennen Besitzer am XTL-Symbol im Tankdeckel. Fehlt das, hilft ein Blick in die Bedienungsanleitung oder ein Anruf beim Händler. Der ADAC hat zum Jahreswechsel 2023/2024 die Hersteller abgefragt. Das Ergebnis: nur wenige PKW-Modelle sind freigegeben. Allerdings haben nicht alle Hersteller auf die Anfrage geantwortet.

  • Audi: keine Freigaben

  • BMW: Für alle Modell mit Vier- oder Sechszylinder-Diesel-Motor aus der aktuellen Dieselmotoren-Generation sowie Modelle mit technisch überarbeiteten Sechszylinder-Diesel-Motor der Vorgängergeneration.

  • Genesis: keine Freigaben

  • Hyundai: keine Freigaben

  • Kia: keine Freigaben

  • Mercedes: Eine Übersicht der freigebenden Mercedes-Modelle ist abrufbar auf der Webseite von Mercedes-Benz

  • Renault Group (Renault, Dacia, Alpine): Alle Dieselmodelle ab Euro 5

  • Seat: keine Freigaben

  • Skoda: keine Freigaben

  • Stellantis: Citroen, Peugeot: alle nach dem 1. Januar 2000 eingeführten Modelle; DS: alle Modelle Opel: o alle Fahrzeuge mit PSA-Dieselmotoren o Fahrzeuge ab Euro 5 mit folgenden Ausnahmen: − Combo MY 2017,5/2018 − Corsa D MY 2006-2024 − Meriva B MY 2010-2017 − Astra H MY 2004-2010 − Zafira B MY 2005-2014

  • Subaru: keine Freigaben

  • Suzuki: keine Freigaben

  • Toyota: Nur Fahrzeuge, mit entsprechendem Hinweis (Aufkleber Tankdeckel/Vermerk Bedienungsanleitung). Hierzu gehören • Yaris, Motor 1ND-TV • Auris, Motor 1ND-TV • Corolla, Motor 1ND-TV Hillux, Motor 1GD, 1GD-MHV, 2GD Land Cruiser, Motor 1GD-FTV

  • Volvo: Nur Fahrzeuge, mit entsprechendem Hinweis (Aufkleber Tankdeckel/Vermerk Bedienungsanleitung).

  • VW: keine Freigabe

Bekomme ich den Sprit an jeder Tankstelle?

Deutschland ist beim Bio-Sprit spät dran in Europa. Laut ADAC gibt es ihn vor allem in Skandinavien, aber auch in den Niederlanden („Blaue Diesel”), Italien (bei Eni) und Österreich sind Tankstellen, die paraffinischen Diesel anbieten, schon weitverbreitet: 2.250 Stationen bieten ihn schon in Reinform (100 Prozent) an, über 11.000 zumindest in Beimischungen. Das Bundesumweltministerium ging Anfang April nach RTL-Anfrage davon aus, dass rund 5 Prozent der Tankstellen die neuen Sorten anbieten werden. Bei rund 14.500 Tankstellen insgesamt in Deutschland heißt das: Rund 725 Tankstellen würden den Sprit anbieten. Der Bundesverband Energie-Mittelstand (Uniti), bei dem 40 Prozent der Straßentankstellen organisiert sind, erwartet, dass HVO100 in der Anlaufphase für Flottenbetreiber besonders interessant ist: Damit können sie CO₂-Vorgaben mit bestehenden Fahrzeugen leichter erreichen. Auch der Bundesverband freier Tankstellen (BfT) sieht großes Potenzial in der Speditions- und Logistikbranche: „Wir schätzen, dass 80 Prozent der HVO-Nutzung gewerblich sein wird.“

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Alles super also mit dem neuen Bio-Sprit?

Eine bessere Klimabilanz also - für die Kunden aber auch mehr zahlen müssen. Ob das wirklich etwas bringt? Die Umweltorganisation Greenpeace ist skeptisch.“Biokraftstoffe sind eine Scheinlösung, um den Status quo noch möglichst lange fortzuführen. Wenn man etwas für das Klima im Verkehr tun möchte, dann reden wir über Maßnahmen wie Tempolimit. Die wirken sofort,” sagt Lasse van Aken von Greenpeace im RTL-Interview. Der ADAC und Tankstellenverbände begrüßen aber den Schritt - um den Verkehr auf unseren Straßen zumindest etwas grüner zu gestalten.