Diese Faustregel ist wichtig

Zweites Ertrinken! Mediziner erklärt, wann es gefährlich wird

Adorable smiling little boy is sticking a tongue while taking a bath in warm water. || Modellfreigabe vorhanden
Wenn Kleinkinder zu viel Wasser verschlucken, kann es zu sekundärem Ertrinken kommen.
Anatolijs Jascuks, picture alliance, dpa

Viele Eltern haben riesengroße Angst davor!
Es wird immer wieder in den sozialen Medien thematisiert: das sogenannte zweite Ertrinken! Ein Kinderintensivmediziner erklärt, was dahintersteckt und wann ihr dringend einen Arzt aufsuchen solltet.

Wenn Kleinkinder baden: Es kann schnell lebensgefährlich werden

Keine Frage: Kleinkinder sollte man beim Baden nie aus den Augen lassen – auch wenn das Wasser flach ist. Das kann sonst schnell lebensgefährlich werden.

Hat das Kind beim gemeinsamen Planschen aber eine kleine Menge Wasser geschluckt, müssen sich Eltern in der Regel keine Sorgen machen.

Das sagt Till Dresbach, Oberarzt für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin am Universitätsklinikum Bonn.

Berichte über das sogenannte sekundäre oder zweite Ertrinken, die zum Beispiel in sozialen Medien kursieren, sagen oft aus: Das Schlucken kleiner Mengen Wasser ist auch Tage oder gar Wochen nach dem Vorfall noch lebensbedrohlich. Doch das stimmt nicht – zumindest dann, wenn vorher keine Symptome aufgetreten sind.

Sekundäres Ertrinken sei kein medizinischer Begriff, sagt Dresbach.

Er sei hauptsächlich eines: irreführend. Wenn Kinder etwas Wasser schluckten oder geringe Mengen einatmeten, führe das meist nur zu Hustenreiz, der die Lunge vor dem Wasser schütze, so der Kinderintensivmediziner.

Gefährlich werde es erst, wenn größere Mengen Wasser in die Lunge gelangen.

Lese-Tipp: Medizinerin warnt: „Ertrinken ist die häufigste nicht-natürliche Todesursache bei Kleinkindern“

Video-Tipp: So gefährlich ist „Zweites Ertrinken“

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Diese Faustregel solltet ihr beachten!

Wenn ich ein Kind aus dem Wasser rette, das größere Mengen Wasser geschluckt hat, sollte es natürlich einmal ärztlich angesehen werden, sagt der Kinderintensivmediziner.

Eine Faustregel, an der man sich den Experten des Uniklinikums Bonn zufolge orientieren kann:

Immer dann Medizinerinnen oder Mediziner zurate ziehen, wenn die Symptome nach dem Einatmen von Wasser schwerwiegender sind als beim Verschlucken eines Getränks.

Gleiches gelte, wenn das Kind sich erst Stunden oder Tage nach dem Verschlucken von Wasser erbricht, zunehmend hustet, Atemprobleme hat oder schneller atmet. Denn dann könne etwa eine bakterielle Lungenentzündung dahinterstecken, so Dresbach.

Lese-Tipp: DLRG über Gefahr im Wasser: „Kinder ertrinken in 90 Sekunden"

Eure Meinung ist gefragt!

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So solltet ihr bei Badeunfällen reagieren

Bei Badeunfällen raten Kinderintensivmediziner des Uniklinikums Bonn übrigens Folgendes:

  1. Das Kind unverzüglich aus dem Wasser retten.

  2. Sofort einen Notarzt verständigen mit der Nummer 112. Idealerweise übernimmt das eine zweite Person.

  3. Wenn das Kind bewusstlos ist und man keine Atmung feststellen kann, sollte man sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen starten. Bei einem Kind am besten mit Mund-zu-Mund-Beatmung. Wichtig: Den Kopf nach hinten überstrecken, damit die Luft auch die Lungen erreicht.

  4. Bei allen Kindern sollten es fünf Beatmungen sein. Dabei die Nase des Kindes zuhalten, um ein Ausweichen der Luft zu verhindern. Wenn nach den fünf Beatmungen keine Lebenszeichen vorhanden sind, sollte mit der Herzdruckmassage begonnen werden.

  5. Wichtig: Wiederbelebungsmaßnahmen können lebensrettend sein. Sie können die Behandlung erheblich verbessern, so die Experten. Es sei ein großer Fehler aus Angst keine Maßnahmen zu ergreifen. (dpa/ija)