Cortison-Entzugserscheinungen
Wasser fühlt sich für Christopher wie Säure an! Hautarzt-Fehldiagnose hat schwere Folgen
Als Christopher Ignas aus dem US-Staat Florida Ende 2019 plötzlich einen heftigen Hautausschlag am ganzen Körper entwickelt, entschließt er sich, einen Hautarzt aufzusuchen. Der Mediziner glaubt: Bei dem Ausschlag muss es sich um ein Ekzem handeln. Er verschreibt seinem Patienten eine Cortisoncreme – jedoch mit fatalen Folgen. Heute blickt der 32-jährige Christopher auf zwei qualvolle Jahre zurück. Sogar Wasser fühle sich auf seiner Haut wie Säure an, sagt er.
Starke Schmerzen und Juckreiz: Christopher will sich „seine Haut abreißen“
Nachdem er im Januar 2020 die Cortisoncreme verschrieben bekommt, trägt Christopher diese zehn Monate lang gewissenhaft auf. Doch die Nesselsucht auf seiner Haut wird immer schlimmer und breitet sich über seinen gesamten Körper aus. Auf der Suche nach dem wahren Grund für die heftige Hautreaktion hört er auf, sein Allergie-Medikament zu nehmen – und siehe da: Der Ausschlag verschwindet! Christopher vermutet, dass eine Allergie gegen die Antihistaminika für die extreme Reaktion verantwortlich gewesen sein muss.
Da es seiner Haut nun besser geht, setzt er auch die Cortisoncreme ab. Das jedoch sollte er bald bereuen! Eine Woche später treten noch schmerzhaftere Symptome auf: „Die Haut an meinem ganzen Körper, von Kopf bis Fuß, wurde rot und begann zu nässen“, berichtet Christopher „Jam Press“. Sein Gesicht schwillt an, sein ganzer Körper juckt so stark, dass er sich blutig kratzt. Und die Symptome bleiben. Ein ganzes Jahr lang habe er sich „seine Haut abreißen“ wollen, weil die Schmerzen ihn so quälten, erinnert sich der US-Amerikaner weiter.
Anfangs nimmt er stundenlange Bäder, denn die lindern den Juckreiz. Doch mittlerweile fühle sich Wasser auf seiner Haut wie „Säure“ an.
Noch acht weitere Ärzte sucht Christopher Ignas in den folgenden Monaten auf. „Jeder einzelne von ihnen verbrachte gerade einmal Sekunden damit, mich anzuschauen, um mir dann zu sagen, dass ich Neurodermitis hätte. Also sagte ich ihnen, was ich über Cortison-Entzugserscheinungen gehört hatte", sagt der 32-Jährige. „Doch mir wurde gesagt, dass so etwas nicht existiere, selbst nachdem ich erklärt hatte, dass diese Krankheit weltweit anerkannt ist. Ich fühlte mich nicht ernst genommen.“
Also beschließt er, auf eigene Faust herauszufinden, was seiner Haut guttut. „Ich habe mich von Medikamenten ferngehalten, nachdem mir zwei Jahre meines Lebens von ihnen genommen wurden." Seine Taktik scheint aufzugehen, langsam bessert sich der schmerzhafte Ausschlag. „Meine Haut ist immer noch dünn, aber sie nässt nicht mehr und auch das Brennen und Jucken ist besser geworden. Ich habe das Gefühl, dass ich die richtige Wahl getroffen habe, indem ich auf mein Bauchgefühl gehört habe."
Wie kann es zu Cortison-Entzugserscheinungen kommen?
Durch die intensive Nutzung und plötzliches Absetzen von hochdosierter Cortisoncreme – vor allem, wenn man diese über einen längeren Zeitraum benutzt hat – kann es zu einer Art Entzug kommen. Das bestätigt uns auch die Hautärztin Yael Adler: "Dann kann es auch wirklich im Körper Beschwerden machen, die auch sehr gefährlich sind", so die Dermatologin. Zu den Symptomen einer solchen Absetzreaktion zählen unter anderem niedriger Blutdruck, Gelenkschmerzen, Müdigkeit sowie ein schwerer Rückfall der Hauterkrankung, die mit dem Mittel eigentlich behandelt werden sollte.
So auch geschehen beim kleinen Colby aus Hawaii. Seine Geschichte sehen Sie im Video:
Wie wirkt Cortison im Körper?
Cortison ist ein körpereigenes Hormon, das als Medikament bei einer großen Anzahl von Krankheiten eingesetzt wird. Seine entzündungshemmenden Eigenschaften machen es zu einem der meistgenutzten Medikamente weltweit. Beispielsweise unterdrückt Cortison Allergien und lindert die Symptome von immunologischen Reaktionen. Bei schweren Fällen von Neurodermitis hilft ebenfalls häufig nur noch Cortison. Auch in der Behandlung von Krebs findet es in bestimmten Fällen Verwendung.
Der große Nachteil an der medikamentösen Gabe von Cortison: die vielen möglichen Nebenwirkungen. Dazu gehören ein Anstieg des Blutdrucks, Erhöhung der Blutfettwerte, erhöhte Anfälligkeit für Infekte, Wassereinlagerungen im Gewebe, Gewichtszunahme sowie Osteoporose. Durch den Eingriff in das körpereigene Hormonsystem kann dieses vor allem durch längeren Einsatz von cortisonhaltiger Medizin in seiner Funktionsfähigkeit gestört werden. Der Körper benötigt auch nach einer Absetzung nicht selten einige Zeit, bis die Hormon-Eigenproduktion wieder uneingeschränkt funktioniert. (dhe)
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