Bahnfahrt mit Folgen
"Zum Abregen auf die Autobahn" - Mann macht seinem 9-Euro-Ticket-Ärger im Netz Luft

Günstig mit dem Nahverkehr an die Arbeit, in die Natur oder zur Liebsten fahren – das 9-Euro-Ticket soll das und noch mehr seit dem 1. Juni möglich machen. Eigentlich. Denn ganz so entspannt wie es klingt, scheint es dann nämlich doch nicht zu sein, wie sich jetzt herausstellt. Zumindest ist ein Nutzer des Tickets nach seiner Fahrt im Nahverkehr so traumatisiert, dass er es gleich wieder loswerden will.
"Fahre jetzt wieder mit dem Porsche zur Arbeit"
„Habe mit so ein 9-Euro-Ticket geholt. Nicht, weil ich es nötig hätte, aber ihr wisst, man wird nicht reich vom Geld ausgeben.“ So beginnt die Wutrede eines Mannes aus Aichach auf eBay auf das 9-Euro-Ticket. Er sei zwei Tage mit der Bahn zur Arbeit gefahren, zum ersten Mal seit „bestimmt 10 Jahren“, und nun wisse er wieder wieso. Seine Erfahrungen klingen durchaus traumatisch: „Hatte dort an zwei Tagen mehr Körperkontakt als in den letzten zwei Jahren“, schreibt er. Ob Deos momentan auch ausverkauft seien? Ein Mann habe mit ihm seinen Döner geteilt – auf seiner Hose.
Und als sei das nicht genug gewesen, gibt es auch noch ein Beziehungsdrama der Extraklasse – gratis, versteht sich. „Achja und Daniel, deine Freundin will sich von dir trennen, sie wartet aber noch auf den richtigen Moment. Wollte dir nur Bescheid geben, falls dies noch keiner der anderen 200 Fahrgäste getan hat, die auch anwesend waren.“ Okay, aber etwas mehr Mitleid für Daniel, wäre hier eigentlich schon angebracht, oder nicht?
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Für den Verkäufer steht jedoch fest - eine Entschädigung muss her. Man müsse ihm schon neun Euro die Stunde zahlen, damit er das Ticket weiter nutze, schreibt er. Sein Fazit: Weg mit dem Ticket und zurück zum guten, alten Verbrennungsmotor mit vier Rädern. „Fahre jetzt wieder mit dem Porsche zur Arbeit. Ist sowieso nicht gut, wenn der so lange steht“, verkündet er. Er sei zum Abregen erst einmal 50 Kilometer über die Autobahn gefahren. Sonst sei da immer Stau, aber heute habe er freie Fahrt gehabt. Und da fehlt sogar noch einiges mehr in seinem Wagen: die 200 anderen Fahrgäste, der Döner auf seiner Hose und Daniels Fast-Ex-Freundin. Ans Deo wird er nach den zwei Tagen in der Bahn wohl aber gedacht haben.
Übrigens: Wer das Ticket bei ihm abholen will, knackt den Jackpot erst Recht! „Wer den Zettel abholen kommt, bekommt von mir einen bemitleidenen Blick und einen Schulterklopfer gratis dazu.“ Bei so viel Großzügigkeit fehlen einem doch tatsächlich die Worte. (jbü)
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