Zahnarzt erklärt, wie das passieren kannAchtung! Mit diesen Zahnputz-Fehlern werden eure Zähne gelb statt weiß

Kaffee, Tee, Wein und Rauchen verfärben unsere Zähne – das wissen wir.
Aber wusstet ihr, dass zu starkes Zähneputzen unsere Zähne ebenfalls verfärben kann? Und das, obwohl wir damit doch eigentlich genau das Gegenteil haben wollen: gesunde, weiße Beißerchen. Zahnarzt Dr. Tristan Peh aus Singapur erklärt im Video, woran das liegt. Aber kann das wirklich sein? Wir haben dazu auch einen deutschen Experten befragt. Was uns Dr. Jens Vogel zu dem Mythos sagt.

Schadet es den Zähnen, wenn wir sie zu stark putzen?

Wir wollen von Zahnarzt Jens Vogel wissen: Wie würden Sie das TikTok-Video einschätzen?
„Der Kollege aus Singapur hat nicht ganz Unrecht, dass man durch zu starkes Zähneputzen – das Schrubben – den Zahn schädigen kann. Grundsätzlich ist das so, dass mehrere Faktoren einfließen“, erklärt Vogel. „Das heißt, wenn sich zum Beispiel eine harte Zahnbürste benutzen, kann das zusätzlich zum Abtragen des Zahnschmelzes führen.”

Und er ergänzt: „Auf der anderen Seite muss auch die Zahnpasta richtig gewählt werden: Wenn man eine zu stark abtragende Zahnpasta verwendet, wo zu große Putzkörper enthalten sind, kann das zusätzlich dazu zu einer Schädigung führen.“

Können Zähne von zu viel Putzen wirklich gelb werden?

Ja! Dass die Zähne von zu starken Schrubben gelb werden, bezeichnet Vogel als sogenannte Putzstraße. „Man schrubbt auf einer Linie und putzt ganze Zahngruppen ab – anstatt jeden einzelnen Zahn vorsichtig zu putzen. Unter dem Zahnschmelz liegt das natürlich gelbe Dentin. Wenn der Zahnschmelz weggeputzt ist, kann es halt zu dieser leicht gelblichen Färbung kommen. Je stärker der Defekt ist, umso mehr liegt das Dentin frei. Umso mehr wird der Zahn gelb.“

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Aber: So einfach ist das nicht, weiß der Experte: „Da muss man aber auch schon einige Zeit – mehrere Jahre – sehr, sehr stark putzen, dass das passiert, da der Zahnschmelz das Härteste ist, das im menschlichen Körper vorkommt.“

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Was ist überhaupt Dentin?

Ein einzelner Zahn besteht hauptsächlich aus dem Baustoff Dentin und besitzt in seinem Inneren einen Hohlraum, in dem Nerven und Gefäße liegen. Mikroskopisch kleine Kanäle (Dentintubuli), in denen sich weitere Nervenäste befinden, führen zu Zahnoberfläche. Diese Kanäle ziehen sich durch die Struktur des gesamten Zahns. Aber nur auf der Zahnkrone werden sie vom Zahnschmelz geschützt, was dafür sorgt, dass wir beim Essen normalerweise keine Schmerzen haben.

Liegt aber ein ungeschützter Teil des Zahnhalses frei, der normalerweise vom Zahnfleisch bedeckt ist, werden die Nerven, über die kleinen Kanäle, schnell gereizt und es kommt zum blitzartigen Schmerz.

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Die richtige Putztechnik und die richtige Zahnbürste

Außerdem wichtig beim Zähneputzen: die richtige Putztechnik! „Es ist auch so, wenn man zu sehr schrubbt, dass man halt die Zahntechnik anpassen sollte. Das wird im Video auch beschrieben, dass man eher vom Zahnfleisch in Richtung Zahn ausstreichen sollte.“

Ein weiterer Tipp des Zahnarztes lautet: Lasst euch von der Technik helfen. „Man könnte auch überlegen, eine elektrische Zahnbürste zu nutzen – mit Bewegungs- beziehungsweise Drucksensor, dass man dem zu großen Druck aus dem Weg geht, weil die Zahnbürste dann einfach nicht weiter putzt.“

Elektrische Zahnbürsten mit solchen Sensoren gibt es von Marktführern und auch kleinere, günstigere Formen. Ein angemessener Preis liegt bei unter 100 Euro, laut Vogel.

Die Kombi macht’s! Ein vernünftige Zahnpasta und die Kombination mit Zahnbürste ist entscheidend, damit nichts schief geht. Auf Dauer würde ich eine mittelharte Zahnbürste empfehlen. Und grundsätzlich keine Whitening-Produkte. Nichts, das irgendwie mit Bleaching von zu Hause zu tun hat. Gerade bei diesen Zahnpasten sind sehr große Putzkörper enthalten, die den Zahn besonders anrauen und den Zahnschmerz wegputzen“, lautet Vogels Ratschlag.

Außerdem: Eine ganz normale Zahncreme mit einem normalen RDA-Wert, der zwischen 35 – 50 liegen sollte, ist sinnvoll. Der RDA-Wert steht auf der Zahnpasta-Verpackung. Vogel ist sicher: „Wenn man das mit einer normalen Technik verbindet, dann sollte man eigentlich keine Schädigung des Zahnschmelzes herbeiführen.“

RDA steht für „Relative Dentin Abrasion“ – der verhältnismäßige Abrieb an den Zähnen – und sagt, wie groß die Putzkörper in einer Zahncreme sind und wie gut diese den Zahnschmelz abreibt.

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Der schlimmste Fall der Fälle tritt ein und der Zahnschmelz ist weg - was können wir tun?

Wenn nun schon alles zu spät ist – gibt es dann immer noch Rettung? „Es ist leider so, dass der Zahnschmelz, wenn er einmal weggeputzt wird, nicht nachwächst. Soweit sind wir leider noch nicht bei der Zahnmedizin“, macht Vogel deutlich. Beim Wiederherstellen des Zahnes gibt es dann verschiedene Füllungstherapien – typische Kompositfüllungen, der Einsatz von Veneers oder auch Kronen.

Was ist mit Zahnpasta mit künstlichem Zahnschmelz – können die im schlimmsten Fall noch helfen?

„Das verkauft sich erst mal primär gut“, so der Experte. „Es ist eher so, dass viele Patienten sensible Zähne haben und dann vielleicht auch zu stark geputzt haben. Durch die Zahncreme versuchen sie, den Zahn wieder zu beruhigen. Und das muss nicht schlecht sein. Es geht meistens darum, dass dann letztlich die Dentinkanäle, die frei geputzt werden, zu behandeln und der Zahn mineralisiert wird. Das ist dann halt von Zahnpasta zu Zahnpasta unterschiedlich.“ Vogels Empfehlung in diesem Fall ist dann der Griff zur Sensitive-Zahnpasta.

Heute schon geputzt? Vier wichtige Zahnpflege-Grundregeln im Überblick

Die richtige Putztechnik: Wer mit harten Zahnbürsten zu viel Druck ausübt, beschädigt Zahnschmelz und Zahnfleisch. Mit einer elektrischen Bürste werden Fehler in der Technik ausgeglichen. Viele moderne Modelle geben ein Warnsignal, wenn ihr die Bürste zu fest aufdrückt.

Zahnbürste alle drei Monate wechseln: Ob ihr zur Handzahnbürste oder E-Zahnbürste greift – um einen regelmäßigen Wechsel der Bürsten und Aufsätze kommt ihr nicht herum. Schreibt es euch in den Kalender, wann der nächste Bürstenkopf fällig ist. Denn wenn eine deutliche Abnutzung zu sehen ist, hat die Putzqualität schon länger gelitten.

Die Zwischenräume ordentlich reinigen: Zahnseide und Interdentalbürsten befreien eure Zahnzwischenräume von Ablagerungen des Tages. Der tägliche Einsatz ist deshalb immer gut. Auch Mundduschen sind gut: Ihr reinigt und massiert euch Zahnfleisch gleichzeitig, sodass dieses besser durchblutet ist.

Benutzt eine Mundspülung: Nach dem Zähneputzen mindestens 30 Sekunden lang mit einer Mundspülung zu spülen, lohnt sich! Durch die regelmäßige Anwendung einer antibakteriellen Mundspülung könnt ihr den Zahnbelag reduzieren – genau wie die Ursachen für Mundgeruch. (ude)