Ägypten-Urlaub wird zum Albtraum: RTL undercover in Ägypten: Hotelbuffet voller Schimmel und Keime
Stellt euch vor, ihr habt lange für einen schönen All-Inclusive-Urlaub gespart – doch dann sorgt offenbar das Buffet dafür, dass ihr vor Ort extrem krank werdet! Gleich mehrere Ägypten-Urlauber haben sich deshalb bei uns gemeldet. Es gibt sogar Berichte über einen Todesfall. Zwei RTL-Reporter sind daher mit Mini-Labor und einem Experten undercover in das fragliche Hotel gereist. Und was sie dort entdeckt haben, ist wirklich erschreckend.
Melanie Deckwart würde ihren Urlaub in Ägypten am liebsten aus dem Gedächtnis streichen. Die 51-Jährige reiste mit ihrer Schwester im Mai für eine Woche in ein Drei-Sterne-Hotel in Hurghada. Am vierten Urlaubstag bekommt sie schwere Bauchkrämpfe.
„Ich bin dann auf die Toilette und habe dann alles rausgebrochen. Meine Schwester meinte nur, das waren jetzt wie die Niagarafälle.“
Was genau der Grund für die Erkrankung sein soll, erfährt sie angeblich nicht. Ihre Schwester zahlt die Arzt-Rechnung von über 3.000 Euro. Die 51-Jährige ist sich sicher, sich im Hotel infiziert zu haben. Außerhalb habe sie nichts gegessen oder getrunken.
„Also die ganzen Salate und der ganze Joghurt, die Wurst in der Früh, das ist alles ohne Kühlung.“ So ihre Erzählung. Herrscht dort ein generelles Hygieneproblem?
Das können unsere Reporter nur vor Ort herausfinden. Sie reisen nach Ägypten. In das Hotel. Der erste Eindruck am Buffet: „Also man sieht auf jeden Fall, dass sich viele bedienen. Appetitlich sieht es nicht aus“
Außerdem seien Katzen im Restaurant-Bereich herumgelaufen, so die Erzählung. Morgen werden die Reporter hier Lebensmittelproben nehmen.
IHR Ägypten-Urlaub endete sogar tödlich: Isabell Alu fliegt mit ihrer Freundin Anita Anfang Mai für zehn Tage in das Hotel in Hurghada. Die beiden unternehmen noch eine Bootstour, um Delfine zu beobachten. Hier essen sie am sechsten Urlaubstag auswärts. Dass dies das letzte gemeinsame Foto der beiden wird, ahnt zu diesem Zeitpunkt niemand.
Anita Rehatta, Freundin der Toten: „Und dann haben wir im Hotel abendgegessen. Und sie hatte Suppe. Ich habe nur einen Löffel probiert. Wir haben nicht viel gegessen, Suppe komisch.“
Wenige Stunden später bekommen beide Bauchschmerzen und Durchfall. Lag es am Essen auf dem Boot, im Hotel oder gibt es ganz andere Ursachen? Anita erzählt, bei Isabell wird es über Nacht immer schlimmer. Sie will ihrer Freundin helfen, da diese sich immer öfter übergeben muss. Gegen neun Uhr morgens verlässt Anita das Zimmer, um in einer Apotheke Medikamente zu besorgen: „Und dann bin ich wieder zurück ins Zimmer. Sie war im Bett. Ich dachte, dass sie schläft. Und dann wollte ich sie wegen der Medikamente wecken, aber sie reagierte nicht mehr.“
In der Übersetzung der Sterbeurkunde aus Ägypten steht später „akuter Herzinfarkt“.
Fakt ist: Mehrere Urlauber, die zur gleichen Zeit im selben Hotel waren, berichten uns von starken Magenproblemen. Deswegen wollen unsere Reporter jetzt die Lebensmittel in dem Hotel untersuchen. Sie starten beim Frühstücksbuffet. Die Auswahl ist wieder riesig.
Insgesamt haben wir am Ende 15 verschiedene Speisen, die wir auf verschiedene Krankheitserreger wie E.coli-Bakterien testen – in einem mobilen Minilabor, das wir im Hotelzimmer aufbauen.
Auch die Reinigung der Esstische wirkt auf uns oberflächlich: Schnell werden hier viele Tische nacheinander mit demselben Lappen abgewischt. In einer unbeobachteten Sekunde testen wir genau diesen Lappen mit einer sogenannten „Abstrichprobe“!
Direkt im Anschluss werten wir diesen Test aus. Der Wert an organischen Rückständen, aus dem man die Verschmutzung ablesen kann, ist extrem hoch: mit über 80.000. Christoph Skirde ist Berater für Hygiene und Lebensmittelsicherheit. Wie schätzt er das ein?
"Lappen Tische abwischen.. Der nächste Gast hat dann Hände auf dem Tisch und so wird es dann immer mehr, die Verkeimung wird immer mehr.“
Zurück zur verstorbenen Isabelle. Warum sie im Ägypten-Urlaub vor vier Monaten starb, wird aktuell noch untersucht. Vorher hatte sie starke Magen-Darm-Beschwerden. Am Tag vor ihrem Tod hatte sie im Hotel UND auf einem Boot gegessen. Wir buchen beim selben Betreiber eine Tour. Essens-Proben können wir hier nicht nehmen, weil sie für eine Auswertung kühl gehalten werden müssten – das ist auf der ganztägigen Tour nicht möglich. Aber: Besteck wie auch Teller weisen hohe organische Rückstände auf, was bedeutet, dass sie nicht ganz sauber sind. Rückschlüsse aufs Essen können wir daraus aber nicht ziehen.
Isabells Schwestern sind immer noch schockiert. Sie zweifeln an der Todesursache aus Ägypten: am „Akuten Herzinfarkt“: „Zum Glück konnten wir das dann anschließend in die Wege leiten, dass sie nach Freiburg kommt zur Gerichtsmedizin und von Kopf bis Fuß wurde alles untersucht und da hat man überhaupt nichts gefunden“ – „Herz war in Ordnung, kein Schlaganfall, müssen auf Gewebeprobe warten.“
Eine Obduktion gab es in Ägypten nicht. Untersuchungen in Deutschland haben bisher keine gängigen Krankheitserreger feststellen können. Ergänzende Tests laufen aber noch.
Die Ergebnisse UNSERES Lebensmitteltests in Ägypten sind da. Die Resultate von dort haben wir in einem zertifizierten Labor in Österreich nochmal überprüfen lassen. Unsere Testungen vor Ort ergeben, dass elf von 15 Proben mit verschiedenen Krankheitserregern belastet sind – wie zum Beispiel E.Coli, Schimmel oder Listerien. Teilweise ist das Vorkommen der Bakterien so hoch, dass sie nicht mehr einzeln zählbar sind. Unser Experte schätzt die Ergebnisse wie folgt ein:
„Die Keime, die wir dort gefunden haben, können wirklich gefährlich werden. Bei Immunschwachen und Kranken können die bis zum Tod führen. Das ist möglich. Und deswegen ist der gesamt Hygiene-Status, den wir da widergespiegelt haben, sehr bedenklich.“
Laut Experte könnten vergleichbare Ergebnisse in Deutschland zu einer vorübergehenden Schließung eines betroffenen Hotels führen.
Wir wollen dem Hotel in Ägypten unsere Ergebnisse mitteilen – aber die Kontaktaufnahme ist kompliziert.
Immerhin erreichen wir den Reiseveranstalter, bei dem Isabell und Anita gebucht hatten. Er schreibt uns: Das Hotel verfüge
„(…) über ein internes Hygieneteam, das den Prozess der Lebensmittelzubereitung und die Hygiene überprüft. Beispielsweise wird die Temperatur heißer und kalter Speisen durchgehend überwacht.“
Tatsächlich können unsere Reporter die Temperaturüberwachung während ihrer Buffet-Besuche einmal in fünf Tagen beobachten. Einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Tod von Isabell und Hygienemängeln im Hotel bewertet der Reiseveranstalter als „rein spekulativ“.
Vom Hotel haben wir bis zur Ausstrahlung keinerlei Reaktion erhalten. Der Reiseveranstalter, über den Melanie Deckwart gebucht hatte, hat das entsprechende Hotel immerhin vorläufig „aus dem Verkauf genommen“. Auch die eigene Hotel-Website ist aktuell nicht mehr erreichbar. Isabells Angehörige hoffen weiterhin auf Klarheit, um den tragischen Verlust in der Familie besser verarbeiten zu können.