Vom Sixpack zu gesundem Körpergewicht
YouTuberin hungert jahrelang für die „perfekte“ Figur - so sieht sie heute aus

Ciao Size Zero, hallo gesundes Leben!
Stephanie Buttermore ist erfolgreiche YouTuberin, mittlerweile haben mehr als eine Million Menschen ihren Kanal abonniert. Dort sieht man eine durchtrainierte, sportliche und gesunde Frau. Doch so sah Buttermore nicht immer aus. Jahrelang hungerte sie für einen scheinbar „perfekten“ Körper. So lange, bis gar nichts mehr ging. Was sie dann tat und wie es ihr heute geht.
Stephanie Buttermore (29) aß jahrelang zu wenig
Seit Jahren ist Stephanie Buttermore (29) aktiv in der Fitness-Szene. Die junge Frau, die mittlerweile auch als Krebs-Forscherin promoviert hat, beginnt ihre Trainingsreise im eher extremen Spektrum. Im Jahr 2014 nimmt sie zum ersten Mal an einem Bikini-Bodybuilding-Wettbewerb teil und macht ihre erste radikale Diät. Jahrelang trainiert sie täglich, probiert immer neue und effektivere Übungen aus. Dabei isst sie die meiste Zeit viel zu wenig Kalorien. Sie habe bei jeder Mahlzeit aufgehört zu essen, wenn ihr Magen etwa zur Hälfte gefüllt war. Das wiederum führte dazu, dass sie permanent hungrig war.
Nur einmal in der Woche, an ihrem sogenannten „Cheat Day“, erlaubt sie sich, unbegrenzt Fast Food und Süßigkeiten zu essen. Videos mit Titeln wie „9000 Kalorien Fitgirl Cheat Day“, in denen die extrem dünne Frau Burger, Donuts, Torte und Cookies verspeist, bekommen mehr als drei Millionen Views auf YouTube und machen ihren Kanal bekannt. Während ihr Freund, ebenfalls Fitness-YouTuber, Probleme damit hat, 10.000 Kalorien pro Tag zu essen, ist Stephanie froh, zumindest stundenweise aus ihrem strikten Diätplan auszubrechen.
Doch die „Cheat Days“ lindern ihren Heißhunger nur kurz. Stephanie geht es immer schlechter. Irgendwann ist sie so untergewichtig, dass sie nicht mehr ihre Periode bekommt.
Sie „konnte nur noch an Essen denken“
Vor vier Jahren dann zieht Stephanie die Reißleine. In einem YouTube-Video sagt sie: „Mir war immer kalt, ich war müde, hatte keine Kraft und permanenten Heißhunger.“ Sie habe nicht mehr gewusst, wie es sich überhaupt anfühle, satt zu sein. Zu diesem Zeitpunkt habe sie „nur noch an Essen denken“ können.
Auf der Suche nach einer Lösung stößt Buttermore auf das Konzept „All In“. Bei dieser Ernährungsform nimmt man täglich mindestens 2.500 Kalorien zu sich, ein Limit nach oben hin gibt es nicht. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Tages-Kalorienbedarf von Frauen in Stephanies Alter liegt bei etwa 1.900 Kalorien. Sie selbst aß jahrelang deutlich weniger. Wenn sie an Bikini-Wettbewerben teilnahm, habe sie teilweise wochenlang nur Fisch, Spargel und Haferflocken gegessen und sei so täglich auf nur knapp 800 Kalorien gekommen.
Die Umstellung ist also radikal. Doch Buttermore ist so verzweifelt, dass sie sagt: „Zu diesem Zeitpunkt hätte ich alles probiert, um nicht mehr dauerhaft hungrig zu sein.“
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Buttermore isst nun so viel, wie sie will - mit Folgen

Im Zuge ihrer „All In“-Diät, isst Buttermore nun täglich im Schnitt 5.000 Kalorien. Dabei ernährt sie sich weiterhin überwiegend von gesunden und vitaminreichen Lebensmitteln, isst davon jedoch so viel, wie sie möchte, und verbietet sich keine Süßigkeiten oder Fast-Food, wenn ihr danach ist.
Das hat Folgen: Allein innerhalb des ersten Monats nimmt sie acht Kilo zu, innerhalb des ersten halben Jahrs sind es mehr als 19 Kilo. Hinzu kommen Hitzewellen und Wassereinlagerungen, der ganze Körper und das Gesicht sind aufgedunsen.
Auch psychologisch gibt es Herausforderungen. Denn nach Jahren als extrem dünne und sportliche Frau nimmt Stephanie nun sichtbar zu und ist der konstanten Kritik ihrer Follower ausgesetzt ist. Schon bevor sie zunimmt, sagt sie: „Eine Fitness-Influencerin zu sein und in der Fitnessbranche zu arbeiten, ist extrem stressig. Es ist schwer, den Schönheitsstandards der Fitnessbranche gerecht zu werden.“
In der Zeit ihrer radikalen Gewichtszunahme bekommt sie unzählige Kommentare, die sie hart treffen: „Fette Kuh“, „dicker als meine Oma“ oder „Fett-Arsch“ sind nur drei Beispiele. Immer wieder kämpft sie gegen den Hass im Internet, überlegt, wieder eine Diät zu machen oder ihre Karriere auf Social Media zu beenden.
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Irgendwann stagniert ihr Gewicht

Doch sie bleibt dran – und optimistisch. Schon zu Beginn ihrer Ernährungsumstellung mutmaßte sie, dass sie zwar schnell viel Gewicht zulegen würde. „Mein Körper will jetzt das aufbauen, was ihm all die Jahre gefehlt hat“, sagte sie selbst. Dabei hatte sie auch die Hoffnung, dass sich irgendwann ihr Hunger – und somit auch die Anzahl der täglichen Kalorien, die sie aß – wieder reduzieren würde. Und sie behielt Recht.
Schon nach drei Monaten, nach einer Reise nach Australien und Bali, auf der sie wenig trainierte und ohne Scham so viel aß, wie sie wollte, geht Stephanies Hunger langsam zurück. Nach sechs Monaten, als ihr Gewicht am höchsten ist, hat sie zum ersten Mal das Gefühl, ein normales Essverhalten zu haben. Nach acht Monaten gehen die Wassereinlagerungen und Schwellungen zurück und nach dem neunten Monat auch ihr Gewicht.
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Funktioniert die „All In“-Ernährung bei jedem?
Wichtig ist, dass es sich bei Stephanie Buttermores Erfahrung um ein Extrembeispiel handelt. Nachdem sie sich jahrelang selbst auf ein Minimum-Gewicht herunter gehungert hatte, brachte ihr nur das unbegrenzte Essen wieder einen normalen Appetit und ihre Gesundheit zurück. Doch das heißt nicht, dass jeder unbegrenzt das essen kann, was er möchte. Denn die „All in“-Diät ist vor allem für Menschen, die an extremem Untergewicht leiden.
Das Endergebnis von „All in“ ist, so die Theorie, das Gewicht, das genetisch veranlagt sei. Und das ist, so betont Stephanie heute „bei einigen höher und bei anderen niedriger“. Grundsätzlich ist es vor allem wichtig, ein gesundes Mittelmaß zu finden aus gesunden und ungesunden Produkten, ausreichend Bewegung und Sport, der nicht obsessiv ist, und vor allem: so viel zu essen, bis man satt ist. Eine Botschaft, die auch Stephanie Buttermore unterstreicht: „Essen spielt so eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft – und endlich kann auch ich es wieder genießen.“
Wie viel sie heute, mehr als zwei Jahre nach ihrer radikalen Ernährungsumstellung, wiegt, weiß Stephanie nicht. Aber sie weiß, dass ihr Gewicht relativ konstant ist. Und: „Ich fühle mich gesund, ich fühle mich fit, ich habe normalen Hunger und Appetit. Alles in allem fühle ich mich einfach wohl in meiner Haut!“