„Das Rennfahren war für ihn das Ventil, es allen zu zeigen"
Wolff: Rassismus-Erfahrungen haben bei Hamilton große Narben hinterlassen

Die Motorsportszene spekuliert weiter über einen möglichen Rücktritt von Rekordweltmeister Lewis Hamilton. Für seinen Boss scheint die Sache dagegen klar zu sein - Mercedes Teamchef Toto Wolff glaubt, dass der 37-Jährige weiter motiviert ist, „es allen zu zeigen“.
"Als Kind wurde er auf der Go-Kart-Bahn beschimpft"
Nach Ansicht des Österreichers sind vor allem die Erfahrungen mit Rassismus in der Kindheit weiterhin eine wesentliche Ursache für Hamiltons Ehrgeiz. Dies "spielt eine wesentliche Rolle", sagte Wolff in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.
"Als Kind wurde er auf der Go-Kart-Bahn beschimpft, weiße Eltern haben ihren Kindern den Umgang mit ihm verboten, das hat definitiv auch bei ihm große Narben hinterlassen“, sagte Wolff. „Das Rennfahren war für ihn das Ventil, es allen zu zeigen, und es ist es noch immer.“ Er spreche mit seinem Topfahrer "ständig" darüber, verriet Wolff.
"Wenn du aus einem emotionalen Sibirien kommst, ist es überall auf der Welt schön"
"Wir haben da ganz ähnliche Trigger. Durch unsere Erfahrungen haben wir eine sehr hohe Resilienz. Dadurch sind wir in unserer Komfortzone, wenn es hart wird, da funktionieren wir dann auch. Wenn du aus einem emotionalen Sibirien kommst, ist es überall auf der Welt schön“, so Wolff, der mit 15 Jahren seinen Vater verlor.
Leid, Trauer oder Demütigung ausgesetzt zu sein, hinterlasse Narben. Dies könne aber "bei manchen Menschen eine Superpower auslösen", sagte der 49-Jährige: "Ich will nicht sagen, dass erfolgreiche Menschen zwangsläufig einen solchen Rucksack tragen müssen, aber bei den Erfahrungen, die ich persönlich gemacht habe, und bei Menschen, die ich besser kenne, spielt das definitiv eine Rolle."
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Vorkommnisse von Abu Dhabi als zusätzlicher Antrieb für 2022
Hamilton ist mit sieben Titeln gemeinsam mit Michael Schumacher Rekordweltmeister. Den achten Titel hatte der Brite vor einigen Wochen erst kurz vor Schluss im dramatischen letzten Rennen in Abu Dhabi gegen den Niederländer Max Verstappen verpasst.
Am Freitag danach habe man den Konstrukteurstitel mit Hamilton und dem scheidenden finnischen Piloten Valtteri Bottas in den Werken in England mit allen Teamkollegen gefeiert, berichtete Wolff. „Es war sehr schön. Das ändert leider nichts an den Vorkommnissen von Abu Dhabi“, sagte der Mercedes-Teamchef. Diese würden aber in zusätzlichen Antrieb für die nächste Saison umgewandelt. (dpa, sid, wwi)