Jenny Frankhauser: „Ich bin wie ein anderer Mensch”
Wenn das Muttersein zur Belastung wird – RTL-Zuschauerinnen offen wie nie!

„War das wirklich die richtige Entscheidung ..?”
Auch wenn es eine Art Tabuthema ist: Viele Mütter dürften sich genau diese Frage schon einmal gestellt haben. Klar ist: Die Liebe einer Mutter ist unendlich. Man liebt sein Kind bedingungslos, würde es nie missen wollen. Und dennoch! Uns haben RTL-Zuschauerinnen anonym ihr Herz ausgeschüttet – und ihre ganz persönliche Wahrheit mit uns geteilt.
Zeit für Familie: Wenn das Muttersein das eigene Leben einnimmt
Die eigene Lieblingsmusik schallt schon lange nicht mehr über die Lautsprecher. Auf Netflix laufen nur noch Kinderserien. Hier müssen Windeln gewechselt, da muss schon wieder gestillt werden und nebenbei fließen wieder Krokodilstränen. Wann man das letzte Mal mit seinen Freunden einen drauf gemacht hat, daran erinnert man sich schon gar nicht mehr. Seit das eigene Kind auf der Welt ist, hat sich das eigene Leben um mehr als 180 Grad gedreht.
Ein Gefühl, das auch Jenny Frankhauser (32) nicht fremd ist. Obwohl sie in ihrer Mama-Rolle aufgeht, fühlt sich die zweifache Mutter oft „verloren”. „Ich bin wie ein anderer Mensch”, offenbart sie nun in ihrer Instagram-Story. Und weiter: „Ich war/bin nur noch Mama - nicht mehr Jenny”, so die 32-Jährige.
Außer Frage steht: Das Muttersein stellt vor allem zu Beginn das eigene Leben komplett auf den Kopf, nimmt einen 24/7 ein. Und somit auch irgendwie die eigene Persönlichkeit. Dass man genau das manchmal als belastend empfindet findet, darüber wird nicht gerne offen gesprochen. Schließlich liebt man sein Kind, hat dankbar zu sein, dass man überhaupt eines hat. Und man habe sich ja schließlich auch gezielt dafür entschieden.
„Regretting Motherhood“ – die Mutterschaft bereuen. Hinter diesem Begriff versammeln sich immer mehr Frauen, die eben nicht alles am Muttersein toll finden, unglücklich sind, gar bedauern, überhaupt Mutter geworden zu sein. Denn rückgängig machen lässt sich die Entscheidung nicht. Viele wollen es auch nicht.
Trotzdem schwingt viel Frust mit. RTL hat Mütter gefragt, ob sie ihre persönlichen Erfahrungen teilen würden. Sehr viele, sehr ehrliche Rückmeldungen haben die Redaktion erreicht. Wir haben einige zusammengefasst, die zeigen: Auch, wenn kaum jemand darüber spricht, ist es ein Thema, das viele betrifft.
Vom Muttersein enttäuscht? Eher von der Gesellschaft!
„Regretting Motherhood heißt ja nicht, dass man seine Kinder nicht liebt. Für mich hat es damit zu tun, dass man in unserer Gesellschaft mit Kindern einfach enorme Nachteile hat“, schreibt uns beispielsweise eine Mutter.
Die äußern sich auch im Privaten: „Als Mutter wird erwartet, dass man alles unter einen Hut bekommt, die Care-Arbeit wird als ‘Freizeitspaß’ angesehen, dann soll man doch bitte noch mindestens 50 Prozent arbeiten. Dann noch tausend Termine mit den Kindern – Arzt, Schule, Elternabende, Infoabende.“ Zuhause gehe die Arbeit und das Planen nicht aus.
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Aber: „Ich habe es mir aber nicht ausgesucht, von der Gesellschaft belächelt, herabgesetzt und abgehängt zu werden! Nicht die Kinder sind das Problem, sondern die gesellschaftlichen Umstände.“
Hinzu komme noch das Elternbild, das Instagram und andere Social-Media-Kanäle vermitteln: „Ein Idyll, das niemand hat! Leute, bleibt euch selbst treu und gebt zu, dass ihr alle manchmal heulend hinter der Badtür hockt, weil euch alles zu viel wird.“
„Manchmal wäre es schön, einfach wieder die junge, hübsche, (...) Frau zu sein, die ich einmal war”

„Ich liebe meine Kinder mehr als mein Leben. Und sie waren mein größter Wunsch. Schon früh träumte ich davon, Mama zu sein. Und ich stellte es mir wundervoll vor: Ein oder zwei Minis, die ich beschütze, unterstütze, bekoche und glücklich sehe. Ja, es gibt Tage, an denen alles gut ist.
Es gibt aber auch solche, an denen ich mich gerne in mein altes Leben zurückbeamen würde: ohne die Sorge, dass in der Schule wieder jemand einen blöden Brillen-Witz macht und mein Kind bitterlich weint, wenn es nach Hause kommt. Ohne das Gemotze, dass irgendwas am Essen nicht schmecke, das ich zuvor ewig und übermüdet, weil ich fast jeden Morgen um halb fünf aufstehe, um vor meiner Arbeit Brotdosen zu packen, gekocht habe – in der Hoffnung, dass es auch gegessen wird.
Ohne die Traurigkeit meines Kindes, wenn die beste Freundin plötzlich gemein ist und diesen sensiblen kleinen Menschen verletzt, es in der Schule nicht läuft oder Alpträume die Nächte bestimmen. Ohne die Streitereien der Kinder UND der Eltern, weil es IMMER ein Lieblingskind und zwei Lager gibt. Ohne den ewigen Sparkurs, weil die Kinder dies und das neu brauchen – manchmal würde ich mir auch gerne mal was gönnen.
Aber ich arbeite ja offiziell in Teilzeit, auch wenn ich de facto von 4.30 Uhr bis 21 Uhr schufte, damit auch zu Hause alles läuft. Ohne das Gefühl keine gute Mutter zu sein, weil ich fast nie Kraft habe, nach dem Frühdienst mit meinen Kindern zu spielen, weil ich einfach immer müde bin. Und ohne diese Figur, die mir die zweite Schwangerschaft einfach komplett versaut hat.
Manchmal wäre es schön, einfach wieder die junge, hübsche, ehrgeizige, sympathische Frau zu sein, die ich einmal war – und nicht die übermüdete, faltige Schlappheit in Person, die schon wieder los gebrüllt hat, weil die Kinder ihre Zimmer nicht aufräumen. Die ich selbst doof finde. Es war einmal in einem anderen Leben …“
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Muttersein – das Gefühl, einfach funktionieren zu müssen
„Für mich sind meine Kinder alternativlos – und dennoch kenne ich diese Momente, in denen ich mein ‘mein Leben davor’ vermisse. Die Reisen alleine, die Spontanität, die Selbstbestimmtheit. In Ruhe zu arbeiten, ohne die Zeit im Nacken zu spüren.
Die Tage sind vollgepackt, oft habe ich das Gefühl, einfach zu funktionieren. Und auch diese Angst kannte ich nicht, die einen als Mutter immer wieder packt – Angst, dass den Kindern was passieren könnte, Angst vor Krankheit, Angst, falsche Entscheidungen zu treffen. Aber am Ende liegen sie abends friedlich im Bett und ich denke: Irgendwie habe ich doch alles richtig gemacht.“
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„Habe immer gesagt, mir wurden meine Flügel gestutzt”
„Ich bin 32 Jahre alt, verheiratet und habe zwei kleine Kinder (3 und fast 1). Nichts geht über meine Kinder, ich tue alles für sie und mein Leben hat sich ziemlich geändert.
Es hat sehr lange gedauert, bis ich schwanger wurde. Ich hatte mit 26 alles, einen top Job, einen super Mann, ein eigenes Haus – aber kein Baby. Und dann hat es völlig unverhofft geklappt.
Als das Kind dann da war, hat man erstmal gemerkt, wie Hardcore die Umstellung mit Kind ist. Habe immer gesagt, mir wurden meine Flügel gestutzt. Dann fing es schon an, dass man genau überlegt, wann man wohin geht, wem man nun absagt, welche Party man sausen lässt. Niemand hat Zeit, denn jeder muss arbeiten und ich war nicht die klassische Mama, die Bock darauf hatte, sich mit anderen in diversen Kursen zu messen.
Pauschal habe ich zwei Jahre Elternzeit genommen, hatte aber schon von Anfang an Probleme damit eventuell abhängig von meinem Mann zu sein, was ein Unding für mich ist. Auch wenn wir verheiratet sind und er der Vater ist, ich mag das nicht. Als mein Kind zehn Monate alt war, habe ich wieder angefangen in Teilzeit zu arbeiten und habe immer wieder gesagt: Arbeit ist für mich Pause. Man war einfach wieder im normalen Leben, hatte andere Dinge zu tun, hatte zu Hause auch mal andere Themen zu bereden außer irgendetwas über das Kind.
Klar gibt es ziemlich harte Phasen, vor allem beim ersten Kind, wo alles neu ist, man selbst erstmal viel lernen muss. Da kam hier und da oft der Gedanke, wie es ohne Kind wäre. Ich zitiere mich: ‘Hätten wir kein Kind, dann wären wir jetzt bestimmt in Südafrika“. Das stand nämlich immer auf der Bucketlist. Mit Kind denkt man doppelt darüber nach wegzufliegen beziehungsweise wohin genau.
Dann kam Kind Nummer zwei. Nach sechs Monaten war ich wirklich mal auf so einem Level, wo mir die Decke auf den Kopf gefallen ist. [...] Für Aktivitäten wurde man kaum gefragt, da jeder pauschal davon ausgeht, dass man raus ist – wegen der Kinder.
Nun habe ich alles, was ich mir gewünscht habe, zwei tolle Kinder und denke dann darüber nach, wie es ohne wäre. Ich weiß, dass ich die unglücklichste Person wäre, wenn es niemals mit Kindern geklappt hätte.
Seit einem Monat arbeite ich wieder in Teilzeit, diesmal 25h/Woche. Keiner schreit oder weint, muss gewickelt werden. Ich habe meine Aufgaben, kann einen warmen Kaffee trinken und mich mit Kollegen austauschen. Zudem verdiene ich Geld – und das nicht wenig. Man ist einfach wieder etwas unabhängiger.
Ob es die richtige Entscheidung war, Kinder zu kriegen? Ja! Denn so viel Liebe, die man von Kindern bekommt, ist Wahnsinn. ABER man darf sich als Mama nicht verlieren und muss auch was für sich tun. Nur wenn Mama happy ist, kann sie das auch weitergeben. Trotzdem sehe ich es als absolut normal und legitim, genervt zu sein, weil man so gebunden ist.“
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„Ob ich das Muttersein bereue? Jein. Diese Frage kann ich weder mit Ja noch mit Nein beantworten. Ich liebe mein Kind über alles. Jedoch hat man sich das alles ganz anders vorgestellt. Ich wollte immer eine intakte Familie, so wie ich es auch vorgelebt bekommen habe.
Leider ist dieser Fall nicht eingetreten. Man hat sich eine heile Welt ausgemalt, doch dann kam alles anders: die Trennung vom Kindsvater. Bis heute besteht keinerlei Kontakt seinerseits. Und da steht man mit einem kleinen Baby vor einem riesigen Scherbenhaufen.
Alles muss man plötzlich alleine unter einen Hut bekommen. Den Haushalt, die Kindererziehung, die ständigen Krankheiten und noch den Beruf. Da bleibt man selbst definitiv auf der Strecke.
Manchmal fühle ich mich sehr alleine. Eine große Unterstützung habe ich nicht wirklich.
Bevor mein Kind geboren wurde, hatte ich einen super Job, der zu dem noch gut bezahlt war. Ich war feiern und gerne unter Menschen. Habe meine Unabhängigkeit sehr geliebt. Ich bin auch ab und zu einfach mal für ein Wochenende weggefahren. Ich konnte mein Geld komplett für mich ausgeben und konnte tun und lassen, was ich wollte.
Da fragt man sich manchmal, ob das so richtig war, ein Kind in die Welt zu setzen. Um sein Leben erstmal aufzugeben.
Aber: Ja, es war richtig! Denn diese Liebe, die man von seinem Kind zurückbekommt, bekommt man nicht durch einen gut bezahlten Job oder die neusten Kleidungsstücke. Das Leben verändert sich! Als alleinerziehende Mama ist es definitiv nicht einfach, aber man weiß, wofür man es tut.“
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„Mein Leben hatte ich anders geplant”
„Ich liebe meinen Sohn wirklich und würde alles für ihn geben. Mittlerweile ist er fast 30 Jahre alt. Aber eigentlich wollte ich nie Kinder und hatte auch die Diagnose, dass ich keine bekommen könnte. Mit 27 habe ich dann doch meinen Sohn bekommen. Aber im Rückblick, weiß ich nicht, ob es die beste Entscheidung war.
Ich würde das natürlich nie meinem Sohn sagen, aber würde ich die Zeit zurückdrehen können, würde ich verhüten und kein Kind bekommen. Wie gesagt, ich liebe meinen Sohn, aber mein Leben hatte ich anders geplant. Es ist gut, wie es ist. Aber im Rückblick sieht man viele Dinge anders.“
Hinweis: Dieser Artikel erschien bereits im Februar 2024 und wurde danach redaktionell überarbeitet.