Das rät die KinderärztinTrotz extremer Hitze: Dürfen Babys kein Wasser trinken?

Es wird heiß in Deutschland - sehr heiß. Bis zu 40 Grad sind hierzulande drin. Für Menschen mit Babys und kleinen Kindern ist das in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung. Erstens gilt es, die Kleinen bei Laune zu halten, zweitens will die empfindliche Haut geschützt sein, drittens ist Vorsicht vor einem Hitzschlag geboten - und nicht zuletzt muss auf den Flüssigkeitshaushalt geachtet werden. Doch wie weiß man, ob gerade Säuglinge wirklich genug getrunken haben? Dürfen sie bei großer Hitze zusätzlich auch Wasser trinken?
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Lauren streckte Muttermilch mit Wasser - mit Todesfolge
Immer wieder gibt es Meldungen über den tragischen Tod von Menschen, die zu viel Wasser getrunken haben - bei der Todesursache heißt es dann „Wasservergiftung“. Ein besonders tragischer Fall ereignete sich 2015 im US-Bundesstaat Georgia. Weil das Geld für Milchpulver nicht reichte, entschied die Mutter, ihrer zehn Wochen alten Tochter Nevaeh mit Wasser gestreckte Muttermilch zu geben. Mit tödlichen Folgen: Sie erlitt eine Wasservergiftung - und starb.
Was ist eine Wasservergiftung?
Die Nieren von Säuglingen arbeiten im ersten Lebensjahr noch nicht korrekt. Trinken sie zu große Mengen Wasser, können die Nieren diese Mengen nicht schnell genug verarbeiten und ausscheiden. Der Körper spült damit eine große Menge Natrium ins Blut. Die Folge: Die Babys werden benommen, reizbar, der Körpertemperatur sinkt und das Gesicht schwillt an. Kommt der Haushalt von Salz und Wasser nicht wieder ins Gleichgewicht, endet die Wasservergiftung tödlich – und das auch bei Erwachsenen.
Behörde rät: Zusätzlich Wasser oder Tee nur an heißen Tagen
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat zu dem Thema zusätzliches Wasser für Säuglinge an Hitzetagen eine klare Empfehlung: „In den ersten vier bis sechs Monaten erhält Ihr Baby durch die Muttermilch oder Flaschennahrung genügend Flüssigkeit.“ Weiter heißt es: „Gestillte Säuglinge sollten dann häufiger angelegt werden, um den Mehrbedarf an Flüssigkeit über die Muttermilch zu decken. Durch das Stillen nach Bedarf wird ausreichend Muttermilch gebildet, um Babys Durst zu löschen.“
Zusätzliche Getränke seien in dieser Zeit nur an besonders heißen Tagen, bei Fieber oder Durchfall nötig. Dann sollten Sie am besten zu Leitungswasser oder ungesüßter Früchte- und Kräutertees greifen.
Kinderärztin weiß: Etwas Wasser ist möglich, aber meistens nicht nötig
Auch Dr. Melanie Ahaus, Sprecherin des Berufsverbands für Kinder- und Jugendärzte, gibt Entwarnung: Im Gegensatz zu den hartnäckigen Gerüchten ist pures Wasser für gesunde Babys nicht lebensgefährlich. Aber eben auch nicht unbedingt nötig. Denn, so Ahaus: „Werden sie aber voll gestillt, bekommen sie genug Flüssigkeit über die Muttermilch. Auch an heißen Sommertagen können Mütter ihren Kindern zwar etwas Wasser anbieten, aber auch ohne müssen sie vor einem zu hohen Flüssigkeitsverlust keine Angst haben.“
Was gilt bei Kleinkindern?
Wie sieht es bei Kleinkindern aus? Können diese zu viel Wasser trinken? Für Kleinkinder – nicht für Babys – gelte eine Empfehlung von circa einem Liter am Tag, „aber das schaffen ohnehin die wenigsten“, so die Ärztin.
Die Kinderärztin rät besorgten Eltern, einfach auf die Signale des Kindes zu achten: „Das Baby wird aufhören zu trinken, wenn es keinen Durst mehr hat. Darauf dürfen Eltern ruhig vertrauen.“
Vorsicht allerdings bei Neugeborenen!
Vorsicht walten lassen sollten Eltern allerdings bei Neugeborenen bis zu vier Wochen, so die Kinderärztin: „Sollte es hier nötig sein, Wasser zu verabreichen, zum Beispiel zur Gabe von Medikamenten, sollte aufgrund des noch schwachen Immunsystem des Neugeborenen nur abgekochtes Leitungswasser benutzt werden.“