Israel-Dilemma, dritte Impfung, Piks für Kinder

Virologe Martin Stürmer beantwortet dringende Fragen zur Corona-Impfung

Virologe klärt auf: Dritte Impfung für alle? Im Fragenhagel
01:31 min
Im Fragenhagel
Virologe klärt auf: Dritte Impfung für alle?

30 weitere Videos

Virologe Martin Stürmer räumt mit Gerüchten auf

Seit Dezember 2020 werden die Corona-Schutzimpfungen hierzulande verabreicht. Mittlerweile haben (Stand 24. August) 64,2 Prozent der Deutschen mindestens eine Impfung erhalten. Knapp 100 Millionen Schutzimpfungen wurden so in Impfzentren, bei Haus- und Betriebsärzten und auf gesonderten Veranstaltungen bereits verimpft. Nichtsdestotrotz kursieren noch immer viele Gerüchte um die Impfungen – machen sie unfruchtbar? Bringen sie den Hormonhaushalt durcheinander? Helfen sie überhaupt, wenn in Israel auf einmal jede Menge Menschen trotz kompletten Impfschutzes wieder auf Intensivstationen liegen? Virologe Martin Stürmer räumt im Video mit den gängigsten Gerüchten auf und klärt die dringlichsten Fragen zur Impfung.

Warum liegen auf Israels Krankenstationen immer mehr Geimpfte?

Über die Hälfte der Corona-Patienten auf Israels Intensivstationen ist geimpft. Da könnte die Vermutung nahe liegen, dass der Schutz durch die Corona-Impfungen doch nicht so hoch ist, wie anfangs angenommen. Virologe Stürmer liefert dafür aber eine logische Erklärung: „Das ist eben nur das Phänomen, dass viele ältere Menschen jetzt einfach nicht mehr einfach, sondern doppelt geimpft sind, aber eben mit nachlassendem Immunschutz.“ Im Klartext bedeutet das, dass die zweite Impfung bei Israels ältere Bevölkerung teilweise schon lange zurückliegt, so dass der Schutz teilweise deutlich nachlässt.

Die Menschen, die dann trotz des nachlassenden Schutzes auf der Intensivstation landen, tauchen dann in der Statistik logischerweise als vollständig Geimpfte auf.

Wann kommt die Impfempfehlung für Kinder unter zwölf Jahren?

Laut Stürmer sei das nur eine Frage der Zeit, bis die Ständige Impfkommission ihren Segen für die Impfungen aller Kinder unter zwölf Jahren gibt. Bis Eltern nicht nur ihre Kinder im Teenie-Alter, sondern auch ihre jüngeren Kinder guten Gewissens impfen lassen können, werde es nach der Meinung des Virologen etwa bis Anfang 2022 dauern.

„Das ist eine ganz wichtige Gruppe, die aktuell noch völlig schutzlos ist“, erzählt uns Stürmer im RTL-Interview. Die Studien laufen bereits – eine Zulassung des Impfstoffes sei nur eine Frage der Zeit. Gerade bei Kindern seien die Untersuchungen deutlich aufwändiger und zeitintensiver, daher gebe es bislang noch kein Empfehlung der STIKO.

Anzeige:

Empfehlungen unserer Partner

Brauchen wir die dritte Impfung? Wenn ja - wann?

Die dritte Impfung wird in jedem Fall auf uns alle zukommen – da ist sich Virologe Stürmer sicher. Dass die hierzulande zugelassenen Impfstoffe ein Leben lang halten würden, damit hätte im Vorfeld auch niemand gerechnet. Allerdings bräuchte es noch weitere Daten und Erkenntnisse, um genau abschätzen zu können, ab wann die Booster-Impfung sinnvoll sei.

„Wir rechnen damit, dass der Impfschutz zwischen einem halben und einem ganzen Jahr anhalten wird. Wo genau der Zeitpunkt liegt, wissen wir noch nicht“, sagt der Virologe. Es bräuchte schlichtweg mehr fundierte Daten. Auf lange Sicht gesehen ist er sich aber sicher, dass die Corona-Schutzimpfung sich etablieren wird und wir sie in Zukunft regelmäßig auffrischen werden müssen.

Macht die Impfung unfruchtbar? Bringt sie den Hormonhaushalt durcheinander?

Nachdem sich die Menge der Geimpften hierzulande häufte, kursierte das Gerücht, dass die Corona-Schutzimpfung den weiblichen Zyklus durcheinanderbringen oder die Blutungen verstärken oder aussetzen könnte. Stürmer sagt dazu: „Das Immunsystem wird durch die Impfung stimuliert, da kann es kurzfristig zu einer Neuregulierung der Hormone kommen, das kann aber kein Dauerzustand sein.“ Laut Stürmer gebe es keinen kausalen Zusammenhang zwischen den neuen Impfstoffen und der Störung des weiblichen Zyklus. Wer sich impfen ließe, wird auch nicht unfruchtbar.

Sollten Schwangere sich impfen lassen? Stürmer merkt an, dass es für betroffene Frauen aktuell noch keine Impfempfehlung gibt. Grundsätzlich sehe es aber so aus, dass es in der Schwangerschaft eine gute Entscheidung wäre. „Im Zweifelsfalle tendiere ich eher dazu, zur Impfung zu raten.“ (kmü)