Mit dem Gesundheitsminister in einer Reihe
Verzweifelter Intensivpfleger spricht bei Bundespressekonferenz
Schon vor einem Jahr hat Intensivpfleger Ricardo Lange (39) angefangen, seinen Alltag in einer Corona-Station im Berliner Tagesspiegel darzustellen. Schon damals lud er Gesundheitsminister Jens Spahn dazu ein, einen Tag gemeinsam mit ihm zu arbeiten, um die Situation an vorderster Front und am eigenen Leibe mitzuerleben. Eine Antwort blieb aus. Erst vor Kurzem sprach er diese Einladung ein weiteres Mal aus.
Ein Jahr später ist es aber doch zu einem Treffen gekommen. Bei der Bundespressekonferenz sprechen sie gemeinsam mit RKI-Chef Lothar Wieler über die aktuelle Situation, gestresstes Personal und überfüllte Krankenhäuser. Im Video sehen sie einen Ausschnitt des emotionalen Appells, den der Intensivpfleger an die Regierung richtet.
"Viele Kollegen haben den Beruf schon verlassen und werden das in Zukunft auch tun, wenn das so weitergeht."
Während Spahn und Wieler vor allem vor verfrühter Euphorie über den Impfstand warnen, spricht Lange über die Situation in Krankenhäusern und Intensivstationen. Die ständige Überlastung und die Angst der Patienten zehre an den Kräften des sowieso schon unterbesetzten Pflegepersonals, so Ricardo Lange. Er sagt auch: „Wir Pflegekräfte müssen diese [verstorbenen] Menschen...in schwarze Plastiksäcke packen. Glauben Sie mir, wenn ich sage, das macht etwas mit einem.“
Spahn: Juni soll nicht mit Erwartungen überfrachtet werden
„Es kommen im Juni so viele Impfstoffe, wie in noch keinem Monat zuvor“, sagt Spahn bei der Bundespressekonferenz am Vormittag. Trotzdem warnt er vor einer falschen Erwartungshaltung. Nicht jeder, der möchte, kann sich direkt impfen lassen. Deshalb wird die Situation in den Krankenhäusern vermutlich erstmal so bleiben. Erst zum Start der Sommerferien Anfang Juli soll das Impfangebot erweitert werden. Ob Jens Spahn mal einen Probelauf auf einer Intensivstation machen wird, wurde in dieser öffentlichen Konferenz nicht besprochen.