Irre Videos kursieren in Sozialen Medien
Jetzt suchen sogar Wahrsager nach vermisstem Émile (2)

Was ist mit dem vermissten Èmile aus Frankreich passiert?
Bei der Suche nach dem kleinen Jungen aus dem Bergdorf Vernet in der Alpes-de-Haute-Provence helfen hunderte Freiwillige vor Ort. Nun bieten sich weitere Unterstützer im Internet an – mit Wahrsagerei?!
Zweifelhafte Hilfe bei der Suche nach Émile auf TikTok
Was klingt wie Klamauk, geschieht in den vergangenen Tagen in französisch-sprachigen Teilen mehrerer Sozialer Netzwerke tatsächlich. Wie etwa am Sonntag, dem Tag nach Émiles plötzlichem Verschwinden. In einem Livestream auf TikTok mit einigen hundert Zuschauern behauptet eine Gruppe von mehreren Menschen, sie könne die Anwesenheit des Jungen spüren!
Und das soll so funktionieren: Eine Person ist zu diesem Zeitpunkt in der Alpes-de-Haute-Provence unterwegs, dort hatten Zeugen Èmile am Samstag zuletzt im Garten seiner Großeltern gesehen. Die übrigen Gestalten im Stream geben der Person eine Wegbeschreibung. Besonders skurril: Auch behaupten sie, zu wissen, wann Èmile durstig oder eingeschlafen sei. Das berichtet der französische Nachrichtensender BFM TV. Viele werden diese zweifelhaften Äußerungen für völligen Quatsch halten. Doch nicht die Ermittler.
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Ermittler müssen alle Hinweise ernst nehmen
„Mit dem Internet haben diese Menschen ein Publikum, das sie vorher nicht hatten“, sagt Jacques Dallest, ehemaliger Staatsanwalt und Ermittlungsrichter dem Sender. Es geht hier also, na klar, um Aufmerksamkeit. „Wenn so etwas eines Tages klappen würde, wäre es reiner Zufall.“ Auch wenn es die Arbeit der Polizei eher behindere, nehmen Ermittler auch Hinweise dieser Art ernst, so Dallest.
Warum das so ist, erklärt Jean-Marc Bloch, ehemaliger Direktor der Kriminalpolizei von Versailles, bei BFM TV. „Man weiß nie, ob es sich nicht um echte Hinweise handelt, die unter dem Deckmantel des Paranormalen verborgen werden.“ Weniger lästig findet der ehemalige Ermittler das trotzdem nicht. „Sie können damit sagen ‚Wir arbeiten mit der Polizei‘ und Werbung machen, während wir ihnen gegenüber misstrauisch sind wie der Pest!“
Wirkliche Unterstützung leiste auch die zweifelhafte Hilfe der Wahrsager nicht. Auch am Dienstagabend fehlte vom kleinen Èmile weiter jede Spur. (jak)
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