Diskussion über "Gefahrtier-Gesetz"Entwischte Kobra in Herne - darf jeder in Deutschland giftige Tiere halten?

Noch immer keine Spur von der hochgiftigen Monokelkobra, die in Herne ihrem Halter entwischt ist. 30 Menschen dürfen seit drei Tagen nicht in ihre Wohnungen - zu groß ist die Gefahr, dass das aggressive Reptil dort lauern, zubeißen und im schlimmsten Fall töten könnte. Rund 20 Giftschlangen soll der Besitzer in seiner 42 Quadratmeter großen Wohnung gehortet haben - die Haltung von giftigen Tieren ist in Deutschland auf Länderebene geregelt und nicht grundsätzlich verboten.
Lebt in Ihrer Nachbarschaft ein giftiges Tier?
So dürfte vielen Deutschen gar nicht bewusst sein, dass in ihrer Nachbarschaft einige der giftigsten Tiere der Welt leben könnten. „Man kann auf eine Reptilienbörse gehen und sich dort die Tiere einfach kaufen. Wie das ausarten kann, hat man jetzt wieder gesehen“, sagt Fernando Richter von der Reptilien-Auffangstation in Beilrode im RTL-Interview. „Es wird zu wenig kontrolliert."
Laut Umweltministerium gibt es in Nordrhein-Westfalen bisher „keine spezifische Regelung“ zur Haltung giftiger oder exotischer Tiere. Bisher gelten hier für wildlebende Tiere in Privathaushalten kaum Vorgaben, solange Artenschutz-Regeln erfüllt werden. "Wenn die Tiere auf Börsen schwarz gekauft werden, können die Ämter nicht reagieren", so Richter. Kontrolliert werde nur, wenn die Tiere auch gemeldet seien. Grundsätzlich gilt: Wer in NRW volljährig ist, darf eine Giftschlange zu Hause haben. "Es muss gegenüber den Behörden angezeigt werden", so Christoph Hüsken von der Stadt Herne. "In diesem Fall ist das auch so. Wir wissen, dass in dem Haus eine Person lebt, die Giftschlangen hält."
Ganz anders ist die Regelung in Bayern: Dort ist die private Haltung von Giftschlangen komplett verboten. Auch in Hessen haben Schlangen in Wohnungen nichts zu suchen, sobald sie ausgewachsen sind.
"Zweifel, ob die Haltung in Wohnungen artgerecht ist"

In Nordrhein-Westfalen war schon 2014 ein „Gefahrtier-Gesetz“ im Gespräch, wurde aber wegen Widerstand aus den Kommunen auf Eis gelegt. Jetzt ist die Diskussion wieder in vollem Gange.
NRW-Umweltministerin Heinen-Esser sagte, ihr Ministerium prüfe gerade „die bestehenden rechtlichen Vorgaben und potenziell weitergehende Regelungen, eventuell auch eine Bundesratsinitiative“. Sie habe „Zweifel, ob die Haltung solcher Tiere in Wohnungen art- und tiergerecht ist“.
Nach den Vorstellungen von Grünen und SPD soll es neben dem Haltungsverbot für besonders gefährliche Tiere auch Regelungen für gefährliche Tiere geben, die Menschen zwar nicht töten, aber verletzen können - etwa Schnappschildkröten oder Vogelspinnen. Für sie soll eine Anzeigepflicht eingeführt werden. Für die verängstigten Anwohner kommt das zu spät. Wie verärgert sie über die Situation sind, zeigt unser Video.
Kobra-Halter behauptet: Mir fehlt kein Tier
Die Behörden haben die Kriechtiere mittlerweile aus der Wohnung des Besitzers in Herne geholt und dem Mann die Haltung aus Sicherheitsgründen verboten. Der Schlangenfan behauptet laut der Stadt Herne, dass ihm gar keine Kobra fehlen würde. Möglicherweise, weil er weiß, dass die Schlangensuche sehr teuer werden kann. Und die Rechnung muss wohl der Besitzer zahlen.
































