„Papa ist ein Vergewaltiger und Mörder“Vater vergewaltigte Studentin in Lübeck: Jetzt spricht sein kleiner Sohn (9)

Seinen Vater hat Idris (9) das letzte Mal vor über einem halben Jahr gesehen – im Besucherraum eines Gefängnisses. „Er hat mich in die Arme genommen und mir ein paar Sachen zugeflüstert. Dann hat er geweint und gesagt: 'Dein Papa ist ein Vergewaltiger und Mörder'“, erzählt er.
Worte, die kein Kind jemals hören sollte. Wie der Junge mit dieser schwierigen Situation umgeht, erzählt er im Video.

Seine Frau erinnert sich noch gut an die Tatnacht

Aziz G. (43) ist wegen versuchten Mordes, Vergewaltigung und Freiheitsberaubung angeklagt. In der Nacht vom 11. auf den 12. Oktober 2019 soll er in Lübeck eine 20-jährige Studentin verschleppt, sich sexuell an ihr vergangen und sie anschließend gefesselt in einen Straßengraben geworfen haben. An ihrer Kleidung und dem Knebel wurde Aziz' DNA sichergestellt. Laut Polizei war dies nicht seine erste Tat.

Emine G. hat am 01. November erfahren, was ihr Mann getan haben soll. Ein Verbrechen, das die 32-Jährige ihm im ersten Moment nicht zugetraut habe. Anderen gegenüber sei er ruhig gewesen, nur zu Hause brutal. Er habe sie regelmäßig geschlagen und missbraucht. Heute ist sich Emine „hundertprozentig sicher“, dass Aziz die Tat begangen hat. Sie kann sich noch genau an den 11. Oktober erinnern, denn an diesem Tag habe sie das erste Date mit ihrem heutigen Lebensgefährten gehabt. Aziz sollte zu Hause auf die Kinder aufpassen. „Irgendwann zwischen 2 und 3 Uhr nachts bin ich nach Hause gekommen und er war nicht da“, erzählt die Mutter einer Tochter (18) und zweier Söhne (14 und 9 Jahre alt). Sie habe ihre Kinder gefragt, ob der Vater zu Hause war. „Da haben sie gesagt: 'Nein, Papa ist irgendwann weggegangen.'“ Auch, dass Aziz G. Tage vor der Verhaftung noch seinen weißen Kastenwagen, mit dem er Gemüse auslieferte, von außen und innen gründlich gereinigt habe, erscheine ihr heute verdächtig.

Idris versucht, seinen Papa zu vergessen

„Uns hat das wirklich sehr getroffen. Ich habe versucht, das meiner Familie zu erzählen, meinen Geschwistern. Aber die haben mich im Stich gelassen, verjagt.“ Man werfe ihr vor, selbst schuld zu sein an allem.

Besonders für die Kinder sei die Situation schwer. Der große Bruder habe Idris zunächst in dem Glauben gelassen, sein Vater sei in die Türkei gefahren. Als Idris bei seiner Mutter nachbohrte, habe sie ihm schließlich die Wahrheit gesagt. „Als Erstes habe ich gelacht in meinen Gedanken. 'Ne, das stimmt nicht, die wollen mich austricksen.'“ Der Neunjährige habe es erst glauben können, als eine Fahrt ins Gefängnis bevorstand. Der Besuch war für den Jungen ein Schock. „Das war sehr blöd, sehr deprimierend.“ Der Vater habe ihm damals unverhohlen gebeichtet, was er getan hat, geweint. Für das Kind eine Überforderung. „Ich war einfach traurig und hab' nichts gesagt, weil ich sprachlos war.“ Der Grundschüler weiß aus den Medien, was seinem Vater vorgeworfen wird. Er weiß, dass sich Aziz bald vor Gericht verantworten muss, dass ihm eine Gefängnisstrafe droht.

„Manchmal denke ich: Wieso hat er das getan? Und dann denke ich nicht mehr an ihn, damit ich auch nicht traurig werde.“ Beim Spielen könne er vergessen, unbeschwert sein. „Wenn ich spiele, dann denke ich überhaupt nicht an ihn, weil beim Spielen, da sind meine Gedanken einfach weg“, sagt er und lächelt traurig.

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Emine G.: Warum hast du das getan?

Rückblickend sei es ein großer Fehler gewesen, dass sie ihren Jüngsten mit in die Haftanstalt genommen habe, meint die Mutter. Emine habe ihrem Mann an diesem Tag gesagt, dass sie die Scheidung einreichen werde. In all dem Schrecklichen kann sie doch auch das Gute sehen. Das Leben ohne Aziz sei friedlicher. „Kein Streit mehr, keine Tränen mehr, keine Auseinandersetzungen mehr. Die Türen gehen nicht mehr kaputt, die Fenster gehen nicht mehr kaputt, die Kinder leiden nicht mehr, ich leide nicht mehr“, so Emine G.. „Ich bin froh, dass ich nach 20 Jahren von diesem kranken Menschen weg bin. Ich wünsche, dass er seine Strafe bekommt. Natürlich tut es auch weh, er ist immer noch der Vater meiner Kinder.“ Trotz allem wird sie zu der Verhandlung gegen ihren Noch-Ehemann gehen, denn eine Frage konnte Aziz ihr bis heute nicht beantworten: Warum hast du das getan?