TikTokerin "pupst" angeblich Gebärmutter ausGynäkologin erklärt: DANN kann eine Gebärmutter rausfallen

Gynäkologin Dr. Judith Bildau
Gynäkologin Dr. Judith Bildau erklärt, wann es zu einem Gebärmuttervorfall kommen kann.
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Es klingt unglaublich, was Lauren K., eine Oberstufenschülerin aus den USA, bei TikTok berichtet: Eines Tages sei ihr ein Teil der Gebärmutter herausgefallen, nachdem sie stark habe pupsen müssen. Medizinisch wird dieser Vorfall Uterusprolaps genannt - und kommt eigentlich erst in späteren Lebensjahren vor. Das Video wird über 26 Millionen mal angesehen. Die TikTokerin wird in der Folge mit vielen Fragen konfrontiert - viele sind von der Geschichte komplett schockiert. Gynäkologin Dr. Judith Bildau erklärt bei RTL, ob sie plausibel ist - und wann es bei Frauen zu einem Prolaps kommen kann.

„Es war, als sei mir plötzlich ein Penis gewachsen“

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Lauren sagt in einem Video, dass ihre Gebärmutter rausgefallen sei, als sie gepupst habe.
tiktok / fresnonightcrawler

Einen Monat nach dem Vorfall, der bereits zwei Jahre zurückliegen soll, erhält TikTokerin Lauren von ihrem Gastroenterologen eine Erklärung für ihr unglaubliches Erlebnis: Sie erleidet einen seltsamen Gebärmuttervorfall! „Es war, als sei mir plötzlich ein Penis gewachsen“, schildert sie bei TikTok. Bei BuzzFeed erzählt sie danach, welche Erklärung ein Arzt ihr für dieses Ereignis gibt: „Er sagte mir, dass mein Prolaps auf meinen geschwächten Beckenboden aufgrund meiner Verstopfung zurückzuführen sei.“ Denn Lauren leidet am Reizdarmsyndrom, einer chronischen Erkrankung, die zu schwerer Verstopfung führen kann. „Er sagte, dass bei ausreichender Belastung die Gebärmutter oder der Mastdarm fallen können.“

Hat TikTokerin Lauren wirklich die Wahrheit erzählt?

Gynäkologin und Medical Influencerin Dr. Judith Bildau mag das nicht so recht glauben: „Der Beckenboden einer 17-Jährigen ist so fest, dass er auch bei Verstopfung durch ein Reizdarmsyndrom nicht so beschädigt werden kann“, sagt sie klipp und klar. Um einen solchen Prolaps oder Gebärmuttervorfall zu haben, brauche es eine Beckenbodenschwäche. Und die entstehe in der Regel über die Jahre. „Die meisten Probleme in dieser Richtung treten so um die Wechseljahre auf“, sagt die Expertin.

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Auch Laurens Erzählung, die Gebärmutter habe sich über Nacht von selbst wieder an Ort und Stelle bewegt oder müsse eben einfach wieder zurück gedrückt werden, ist aus ihrer medizinischen Sicht nicht haltbar. „Dass danach die Gebärmutter quasi wieder an Ort und Stelle versetzt wurde und danach nie wieder etwas passiert ist, ist extrem unwahrscheinlich“, sagt die Gynäkologin im Gespräch mit RTL. Und erklärt weiter: „Der Beckenboden besteht aus einem vielschichtigen, ineinander verzahnten Muskelgeflecht – das kann man sich vorstellen wie ein straff gespanntes Trampolin.“

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Im Video: Wenn die Gebärmutter entfernt wird

Expertin erlebte als Landärztin häufig einen Totalprolaps bei Patientinnen

Erst mit den Jahren, in einem langen Frauenleben, nehme die Spannkraft durch verschiedene Einflüsse wie Schwangerschaften, Geburten, schweres Heben und viel körperlicher Arbeit ab. „Der Beckenboden, ist nicht mehr so fest, alles rutscht eine Etage weiter nach unten“, schildert Bildau, „dadurch können dann auch die Organe des kleinen Beckens, wie zum Beispiel die Gebärmutter, nach unten absinken.“ Aber auch die Blase oder etwa der Enddarm könnten nach unten absinken.

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„Das habe ich relativ häufig gesehen“, berichtet die Ärztin. „Als ich als Landärztin gearbeitet habe, da waren viele Frauen, die 20 bis 30 Jahre nicht mehr bei einer gynäkologischen Untersuchung waren, die ihr Leben lang körperlich sehr hart gearbeitet haben, die auch die eine oder andere Schwangerschaft und Geburt hatten und die dann relativ verzweifelt mit einem Totalprolaps zu mir in die Praxis kamen.“

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Bei einem Totalprolaps muss oft operiert werden

Man teilt den Gebärmuttervorfall in vier Schweregrade ein. „Der erste Grad ist, dass es nur eine leichte Absenkung gibt, dann gibt es noch Grad 2 und 3, da geht es immer weiter in die Scheide, beim Grad 4 spricht man von einem Totalprolaps“, erklärt sie uns. „Das heißt, die Gebärmutter kommt komplett, ist von außen zu sehen.“ Hier drohen Entzündungen und Blutungen – es muss interveniert werden. „Bei einem Totalprolaps ist die richtige medizinische Option eine Operation, nicht nur die Entfernung der Gebärmutter, sondern auch eine Beckenbodenoperation, um das Ganze wieder etwas zu straffen.“

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So können Frauen einen Prolaps verhindern!

Wie können Frauen einen solchen Vorfall verhindern? „Mit Beckenboden-Gymnastik sollte prophylaktisch angefangen werden, nicht erst, wenn man schon Symptome hat, wie zum Beispiel eine Inkontinenz-Symptomatik“, sagt sie uns. Gymnastik sei das A und O und könne auch Operationen verhindern. Allerdings kommt es laut Bildau oft vor, dass falsche Muskeln trainiert werden. Digitale Biofeedback-Geräte, die per App anzeigen, ob die richtigen Muskeln trainiert werden, können dabei helfen. Ein weiteres Mittel sind medizinische Pessare, die den Beckenboden wieder stützen. Sehr wichtig sei auch: nicht mehr schwer heben!