"Mein Leben ist auf Eis gelegt!"
Unterwäsche verursacht Schmerzen! Frau hat seltene Nervenkrankheit
von Svenja Hoffmann
Für die Britin Marion Jones (68) sind die alltäglichsten Dinge meist mit höllischen Schmerzen verbunden. Sitzen oder enge Kleidung am Unterleib – für sie kaum auszuhalten. Der Grund: Sie leidet an einer sogenannten Pudendusneuralgie. Woher diese Einschränkung kommt, was hinter dem Phänomen steckt und was Betroffenen helfen kann.
"Mein Leben ist auf Eis gelegt"
Vor zwölf Jahren nahm das Leben der heute 68-jährigen Marion Jones eine traurige Wendung. Nachdem sie Schmerzen im Intimbereich hatte, ging sie zum Frauenarzt, wie die Nachrichtenagentur Jam Press schreibt. Hier habe sie die Diagnose Prolaps erhalten. Eine Diagnose, die eine Operation nötig machte. Die Folge: Jones wurde mittels Hysterektomie die Gebärmutter entfernt. Doch als sei diese Diagnose und die folgende Behandlung nicht schon schlimm genug, fing der Alptraum für Marion Jones danach erst so richtig an.
„Seit meiner Operation hatte ich keine Intimität mehr, aber ich hatte immer gehofft, nach meiner Scheidung einen neuen Partner zu finden - jetzt ist alle Hoffnung dahin, denn mein Leben ist auf Eis gelegt“, erzählt sie. Sitzen und auch das Tragen von Jeans, Leggings, Strumpfhosen und Unterwäsche – also allem, was eng am Genitalbereich anliegt – verursachen der 68-Jährigen bohrende und stechende Schmerzen, wie sie es beschreibt.
Expertin erklärt: "Die kleinste Berührung kann höllische Schmerzen auslösen"
Doch was genau ist eine Pudendusneuralgie? Wodurch wird sie verursacht und gibt es Hoffnung für Betroffene wie Marion Jones? Diese und weitere Fragen hat Medical Influencerin und Gynäkologin Dr. Judith Bildau beantwortet.
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Ursprung der Erkrankung soll im Fall von Marion Jones ein Prolaps gewesen sein: Was ist das eigentlich?
„Als Prolaps wird zunächst einmal der Vorfall eines Organs bezeichnet“, erklärt die Gynäkologin Dr. Judith Bildau. Im Falle von Marion Jones habe es sich vermutlich um einen Gebärmutterprolaps gehandelt. „Hier senkt sich die Gebärmutter soweit ab, dass sie bis in die Scheide ragt oder sogar aus der Scheide heraus.“ Eine Operation wird dann in Erwägung gezogen, wenn der Prolaps sehr ausgeprägt ist. Denn: Ansonsten könne es zu Entzündungen oder sogar zu Blutungen kommen.
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Nach der Operation entstand eine Pudendusneuralgie: Was versteht man darunter?
Es handle sich bei der sogenannten Pudendusneuralgie um einen oftmals einschießenden Schmerz im Nervus pudendus, weiß die Expertin. Beim Nervus pudendus handle es sich um ein Nervengeflecht, das durch das Becken in die Genitalregion verläuft.
Weiter erklärt Dr. Judith Bildau: „Da der Nervus pudendus für die Empfindungen im Bereich der Genitalregion und des Damms verantwortlich ist, kann bei einer Schädigung oder Reizung des Nervs bereits die kleinste Berührung in diesem Bereich höllische Schmerzen auslösen.“ Wie auch im Fall von Marion Jones können enge Hosen – auch Unterhosen – den Schmerz triggern und den Alltag von Betroffenen erheblich beeinträchtigen.
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Gibt es Hoffnung für Betroffene wie Marion Jones?
Zunächst sei es für Betroffene wichtig, eine klare Diagnose zu erhalten. „Deshalb ist eine Untersuchung bei einem Facharzt, z.B. einem Neurologen, unbedingt zu empfehlen“, rät Dr. Bildau. Mittels körperlicher Untersuchung oder einer sogenannten Pudendusblockade könne man herausfinden, ob es sich tatsächlich um eine Pudendusneuralgie handelt.
„Bei der Pudendusblockade wird ein Betäubungsmittel entlang des Nervs gespritzt. Bessern sich die Schmerzen daraufhin, gilt die Diagnose Pudendusneuralgie als bewiesen.“ Behandelt würde nach dieser Diagnose in erster Linie mittels Schmerzmittel und Antidepressiva. Doch auch Krankengymnastik oder eine Operation könnten je nach Ursache Mittel der Wahl sein.