„Triathlon erlaubt mir, zu sein wie alle anderen“
US-Amerikaner schreibt Sportgeschichte: Mit Down-Syndrom bei Ironman-WM am Start

Der US-Amerikaner Chris Nikic ist der erste Mensch mit Down-Syndrom, der die legendäre Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii bestreitet. Er will trotz Handicap ins Ziel kommen und hat dafür 17 Stunden Zeit. Dass er das schaffen kann, zeigen seine bisherigen Erfolge.
„Ja, ich habe natürliche Nachteile“
Das Leben meinte es nicht immer gut mit Chris Nikic: Der US-Amerikaner kam mit der Chromosomenstörung Trisomie 21 zur Welt, hat dadurch unter anderem einen niedrigeren Muskeltonus, eine verlangsamte Reaktionszeit und lernt auch langsamer. Nikic aus Florida brauchte eben für alles etwas länger als die anderen, mehrere Operationen am Herzen und an den Ohren warfen ihn zusätzlich zurück – doch trotz aller Widerstände gab er sich nie auf.
Der heute 23-Jährige schreibt am Freitag zum wiederholten Mal Sportgeschichte. Nikic bestreitet als erster Mensch mit Down-Syndrom die Langstrecken-Weltmeisterschaft im Traithlon auf Hawaii. Im Mekka des Sports muss Nikic 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen bei sengender Hitze sowie drohenden Seitenwinden – und das mit Handicap. „Ja, ich habe natürliche Nachteile“, betont Nikic.
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Im November 2020 kam er das erste Mal ins Ziel
Seine Krankheit bremst Nikic aber keineswegs. „Mit harter Arbeit, Ausdauer und Unterstützung von Familie und Freunden kann man Hindernisse überwinden“, sagt er. Sein Motto: „Jeden Tag ein Prozent besser werden.“ Der Fokus auf ebenso kleine wie mühsam erarbeitete Fortschritte habe den Sohnemann bis zum „Super Bowl des Triathlons“ gebracht, erklärt Vater Nik Nikic. Im November 2020 finishte er in Florida in 16:46:09 Stunden seinen ersten Langstrecken-Triathlon, im Folgejahr schaffte er in sechs Stunden den Boston-Marathon.
Mit der Teilnahme auf Hawaii fühle er sich „in einer Weise in die Gemeinschaft eingebunden, wie ich es vor dem Triathlon nie war“, erzählt Nikic. Als Kind gehörte er nie richtig dazu, Mobbing bestimmte seinen Alltag. „Triathlon erlaubt mir, zu sein wie alle anderen“, sagte er der „Bild“.
Über allem schwebte stets das große Ziel Hawaii. „Wenn ich das schaffe, schaffe ich auch alles andere“, so der Sportler. Um am Freitag auf dem legendären Alii Drive zu finishen, bleiben ihm 17 Stunden Zeit. Doch unabhängig von seiner Zielankunft gehört Chris Nikic schon jetzt zu den Siegern der diesjährigen Ironman-WM. (jlu/sid)