Wegen Mordes, Störung der Totenruhe und Verletzung von Bildrechten

Marie Sophies (14) Killer muss elf Jahre und neun Monate ins Gefängnis

von Fabian Scholz und Larissa Pitzen

Auf dieses Urteil haben die Angehörigen von Marie Sophie lange gewartet.
Die damals 14-Jährige wurde im hessischen Bad Emstal (Landkreis Kassel) grausam getötet – von ihm: René G. Heute fiel im Landgericht Kassel das Urteil gegen den 21-Jährigen: Für die schreckliche Tat an der Schülerin muss er elf Jahre und neun Monate ins Gefängnis.

René G. bleibt vom Urteil unbeeindruckt

Als der Richter das Urteil verkündet, verzieht René G. keine Miene. Erst als der Richter ausführlicher wird, muss der Verurteilte offensichtlich schlucken. Der 21-Jährige wurde wegen Mordes, Störung der Totenruhe und Verletzung von Bildrechten zu elf Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Eine Sicherungsverwahrung behält sich das Gericht vor. Die Angehörigen reagieren erst ruhig auf das Urteil, sie wirken in sich gekehrt. Kurze Zeit später kocht die Stimmung im Saal dann hoch: „Das ist ja lächerlich!“, ruft jemand von hinten. Der Vater bringt kaum ein Wort heraus, sagt unserem Reporter hinter der Kamera: „Das Urteil ist so nicht aktzeptabel.“

Ein Sachverständiger hatte zu Beginn des Prozesstages sein psychologisches Gutachten vorgetragen. Die Diagnose: Dissoziale Persönlichkeitsstörung. „Rene G. stellt die eigenen Bedürfnisse über die Leben anderer. Und auch über das geltende Gesetze“, erklärt der Sachverständige im Gerichtssaal. René G. sei aus medizinischer Sicht zu 100% schuldfähig.

Der Fall Marie Sophie (14)

Es war der 28. September 2023: Am Feldrand in Bad Emstal kommt es zu einer grauenvollen Entdeckung: Die Leiche der 14-jährigen Marie Sophie liegt unter ein paar Baumstämmen.

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Die Polizei findet ihr Handy wenig später bei dem damals 20-jährigen René G. Darauf zu sehen: Bilder und Videos der Tat. René G. soll Marie Sophie laut Angklageschrift „zur Befriedigung des Geschlechtstriebs“ erwürgt haben. Die Handschellen klicken, René G. wird wegen Mordes und Störung der Totenruhe angeklagt.

Weil René G. zum Tatzeitpunkt 20 Jahre alt war, wird der Prozess vor der 1. Großen Jugendkammer des Landgerichts Kassel verhandelt.

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Angeklagter gibt sich vor Gericht „eiskalt“

Schon zum Prozessauftakt verhält sich der Angeklagte wenig einsichtig. Immer wieder hat er ein leichtes Lächeln auf den Lippen: „Ich habe den Eindruck, es handelt sich um einen eiskalten Killer, der auch beim Verlesen der Anklageschrift und auch bei der Einsichtnahme in die Fotos keine Gemütsregung gezeigt hat“, sagt Ergün Eser, der Rechtsanwalt von Marie Sophies Vater.

Außerdem stellt sich René G. immer wieder als Opfer dar. So sei er am Tatabend alleine im Dorf unterwegs gewesen, als Marie Sophie überraschend aus einem Gebüsch gesprungen kam. Das habe ihn erschreckt und wütend gemacht. Als er Marie Sophie erzählt, er sei Monate zuvor von einem Mann entführt und missbraucht worden und dass er plane seinen Peiniger zu töten, habe sich die 14-Jährige über ihn lustig gemacht und der Streit sei eskaliert.

Die Leiche der 14-Jährigen wurde am 28. September am Rande eines Feldwegs in Bad Emstal entdeckt. Sie war seit dem Vorabend vermisst worden. Am folgenden Tag wurde René G. wegen des dringenden Verdachts des Mordes festgenommen.