Prozess um getötetes Mädchen aus Bad Emstal
Als der Angeklagte die Tat in Einzelheiten schildert, verlässt Marie Sophies (†14) Mutter den Saal
Erwürgt und ermordet zur sexuellen Befriedigung!
Knapp acht Monate nach dem gewaltsamen Tod der 14-jährigen Marie Sophie im nordhessischen Bad Emstal muss sich der 21-jährige René G. seit Dienstag (21. Mai) vor dem Landgericht Kassel verantworten. Ihm werden Mord und Störung der Totenruhe vorgeworfen.
Dieser Fall macht fassungslos – nur den Angeklagten nicht
Es ist 9 Uhr, als am Dienstagmorgen (21. Mai) der Mordprozess um Marie Sophie beginnt. Die Mutter der Getöteten kommt weinend in den Gerichtssaal und hält die Situation kaum aus. Sie verlässt den Raum schon wenige Minuten später, als der Angeklagte mit seiner Aussage beginnt. Erst nach einiger Zeit schafft sie es zurück in den Saal. Der Vater des Opfers meidet jeden Augenkontakt zum Angeklagten.
Während die Familie des Opfers mit ihren Emotionen kämpft, wirkt René G. fast lässig, hat immer wieder ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Ergün Eser, der Rechtsanwalt von Marie Sophies Vater, sagt über den Angeklagten: „Ich habe den Eindruck, es handelt sich um einen eiskalten Killer, der auch beim Verlesen der Anklageschrift und auch bei der Einsichtnahme in die Fotos keine Gemütsregung gezeigt hat.“
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Die Staatsanwaltschaft Kassel wirft dem Angeklagten vor, die Schülerin erwürgt zu haben, um sich sexuell zu befriedigen. Im Anschluss soll er den Leichnam in sexuell motivierter Weise berührt und dies teilweise mit dem eigenen Mobiltelefon gefilmt haben. Weil René G. zum Tatzeitpunkt 20 Jahre alt war, wird der Prozess vor der 1. Großen Jugendkammer des Landgerichts Kassel verhandelt.
Im Video: Eltern von Marie Sophie fordern Gerechtigkeit
Was ist am 27. September 2023 passiert?
Einen Tag nach dem Verschwinden von Marie Sophie wird die Leiche des Mädchens unter Baumstämmen in der Nähe eines Feldwegs im Bad Emstaler Ortsteil Sand entdeckt. Dann findet die Polizei das Handy des Opfers bei dem damals 20-jährigen Tatverdächtigen. Auf seinem eigenen Handy sichern die Beamten belastendes Videomaterial der Tat. Er wird als Tatverdächtiger festgenommen.
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René G. äußert sich am ersten Verhandlungstag ausführlich zu den Geschehnissen im September letzten Jahres und verstrickt sich immer wieder in Widersprüche. In einem Waldstück will er sich mit Marie Sophie zum Kiffen getroffen haben. Er gibt an, auch Bier getrunken zu haben.
Angeklagter stellt sich selbst als Opfer dar
Im Laufe des Abends seien die beiden getrennt zurück ins Dorf gelaufen. Plötzlich sei Marie Sophie aus dem Gebüsch gesprungen und habe den Angeklagten erschreckt. Er sei deshalb sehr wütend geworden. Denn René G. gibt an, wenige Monate zuvor von einem Mann entführt, in dessen Wohnung festgehalten und sexuell missbraucht worden zu sein. Seinen Entführer habe er nach seiner Flucht töten wollen. Von dem Vorfall und seinen Mordplänen will er Marie Sophie erzählt haben. Sie habe sich darüber lustig gemacht.
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Laut dem Angeklagten habe das zu einem Streit geführt, indem sich beide geschubst hätten. Schließlich sei Marie Sophie mit dem Kopf gegen einen Baumstamm zu Boden gefallen. René G. gesteht, die damals 14-Jährige bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt zu haben. Fotografiert habe er das Opfer, um Marie Sophie damit später zu erpressen - falls sie sich an die Polizei hätte wenden wollen.
Tatverdächtiger ist polizeibekannt
Ein Sachverständiger zitiert eine vergangene Aussage des Angeklagten, wonach René G. sagte: „Eigentlich wollte ich sie nur würgen, den Rest hätte dann der Baumstamm erledigt.“ Der Angeklagte bestätigt diese Aussage. Zudem verweist der Richter darauf, dass René G. Einweghandschuhe getragen hat. Der Angeklagte gibt außerdem zu, Marie Sophies BH mitgenommen zu haben.
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Laut Polizei ist René G. schon mehrmals wegen Drogendelikten aufgefallen. Eine Beamtin berichtet schließlich von der Handyauswertung des Angeklagten. Dort habe der 23-Jährige einen Porno abgespeichert, in dem es um eine Vergewaltigung in einer Hütte am Wald ging - ein Video mit erschreckenden Parallelen zur Tat. Darüber hinaus habe der mutmaßliche Täter intensiv recherchiert, wie man jemanden erwürgt. Besonders in den zwei Monaten vor der Tat habe er viele Pornos angeschaut, in denen junge Mädchen vergewaltigt werden.
„Egal, was am Ende hier herauskommt, das bringt die Tochter nicht zurück“
Nach dem Prozessauftakt sind zwei Fortsetzungstermine Ende Mai angesetzt. Noch im laufenden Monat könnte also ein Urteil fallen. Der Anwalt von Marie Sophies Vater, Ergün Eser, hofft auf eine möglichst hohe Strafe und eine Sicherheitsverwahrung. „Denn der Täter ist planmäßig vorgegangen.“
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„Wenn die Kinder vor den Eltern sterben, zerstört das natürlich einen Teil des Menschen“, antwortet der Nebenklagevertreter auf die Frage, wie es dem Vater des Opfers geht. Für die Eltern von Marie Sophie bleibt zu hoffen, dass sie bald die ganze Wahrheit erfahren.