Die Karten werden neu gemischt

Urteil aufgehoben! Das sagt Jérôme Boateng selbst dazu

ARCHIV - 20.10.2022, Bayern, München: Der Fußball-Profi und ehemalige Nationalspieler Jerome Boateng steht zu Beginn des Berufungsprozesses im Gerichtssaal des Landgerichts München I. Boateng ist angeklagt, seine Ex-Freundin 2018 in einem gemeinsamen Karibik-Urlaub geschlagen zu haben. (zu dpa Boateng-Prozess geht weiter - Zeitpunkt des Urteils unklar) Foto: Peter Kneffel/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Boatengs Anwalt beantragte die Aufhebung des Urteils
bsc, dpa, Peter Kneffel

Jérôme Boateng kann erstmal aufatmen! Die Verurteilung des 35-Jährigen wegen Körperverletzung und Beleidigung wurde aufgehoben.Das Bayerische Oberste Landesgericht gab der Revision des Ex-Fußballnationalspielers und auch der von Staatsanwaltschaft und Nebenklage am Donnerstag (21. September) statt und verwies das Verfahren an das Landgericht München I zurück.

Jérôme Boateng ist „sehr erleichtert“

„Herr Boateng ist schon informiert und natürlich sehr erleichtert, dass das Urteil aus der zweiten Instanz jetzt korrigiert worden ist“, sagt sein Anwalt Leonard Walischewski im RTL-Interview. „Insbesondere aufgrund der Aspekte, die auch die Verteidigung jetzt gerügt hat. Das ist der erste Schritt. Jetzt schauen wir mal zuversichtlich in die Zukunft, dass das Verfahren in irgendeiner Form dann auch fair zu Ende geht.“

Zuvor hatte Walischewski die Aufhebung des Urteils aus dem vergangenen Oktober gefordert: „Das Verfahren war erschütternd unfair. Der Angeklagte Boateng war schon endgültig verurteilt, bevor das Berufungsverfahren überhaupt begonnen hatte.“

Im Video: Urteil aufgehoben! Wie es für Jérôme Boateng weitergeht

Damals war der heute 35 Jahre alte Boateng wegen Angriffen auf seine Ex-Freundin in einem Karibik-Urlaub in zweiter Instanz wegen Körperverletzung und Beleidigung zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 10.000 Euro verurteilt worden - insgesamt 1,2 Millionen Euro. Boateng sei damals „in seinem Recht auf ein faires Verfahren verletzt“ worden, kritisierte Walischewski. „Der Vorsitzende Richter war nicht neutral, er war nicht distanziert“, sagte der Anwalt.

Dabei bemängelte er vor allem, dass der Richter selbst daran beteiligt gewesen sei, einen Befangenheitsantrag gegen sich selbst abzulehnen. Dies sah auch das Gericht am Donnerstag als entscheidenden Grund, das Urteil „in vollem Umfang“ aufzuheben. Der Vorsitzende hatte damals vor dem Befangenheitsantrag betont, dass weitere Beweisanträge von Boateng und seinen Verteidigern sich negativ auf eine Strafe auswirken könnten. Boatengs Anwalt warf dem Richter in seinem Plädoyer am Donnerstag „prozesswidriges und willkürliche Verhalten“ vor. „Der Vorsitzende wollte nicht aufklären.“

21.09.2023, Bayern, München: Leonhard Walischewski (2.v.l.), Rechtsanwalt von Ex-Fußballnationalspieler Jerome Boateng, steht zu Prozessbeginn an seinem Platz im Gerichtssaal des Landgericht München II. Der Angeklagte Fussballspieler ist bei dem Prozess nicht anwesend. Boateng war im Herbst 2022 in zweiter Instanz wegen eines Angriffs auf seine frühere Lebensgefährtin zu einer Geldstrafe von 1,2 Millionen Euro - in 120 Tagessätzen zu 10 000 Euro - verurteilt worden. Damit wäre Boateng - anders als nach dem erstinstanzlichen Urteil vorbestraft. Boateng hatte gegen seine zweite Verurteilung Rechtsmittel eingelegt. Das Verfahren geht darum in die Revision. Foto: Peter Kneffel/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Der Platz blieb leer: Jérôme Boateng erschien nicht vor Gericht
kne axs, dpa, Peter Kneffel
Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Jetzt zieht sich der langwierige Rechtsstreit noch länger

Auch die Staatsanwaltschaft und die Nebenklage hatten Revision gegen das Urteil eingelegt, weil sie eine Verurteilung wegen gefährlicher Körperverletzung und damit eine härtere Strafe gefordert hatten. Auch ihrer Revision gab das Bayerische Oberste Landesgericht statt.

Mit der Entscheidung des Gerichts wird ein ohnehin schon äußerst langwieriger Rechtsstreit noch länger. Das Amtsgericht München hatte bereits im Jahr 2021 eine höhere Geldstrafe gegen Boateng verhängt, jedoch war die Zahl der Tagessätze nur halb so hoch - 60 Tagessätze zu je 30.000 Euro, also insgesamt 1,8 Millionen Euro. Ab mehr als 90 Tagessätzen gelten Verurteilte als vorbestraft.

Boateng, der lange für die deutsche Nationalmannschaft und den FC Bayern München gespielt hat, wurde im Juni von seinem jüngsten Verein, dem französischen Fußball-Erstligisten Olympique Lyon, verabschiedet und ist derzeit vereinslos. (dpa)