Facharzt empfiehlt alternative Reinigung gegen OhrenschmalzUnterschätzte Gefahr: Deswegen sollten Sie auf Wattestäbchen verzichten

Prof. Dr. med. Mark Jakob erklärt, wieso Ohrenstäbchen schädlich sind.
Finger weg von Ohrenstäbchen! Das empfiehlt auch der Facharzt Dr. Mark Jakob.
Prof. Dr. med. Mark Jakob / Privat

Hand aufs Herz: Wie oft benutzen Sie nach dem Duschen Wattestäbchen um Ihre Ohren zu säubern? Vermutlich recht häufig – obwohl Sie eigentlich wissen, dass man lieber die Finger von den Dingern lassen sollte. Warum genau erklärt Professor Dr. med. Mark Jakob, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, im RTL-Interview. Was Sie außerdem stattdessen zur Reinigung nutzen sollten, verraten wir Ihnen in diesem Artikel.

Ohrenschmalz ist gut für uns!

Zunächst einmal stellt sich die Frage: Was ist Ohrenschmalz überhaupt? Welche Funktion hat es und warum wollen wir es loswerden? Das erklärt HNO-Arzt Dr. Jakob aus Köln uns auf Anfrage: „In der Gehörgangshaut befinden sich sogenannte Ceruminaldrüsen, die ‘Cerumen’, die das Ohrenschmalz produzieren. Dieses gelblich-braune Sekret sorgt dafür, dass die Haut des Gehörgangs geschmeidig bleibt, es befeuchtet den Gehörgang und fettet die Haut ein.“ Mithilfe des Ohrenschmalzes wird der notwendige Säureschutzmantel aufrechterhalten und wehrt damit Bakterien und Pilze ab.

Daher sei ein zu häufiges Reinigen, Ausputzen oder ein zu intensives Waschen des Gehörgangs eher schlecht, so Jakob: „Es zerstört die intelligente Schutzfunktion unserer Ohren. Denn Bakterien und Pilze fühlen sich pudelwohl im warmen, engen Gehörgang. Ohne diesen Schutzmechanismus kommt es zu häufigen Entzündungen im Gehörgang.“

Wenn jetzt die Ohrenstäbchen zum Einsatz kommen, kann es zu Problemen kommen.

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Warum sind Ohrenstäbchen so gefährlich?

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Wattestäbchen sorgen dafür, dass sich das Ohrenschmalz nur weiter in den Gehörgang verschiebt.
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Der Grund: der Gehörgang ist ein Trichter. Wegen der spitz zulaufenden Form kann er mit einem Wattestäbchen kaum gesäubert werden. Stattdessen besteht die Gefahr, dass das Ohrenschmalz immer tiefer in den Gehörgang gedrückt wird. „Durch das Auswischen mit einem Ohrenstäbchen können zudem Verletzungen und Mikrorisse der Gehörgangshaut entstehen und begünstigen damit die Entstehung einer Entzündung“, sagt Dr. Jakob. Und: „Wischt“ man den Gehörgang zu regelmäßig aus, können die Drüsen sogar immer mehr Ohrenschmalz produzieren!

Im Extremfall können Wattestäbchen im Ohr sogar das Trommelfell schädigen: „Immer wieder kommen auch Patienten in meine Sprechstunde, die sich das Trommelfell verletzt haben. Manchmal heilt die Verletzung von alleine ab, aber nicht selten ist eine Operation am Trommelfell unter Narkose notwendig, um das Loch im Trommelfell wieder zu verschließen.“

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Wie Sie Ihre Ohren stattdessen reinigen können

Dazu hat Dr. Jakob eine klare Botschaft: „Der Gehörgang an sich ist selbstreinigend und muss nicht gereinigt werden. Man kann aber beispielsweise mit einem weichen Tuch den Gehörgang-Eingang nach dem Duschen reinigen.“ Man solle jedoch nicht zu tief in den Gehörgang gehen. Manche Menschen, die eine vermehrte Ohrenschmalzproduktion haben, – zum Beispiel ältere Patienten oder Hörgerät-Träger – können ihre Ohren auch professionell von ihrem HNO-Arzt reinigen lassen.

Wenn Sie ein typischer Wattestäbchen-Fan sind und die kleinen Stäbchen häufiger zum Einsatz kommen, als Ihnen lieb ist, sollten Sie sich – laut Mediziner – langsam von deren regelmäßigem Gebrauch entwöhnen: „Mein Tipp ist, die Abstände der Reinigung immer größer werden zu lassen. Der ‘kalte Entzug’ führt zu einem intensiven Jucken im Gehörgang. Daher lieber immer weniger reinigen, anstatt abrupt aufzuhören.“ (vdü)