Ungewisse Zukunft

„Während ich fahre, sterben daheim die Freunde“: Ski-Profi droht nach der WM die Front

Ukraine's Ivan Kovbasnyuk speeds down the course during the super G portion of an alpine ski, men's World Championship combined race, in Courchevel, France, Tuesday, Feb. 7, 2023. (AP Photo/Gabriele Facciotti)
Ivan Kovbasnyuk führt bei der Ski-WM in Frankreich das achtköpfige Team der Ukraine an, während seine Heimat vom Krieg erschüttert wird.
BL, AP, Gabriele Facciotti

Es sind Worte, die betroffen machen. Und bittere Realität sind. Der Ukrainer Ivan Kovbasnyuk tritt bei der Ski-WM 2023 in Frankreich an. Der sportliche Erfolg steht bei ihm aber nicht an erster Stelle, vielmehr denkt er an seine vom Krieg erschütterte Heimat – und an einen womöglich baldigen Einsatz an der Front.

Trauer um Familienmitglieder und Freunde

„Ich bin stolz, mein Land hier zu vertreten“, sagte der 29-Jährige der „Krone“. Doch weil seine Heimat seit einem Jahr vom Krieg erschüttert wird, sei es für ihn „unglaublich schwer“, seinen Job zu machen.

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Trotz seines Stolzes die Ukraine vertreten zu können, kreisen seine Gedanken vor allem um die Situation in der Heimat. „Während ich hier fahre, sterben daheim Familienmitglieder und Freunde von mir“, sagte Kovbasnyuk. Das muss ein furchtbares Gefühl sein. Am Donnerstag belegte der Ukrainer im Super-G Platz 43 von 46 angetretenen Ski-Profis. Zuvor war er in der Alpinen Kombination im Slalom ausgeschieden.

Ski-Profi könnte bald auf dem Schlachtfeld stehen

Kovbasnyuk ist einer der wenigen Skifahrer und Skifahrerinnen seines Landes, die an der Weltmeisterschaft teilnehmen dürfen. Das Team besteht gerade einmal aus acht Sportlern. Er selbst wurde nur wegen einer Ausnahmeregelung für Sportler bisher nicht eingezogen. Das kann aber noch passieren – und Kovbasnyuk rechnet auch mit einer Einberufung. „Der Krieg wird leider noch lange dauern. Ich bin sicher, dass auch ich bald auf dem Schlachtfeld stehen werde“, sagte Kovbasnyuk, der nach Informationen der österreichischen Zeitung ebenfalls Teil der ukrainischen Armee ist.

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Dass russische und belarussische Sportler derzeit von vielen sportlichen Wettbewerben ausgeschlossen sind, findet er richtig und sollte auch so bleiben. „Sie unterstützen mit ihrem Schweigen und Antreten das Putin-Regime“, sagte Kovbasnyuk. Seit Kriegsausbruch trainiert er vorrangig im Kaunertal in Tirol. So traurig es klingt: Es ist gut möglich, dass sich das bald ändert. (pol)