Hoffnung ruht auf Porsche und Audi
Trübe deutsche Formel-1-Zukunft: Nur noch ein Pilot und kein Rennen

Sebastian Vettel macht Schluss, Mick Schumacher hat noch keinen Vertrag und auch 2023 wird in Deutschland kein Formel-1-GP stattfinden. Die Aussichten der schwarz-rot-goldenen Motorsport-Fans sind trübe. Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer für eine Rückkehr der Königsklasse ins Auto-Land – sie ist verbunden mit großen deutschen Automarken.
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Vom Deutschland-Boom zur Ein-Mann-Show
Natürlich weiß Mick Schumacher noch, wie das damals in der Blütezeit der Formel 1 war. Sein Vater Michael war einer der sieben deutschen Piloten, die 2010 um Siege fuhren – ein Rekord! Nie wieder gab es so viele Fahrer aus der Auto-Nation in der wichtigsten Rennserie der Welt. Nach dem Rücktritt von Sebastian Vettel zum Saisonende wird der 23 Jahre alte Schumacher im kommenden Jahr wohl der einzige Deutsche im Cockpit sein.
Auch ein Grand Prix auf deutschem Boden ist nicht in Sicht. Wie konnte es vom Formel-1-Boom in den 1990er Jahren bis heute nur so weit kommen? „Ich nehme es als Herausforderung und freue mich darauf“, sagt Schumacher dazu, dass er Deutschland künftig als Solist vertritt. Zwar hat der Sohn des Rekordweltmeisters noch keinen neuen Vertrag beim US-Rennstall Haas unterschrieben, das soll aber in den nächsten Wochen passieren. „Vielleicht gibt es das eine oder andere Kind, das künftig mich als Vorbild nimmt“, sagt Schumi jr.
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Warum kommen keine deutschen Fahrer nach?
Deutsche Vorbilder in der Formel 1 gab es einige. Vor allem natürlich sein legendärer Vater Michael Schumacher, aber eben auch den letzten deutschen Champion Nico Rosberg und den viermaligen Weltmeister Vettel, der nach mehr als 15 Jahren im November Schluss macht. Das große Problem: Abgesehen von Schumacher Junior ist niemand ernsthaft in der Lage, sich schnell eine gute Chance auf einen Platz hinter dem Steuer zu erarbeiten. „Ich wünschte, da wären mehr Deutsche, die von unten hochkommen“, sagt Schumacher.
Im Fahrerlager von Budapest wurde der Youngster vor dem Grand Prix am Sonntag (15.00 Uhr live im Ticker bei RTL.de) gefragt, woran es liegt, dass der Nachwuchs fehle. „Ich habe versucht, in den letzten zwei Jahren zu pushen“, so Schumacher zu seinen Versuchen, den Motorsport voranzubringen. Vieles scheitere am fehlenden Geld, sagte er. Eine sechsstellige Summe müsse von jungen Fahrern schon aufgebracht werden, um in den Nachwuchsserien anzutreten. Kein normaler Mensch könne das aus dem Nichts stemmen, nur weil er gut Kart fahren kann. Schumacher verfügte hingegen über einen starken finanziellen Background und brachte neben seinem großen Namen auch noch das nötige Talent mit.
Zu hohe Antrittsgebühren verhindern Deutschland-GP
Ebenfalls an den Finanzen liegt es, dass die Formel 1 einen Bogen um Deutschland macht. Zwischen 2007 und 2014 fanden zuletzt regelmäßig abwechselnd Große Preise in Hockenheim und auf dem Nürburgring statt, danach wurde es schwieriger. Insgesamt gastierte die Rennserie 79 Mal in Deutschland. Zuletzt richtete der Nürburgring in der Corona-Saison 2020 den Eifel-Grand-Prix aus. Beide Kurse können sich aber die hohen Antrittsgebühren nicht mehr leisten. Ein Grand Prix sei ohne öffentliche Zuschüsse oder Unterstützung aus der Wirtschaft nicht finanzierbar, hieß es zuletzt mehrfach von beiden Strecken. Da dies derzeit nicht gelingt, wird ziemlich sicher auch 2023 nicht auf den Traditionskursen gefahren.
Viele Hoffnungen sind mit den Bestrebungen von Porsche und Audi für einen Einstieg in die Königsklasse zur Saison 2026 verknüpft. Das könnte der Druck auf die Formel-1-Inhaber erhöhen, nach Deutschland zurückzukehren. Noch ist nicht gesichert, dass beide Autobauer einsteigen und es dann neben dem in der Vergangenheit so erfolgreichen Mercedes-Rennstall drei deutsche Konstrukteure in der Boxengasse gibt. Mit einer Entscheidung wird jedoch bald gerechnet.
F1-Geschäftsführer Domenicali: Interesse an Deutschland-Comeback
Mit dem Blick auf den weltweiten Expansionskurs spricht Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali schon seit längerem davon, dass es künftig bis zu 30 Grands Prix pro Saison geben könnte - auch wenn sich die Teams noch gegen dieses Mammut-Programm wehren. Das Umfeld in Deutschland sei „sehr interessant“ für die PS-Serie, versicherte Domenicali bereits und nannte indirekt den Einstieg von Porsche und Audi als Treiber für eine Rückkehr in das Heimatland der Schumachers. „Ich würde es lieben, in Deutschland ein Rennen zu fahren“, sagt Mick Schumacher. Ihm war das bislang noch nicht vergönnt, während der scheidende Vettel sieben Mal in Hockenheim und vier Mal auf dem Nürburgring antrat.