20-jähriger Kickboxer in Hamburg vor Gericht
Transfrau auf Reeperbahn bewusstlos geprügelt: "Das Schlimmste, was mir im Leben passiert ist"
„Was ist denn das da? Ein Mann, eine Frau? Sag mal, was is’n das da?“, „Verlasse diesen Platz, verlasse diese Straße oder ich bringe dich um“ oder „Mit so was wie dir möchte ich nichts zu tun haben!“ All das sind Beleidigungen, die Samia Stöcker schon über sich ergehen lassen musste. Seit fünf Jahren lebt die Hamburgerin als Transfrau. Für sie eine Befreiung, für manche Menschen ein Grund für Hass und Verachtung. Besonders eskaliert ist eine Situation vor einigen Monaten: Ein ihr unbekannter Mann beschimpft sie transfeindlich, ein anderer schlägt sogar zu – mitten ins Gesicht auf offener Straße.
Sehen Sie im Video, wie Samia Stöcker den schrecklichen Vorfall erlebt hat und mit welchen Problemen sie immer noch zu kämpfen hat.
Kickboxer steht vor Gericht
Der mutmaßliche Schläger in dieser Nacht ist ein 20-jähriger Hamburger. Seit Dienstag (10.01.) steht er wegen vorsätzlicher Körperverletzung vor dem Landgericht Hamburg. Beim Prozessbeginn zeigt der Angeklagte keine Reue, ist emotionslos und verweigert seine Aussage. Auf den Angeklagten könnte aufgrund des jungen Alters eine Jugendstrafe zukommen.
„Das Strafgesetzbuch sieht für vorsätzliche Körperverletzung einen Strafrahmen von Geldstrafe bis zu fünf Jahre Freiheitsstrafe vor. Da er aber zur Tatzeit Heranwachsender war, hat das Gericht zunächst darüber zu entscheiden, ob auf ihn Jugendstrafrecht Anwendung findet“, erklärt Staatsanwältin Liddy Oechtering im Gespräch mit RTL. Der Angeklagte sei außerdem bereits strafrechtlich auffällig gewesen. Er soll aktiver Kampfsportler in einem Kickbox-Verein sein und regelmäßig an Wettkämpfen teilnehmen.
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Auf offener Straße wird Samia ins Gesicht geschlagen
In der Nacht des 17. Juli 2021 ist Samia mit einem Freund auf der Reeperbahn unterwegs. In der Schlange vor einer Fastfood-Kette passiert dann Unglaubliches: Ein Fremder beschimpft die Hamburgerin transfeindlich, ein weiterer Mann schlägt zu - direkt in ihr Gesicht. Auch heute, eineinhalb Jahre nach dem Vorfall, hat Samia mit den Folgen zu kämpfen und befindet sich noch immer in medizinischer Behandlung.
Samia fand als Transfrau zu sich selbst
Seit über zehn Jahren tritt die 35-Jährige schon als Travestiekünstlerin auf. Es war ein harter Weg, der sich aber gelohnt habe. „Es ist ein innerer Leidensdruck und man geht den Weg für sich, das ist eine Reise zu sich selbst, um einfach glücklich zu sein“, berichtet sie im Gespräch mit RTL.
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