So wahrscheinlich wie ein Lottogewinn

Tim (21) hat Leukämie - doch eine Stammzellenspende rettet ihm das Leben

Tim Weichler (21) ist dank Stammzellenspende und dem Einsatz seiner Freunde wieder gesund.
Tim Weichler (21) ist dank Stammzellenspende und dem Einsatz seiner Freunde wieder gesund.
RTL
von Jessica Sander und Jenny Richter

Etwa eins zu einer Million, so gering ist die Chance, seinen genetischen Zwilling zu finden. Der an Leukämie erkrankte Tim Weichler aus Isernhagen hat genau das geschafft, dank Freunden und seiner Familie. Sie haben dem 21-Jährigen durch ihre Aktionen das Leben gerettet.

Tim: "Das macht mich glücklich"

Fussballspielen ist seine Leidenschaft. Endlich kann er das wieder.
Fussballspielen ist seine Leidenschaft. Endlich kann er das wieder.
RTL

“Das ist ein sehr besonderer Moment für mich. Ich mache jetzt noch nicht alles mit, aber so ein bisschen laufen kann ich schon wieder. Das ist das, was mich halt glücklich macht”, erzählt der 21-jährige Tim Weichler, als RTL ihn beim Fußballtraining besucht. Sich bewegen können und das Leben genießen, so wie es sich für einen jungen Menschen gehört - dank Knochenmarkspende ist das für Tim wieder möglich. Letztes Jahr sah das jedoch noch ganz anders aus.

Arzt: “Ich hoffe, du kannst es verkraften, aber du hast wahrscheinlich Leukämie.”

Die Schockdiagnose kam im Juni 2022. Tim war über mehrere Wochen krank, mit Grippesymptomen. Eine Blutentnahme beim Arzt bringt die traurige Gewissheit: “Dann hat er mich am nächsten Morgen angerufen und gesagt, komm bitte sofort mit. Ich bin jetzt mal so direkt zu dir, ich hoffe, du kannst es verkraften, aber du hast wahrscheinlich Leukämie. Durch die Ausbildung zum Rettungsantitäter kannte er viele Krankheiten, aber dass es ihn selber erwischen könnte, daran hätte er nie gedacht: "Es war halt einfach nur ein purer Schock. Die Trauer kam natürlich über mich und natürlich auch über meine Familie. Ich habe mich gefragt, warum ich eigentlich?”

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Denn Tims Erkrankung, die akute myeloische Leukämie, kurz AML, ist eine Krankheit, die nur durch eine Stammzellenspende heilbar ist. Den richtigen Spender zu finden ist wie die Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen, weiß Dr. Marlena Robin-Winn, Leiterin des Norddeutschen Knochenmark- und Stammzellspender-Registers, kurz NKR: “Ganz schwierig, ganz schwierig. Deswegen müssen ja so viele typisiert werden. Die meisten werden ja leider nicht gefunden, sind zwar im Register, aber die haben ebenso seltene Merkmale, dass dann eben kaum einer passt.”

"Wir geben erst auf, wenn wir einen Spender gefunden haben.”

Seine Freunde lassen sich die Rückennummer von Tims Trikot auf das Bein tätowieren. Sie wollen ihm so Kraft geben.
Seine Freunde lassen sich die Rückennummer von Tims Trikot auf das Bein tätowieren. Sie wollen ihm so Kraft geben.
RTL

Es sind Tims Freunde, die Kollegen vom ASB und die Familie, die nicht zögern. Sofort organisieren sie Typisierungsaktionen. „Wir geben erst dann auf bzw. sind am Ende, wenn wir den Spender, die Spenderin, gefunden haben. Das war unser Ziel und das haben wir auch bis zum Ende durchgezogen, also wir haben erreicht, dass über 2150 Menschen zur Typisierung gekommen sind und das in so einem kurzen Zeitraum“, erzählt Marie Rheinländer, Pressesprecherin vom ASB, stolz. Sie organisieren Benefizspiele und einige Freunde lassen sich sogar Tims Trikotnummer auf das Bein tätowieren, um ihm Kraft zu geben. Und die kommt bei ihm an.

Ein Spender ist gefunden

“Es gab halt mehrere Tage, wo man aufgestanden ist und pure Schmerzen verspürt hat, dass man gesagt hat, so, ich will nicht mehr. Ich hatte ein Bild von meinen besten Freunden auf der Fensterbank stehen und das habe ich jedes Mal angeguckt und Bilder von meiner Familie und habe gesagt, die Leute geben alles für dich, hör jetzt auf aufzugeben, sondern kämpf.” Und er hat gekämpft. Drei Monate nach der Diagnose kommt dann die erlösende Nachricht: Ein Spender ist gefunden. “Es war halt einfach nur pure Freude bei mir. Ich konnte es gar nicht in Worte fassen, was das überhaupt für mich bedeuten konnte. Ich habe mir gesagt, jetzt besteht die Chance zu überleben. Die Tür wurde geöffnet. Und jetzt bloß nicht mehr aufhören zu kämpfen.”

Stück für Stück zurück ins Leben

Tims Eltern sind dankbar und froh, dass ihr Kind wieder gesund ist: "Wir genießen die Zeit viel mehr miteinander, viel bewusster."
Tims Eltern sind dankbar und froh, dass ihr Kind wieder gesund ist: "Wir genießen die Zeit viel mehr miteinander, viel bewusster."
RTL

Die Stammzellenspende selber war dann ein Klacks, wie Tim erzählt: „Ich habe viele Blutkonserven bekommen. Dafür bin ich sehr dankbar. Und es war eigentlich nur ein Beutel, der der quasi ganz normal in mich hineingegossen wurde. Es ist eigentlich nicht mehr gewesen und dann musste man quasi einfach nur abwarten, ob sich die neuen Blutzellen im Körper ansetzen.”

Das haben sie. Nach 24 Tagen konnte er die Klinik verlassen und seitdem kämpft er sich jeden Tag ein Stück mehr zurück ins Leben. „Ich versuche natürlich, so schnell wie möglich wieder fit zu werden, aber ich sag mal, lieber langsame Schritte. Dafür habe ich zu viel erlebt. Ich freue mich einfach, gestärkt wiederzukommen und dann irgendwann wieder ein normales Leben zu führen.”

Leben retten kann so einfach sein

Und eins möchte Tim den Leuten noch mitgeben: „Scheut euch nicht davor, euch Blut abnehmen zu lassen, Blut zu spenden, sonst können so Leute wie ich das nicht schaffen. Und es ist zu 90 Prozent immer nur eine Blutabnahme. Und damit kann man halt einfach ein Leben retten.“

Je früher ein Spender gefunden wird, desto größer sind die Erfolgsaussichten. Auf der Homepage der DKMS oder des NKR, dem Norddeutschen Knochenmark- und Stammzellspender-Registers, könnt ihr Euch registrieren lassen.

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