Wo Betroffene Hilfe finden

Terror im Kinderzimmer! Jeder sechste Jugendliche ist von Cybermobbing betroffen

„Du bist sowas von der letzte Dreck auf diesem Planeten!“ Sätze wie diese kennt Julia* leider nur zu gut, die 16-Jährige wurde von Freunden und Mitschülern aus Eifersucht gemobbt, beleidigt und bedroht. Die Attacken gingen sogar so weit, dass ihr mit dem Tod gedroht wurde. Meist kamen die Drohungen schriftlich via Apps direkt auf ihr Smartphone – eine furchtbare Erfahrung für den Teenager, der seine Geschichte im Video erzählt. Tatsächlich ist Julia mit diesem Schicksal nicht alleine, so wie ihr geht es immer mehr Jugendlichen. Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Befragung des Bündnisses gegen Cybermobbing in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse (TK) ist jeder sechste Schüler schon einmal Opfer von Cybermobbing geworden. Wir erklären, wo Betroffene Hilfe finden.

Nicht einmal im eigenen Kinderzimmer sind Betroffene sicher

Während die Zahl der Cybermobbing-Opfer im Jahr 2017 noch bei 12,7 Prozent lag, gaben in der aktuellen Befragung bereits 16,7 Prozent der Schülerinnen und Schülern zwischen 7 und 20 Jahren an, schon einmal von Cybermobbing betroffen gewesen zu sein. Das sind mehr als 1,8 Millionen Kinder und Jugendliche, die meist bis ins eigene Kinderzimmer terrorisiert werden.

Denn: Betroffene von Cybermobbing können den ständigen Beleidigungen und Beschimpfungen im Internet kaum entkommen. „Ich hab eigentlich das Mobbing in meiner Hosentasche die ganze Zeit dabei“, erklärt Hendrikje Schmidt vom Krisenchat, einer psychosozialen Beratung für Kinder und Jugendliche am Mittwoch in Berlin, in Hinblick aufs Handy. Das führe dazu, dass sich viele Jugendliche hilflos und ohnmächtig fühlten. „Es nimmt kein Ende, und ich kann es auch nicht mehr rückgängig machen und nicht mehr stoppen.“

Hier finden Cybermobbing-Opfer Hilfe

Am häufigsten berichten Opfer von Beschimpfungen und Beleidigungen (78 Prozent) sowie von Lügen und Gerüchten (59 Prozent). 40 Prozent der betroffenen Schülerinnen und Schüler wurden bereits online erpresst oder bedroht, heißt es weiter.

Das anhaltende Mobben über das Internet belastet vor allem die Psyche der Schüler. Die Betroffenen fühlen sich laut Befragung verletzt (58 Prozent), wütend (40 Prozent) und verängstigt (34 Prozent). Etwa ein Viertel hatte demnach bereits Suizidgedanken.

Das bestätigt auch Hendrikje Schmidt vom Krisenchat – Kinder und Jugendliche, die hier Hilfe suchen, berichten von solchen Gedanken. Ernst genommen werde jede Nachricht, erklärt die Expertin. Kinder und Jugendliche, die in einer Krise jeglicher Art stecken, können sich einfach und unkompliziert per WhatsApp oder SMS an das Krisenchat-Team wenden und werden beraten.

Hilfe finden Cybermobbing-Betroffene unter anderem auch über die EU-Initiative Klicksafe. Diese hat die App „Cyber-Mobbing Erste-Hilfe“ entwickelt, die betroffenen Kindern und Jugendlichen helfen soll. Jede Menge Informationen sowie Tipps zum richtigen Verhalten bei Cybermobbing gibt es auf der Internetseite der Initiative.

Weitere Anlaufstellen für Betroffene von Cybermobbing sind:

(tha/akr, mit dpa)

*Name von der Redaktion geändert