"Team Wallraff" undercover
Von wegen ohne Fleisch! Vegan ist bei Burger King nicht gleich vegan
Vegetarisch, vegan, plant-based: Wer bei Burger King nach fleischlosen Produkten sucht, findet eine breite Palette an vegetarischen oder veganen Alternativen – zumindest auf der Speisekarte. Denn wie die Undercover-Recherchen von „Team Wallraff“ zeigen, ist da, wo veggie drauf steht, offenbar nicht unbedingt veggie drin!
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Burger King wirbt mit Veggie-Label und Vegan-Award
Burger King hat zuletzt viel dafür getan, mehr vegetarische und vegane Kunden für das Angebot der Fast-Food-Kette zu begeistern, wurde für seinen „Plant-based Long Chicken“ sogar mit dem „Vegan Food Award 2022“ von der Tierschutzorganisation Peta ausgezeichnet. Insgesamt vier Produkte sind zudem mit dem sogenannten V-Label lizenziert.
Veganern soll damit die Sicherheit gegeben werden, dass diese Lebensmittel bei der Produktion von fleischhaltigen Lebensmitteln getrennt seien, erklärt uns Burger Kings Marketingchef bei einer Food-Messe in Hamburg. Kommen die mit dem V-Label lizenzierten Produkte bei der Zubereitung doch mit tierischen Produkten in Kontakt, ist das Siegel wieder weg.
Klingt erst mal gut, doch ist die getrennte Zubereitung überhaupt machbar in einer Fast-Food-Küche, in der vor allem mit fleischhaltigen Produkten gearbeitet wird? Um das zu überprüfen, hat Reporterin Lea undercover in einer Burger-King-Filiale des Franchisenehmers Schlossburger in München recherchiert.
"Es gibt einfach Sachen, die willst du gar nicht wissen als Kunde“
Schon nach kurzer Zeit kann sie feststellen: Die Trennung von plant-based und fleischhaltigen Burger-Patties wird hier offenbar nicht ganz so genau genommen. Das fängt bereits bei der unklaren Beschriftung der Wärmebehälter an. Welche Patties mit Fleisch sind und welche nicht, ist hier nur schwer zu erkennen – und wird auch immer wieder verwechselt. Ist vegane Ernährung hier nur Glückssache? Als Undercover-Reporterin Lea ihren Kollegen auf ein Chicken-Patty auf dem Plant-based-Burger anspricht, wird das schnell ausgetauscht. Mit Fleisch in Kontakt war der eigentlich vegane Burger trotzdem – und kommt schließlich auch so in den Verkauf.
Doch das ist offenbar nicht der einzige tierische Kontakt, den die veganen Produkte hier haben. Ein anderer Kollege erzählt unserer Reporterin, dass die veganen Patties ebenfalls in der Fleisch-Fritteuse gebraten werden. „Es gibt einfach Sachen, die willst du gar nicht wissen als Kunde“, sagt er.
Kochprofi Ronny Loll stimmt das einfach nur traurig: „Solche Sachen machen das Vertrauen in die gesamte Gastronomie kaputt, weil der Kunde sich darauf verlässt, dass wenn er ein veganes Produkt haben möchte, dass er dann auch ein veganes Produkt bekommt“, erklärt er uns im Gespräch.
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"Dir wird von den Chefs vorgegeben: Die Leute fressen alles"
Dass dieser Umgang mit den veganen Produkten immer wieder vorkommen kann, bestätigen uns auch zwei Informanten, die in unterschiedlichen Burger-King-Filialen und bei unterschiedlichen Franchisenehmern arbeiteten. „Wenn man keine Long-Chicken-Patties hat als plant-based, dann nimmt man die normalen und wickelt die in Plant-based-Papier“, erklärt ein Informant. Ein anderer bestätigt: „Auch bei den Nuggets wurden normale Nuggets verkauft statt vegane.“
Der Kunde merkt davon meist nichts – wie auch, er vertraut schließlich auf die Werbung des Unternehmens sowie die Labels und Awards von offizieller Stelle. Den Informanten zufolge sind die Burger-King-Chefs da offenbar schmerzfrei: „Dir wird ja eh von Chefs, von den Bezirksleitern vorgegeben: Die Leute fressen alles.“
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Stellungnahme von Burger King
Wir haben die „Burger King Deutschland GmbH“ mit den Vorwürfen konfrontiert. Der Fast-Food-Riese schreibt dazu:
„Burger King Deutschland toleriert keinerlei Missachtung seiner hohen Standards. (...) Wir arbeiten kontinuierlich daran, unsere Prozesse rund um die Verarbeitung und Zubereitung pflanzlicher Lebensmittel zu verbessern. Dazu stehen wir auch im Austausch mit externen Partnern, wie zum Beispiel mit der ProVeg e. V. in Deutschland. Ein Beispiel: Seit April 2022 verwenden wir ausschließlich Mayonnaise ohne Ei (vegan) als neuen Standard für alle unsere Produkte – unabhängig ob Plant-based, Beef oder Chicken.“
Schon in der Vergangenheit hat sich der Burger-Riese nach „Team Wallraff“-Recherchen entschuldigt und Besserungen versprochen. Ob sie dieses Mal wirklich umgesetzt werden? „Team Wallraff“ bleibt dran. (akr)
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