Storchenparkplatz statt Kreißsaal in Eckernförde
Parkplatz-Geburt: Warum vor diesem Baumarkt schon mehrere Kinder zur Welt kamen
von Rafael Hein
Auf dem Parkplatz des Hagebaumarkts in Eckernförde ist am Mittwochmorgen beinahe der kleine Jaro Thade zur Welt gekommen. Die erste Geburt auf dem Parkplatz wäre es nicht gewesen: Mindestens zwei Babys haben hier das Licht der Welt erblickt, sodass der Marktleiter sogar mit einem Schild einen eigenen sogenannten Storchenparkplatz für Geburten frei hält. Doch so witzig, wie das erstmal klingt, ist der Grund dafür nicht.
Eckernförde: Der Storchenparkplatz als Zwischenstopp
„Das Schild haben wir selbst anfertigen lassen. Dass hier andauernd Krankenwagen ankommen und sich hier hinstellen, damit hätte ich nicht gerechnet“, erzählt Marktleiter Stefan Lehrke im Gespräch mit RTL. Es sei schon erstaunlich, dass die Leute sich „strategisch hier verabreden“. Der Grund für die Verabredungen: Der Weg zum Kreißsaal ist für werdende Eltern weiter geworden, seitdem die Geburtenstation in Eckernförde geschlossen wurde. Nachdem der Parkplatz bereits mehrfach zur Zwischenstation für werdende Mütter auf dem Weg ins Krankenhaus geworden war, kam dem Marktleiter die Idee, ein passendes Schild anfertigen zu lassen.
Storchenparkplatz ist mehr als nur ein netter Gag
Das Schild, das auf den ersten Blick wie ein netter Gag wirkt, soll aber auch ein Zeichen setzen, so Stefan Lehrke: „Es kann ja nicht sein, dass die Kinder auf dem Parkplatz zur Welt kommen.“ Das Schild soll laut dem Marktleiter dabei helfen, darauf aufmerksam zu machen, dass Schwangere seit der Schließung der Geburtsstation in Eckernförde nun einen deutlich weiteren Weg auf sich nehmen müssen und dass dies zu Problemen führen könne. „Die schaffen es nicht ins Krankenhaus, die Fruchtblase platzt“, sagt Lehrke.
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Der Storchenparkplatz ist günstig gelegen
Doch wieso halten werdende Eltern auf dem ins Krankenhaus immer wieder ausgerechnet auf dem Parkplatz des Eckernförder Baumarkts? Darauf hat auch Stefan Lehrke keine Antwort, vermutlich liege es an der günstigen Lage des Stellplatzes, direkt an der B76, die von Schleswig nach Kiel führt. Er glaubt außerdem, dass der Fall des jungen Paares am Mittwochmorgen nicht der letzte gewesen ist: „Ganz ehrlich: Ich glaube, das wird mehr.“ Er sei zwar bloß Laie, aber er schlägt vor, „eine Art Notfallraum“ auf dem Parkplatz einzurichten. Dieser könne zur Notversorgung schwangerer Frauen dienen, die es nicht rechtzeitig ins nächste Krankenhaus schafften.
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Baby Jaro Thade wäre beinahe hier zur Welt gekommen
Ein solcher Notfallraum war allerdings nicht vorhanden, als Jan Otto und seine schwangere Freundin am Mittwochmorgen am Storchenparkplatz ankamen. Wegen der starken Wehen befand das Paar sich gerade auf dem Weg ins UKSH nach Kiel, als plötzlich die Fruchtblase platzte. Die beiden hielten auf dem Storchenparkplatz, um sich dort mit der Hebamme zu treffen. Diese rief dann den Notarzt und alles sah so aus, als würde das Kind im Rettungswagen auf dem Parkplatz zur Welt kommen. Da muss ordentlich was los gewesen sein auf dem Parkplatz vor dem Baumarkt, denn neben der schwangeren Frau und ihrem Freund, seien noch ein Notarzt, Rettungssanitäter und zwei Hebammen dort gewesen, wie Otto erzählt. Da es aussah, als würde der Kleine sich doch noch etwas Zeit lassen, entschied das Paar mit dem Rettungswagen ins UKSH zu fahren. Leider war aber im Rettungswagen kein Platz mehr für den Vater des Kindes. „Ich bin dann einfach mit hinterhergefahren. Und dann habe ich auch eine klare Ansage bekommen von den Rettungsassistenten, dass ich nicht über die roten Ampeln fahre. Das ist ja auch gefährlich“, sagt Otto im Gespräch mit RTL. „Nach der zweiten Ampel habe ich sie schon verloren, weil so viel Verkehr war“. Kurz vor Kiel auf einer zweispurigen Straße hinter Gettorf holte er den Krankenwagen wieder ein, er stand auf dem Seitenstreifen. Aber der kleine Jaro hatte es am Ende wohl doch eiliger, denn als der Vater den Wagen betrat, lag der Neugeborene bereits auf dem Bauch seiner Mutter. Jan Otto reagierte erleichtert: „Ein riesiger Stein ist mir vom Herzen gefallen, dass alles in Ordnung ist“, erzählt er. „Ich habe einfach geweint, dass jetzt die Last weg ist“.
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"Wenn das mal schiefgeht, wer ist dann in der Verantwortung?"
Auch Jan Otto sieht einen Symbolwert in dem Schild, das Marktleiter Lehrke aufgestellt hat: „Es macht natürlich auf das Problem unheimlich aufmerksam, dass man sich wirklich damit beschäftigen muss, was die beste Lösung ist für die werdenden Eltern und für das Fachpersonal, für die Kliniken. Dass die Politik sich vielleicht damit auseinandersetzt, welche Probleme da sind.“ Solange auf dem Storchenparkplatz alles „glimpflich“ verlaufe, sei es eine schöne Geschichte, so Otto, aber: „Wenn das mal schiefgeht, wer ist dann in der Verantwortung am Ende?“ Auch für Otto ist der weite Anfahrtsweg ins Krankenhaus für werdende Mütter aus Eckernförde und Umgebung ein Problem. Aber dieses Mal ist ja zum Glück nochmal alles gut gegangen: Mutter und Kind sind wohlauf.
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