Steuerschulden noch höher: Hoeneß schuldet dem Fiskus mindestens 23,7 Millionen Euro

Uli Hoeneß schuldet dem Fiskus wesentlich mehr Geld als bisher bekannt. Nach Angaben der Rosenheimer Steuerfahnderin beträgt die Steuerschuld mindestens 23,7 Millionen Euro. Die Summe ergibt sich aus der Neuberechnung der Steuern des Bayern-Bosses aufgrund der neu eingereichten Unterlagen bis zum 27. Februar. Allerdings seien die Unterlagen erst oberflächlich untersucht worden. Auch würden "Millionen fehlen, von denen keiner weiß, wo sie sind", teilte die Steuerfahnderin mit. Deshalb sei dies nur eine Schätzung, welche den für Hoeneß günstigsten Fall annehme. Hinzu dürften weitere 2,5 Millionen hinterzogene Kapitalertragssteuern aus den Folgejahren bis 2009 kommen.

Der Präsident des FC Bayern München, Uli Hoeneß, kommt am 11.03.2014, dem zweiten Verhandlungstag, als Angeklagter im Landgericht München II (Bayern) in den Gerichtssaal. Hoeneß soll im großen Stil Steuern hinterzogen haben.  Foto: Christof Stache/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Laut einer Rosenheimer Steuerfahnderin beträgt die Steuerschuld des Bayern-Bosses Hoeneß mindestens 23,7 Millionen Euro.

Schon gestern hatte Hoeneß gestanden, dass er statt der 3,5 Millionen Euro aus der Anklageschrift, geschätzt 18,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen habe. Ist seine Strategie der Offenheit nun schon wieder ad absurdum geführt worden?

Zusätzlich warf die Zeugin weitere Fragen auf. So habe Hoeneß den Behörden einen USB-Stick mit Informationen über sein Schweizer Konto erst vor rund einer Woche zukommen lassen. Dabei seien die "Grunddateien" der pdf-Dokumente schon am 18. Januar 2013, einen Tag nach der Selbstanzeige des Bayern-Präsidenten, erstellt worden. Außerdem sprach die Steuerfahnderin von ihren großen Schwierigkeiten in dem Fall. Die kompletten Unterlagen, "52.000 Blätter insgesamt", müssten geordnet werden, denn sie habe diese "in einem großen Schuhkarton" erhalten.

Die Zeugin habe dargestellt, dass "immer wieder neue Fristen" gesetzt wurden und dass diese "jeweils wieder verstrichen sind, ohne dass Unterlagen eingereicht wurden", erklärte Gerichtssprecherin Andrea Titz. Die ersten neuen Dokumente nach Hoeneß' Selbstanzeige am 17. Januar 2013 seien am 27. Februar 2014 eingereicht worden. Diese Unterlagen seien "entgegen den ursprünglichen Bekundungen dann doch nicht vollständig" gewesen, berichtete Titz. Am 5. März, also fünf Tage vor Verhandlungsbeginn, seien dann "nochmals neue weitere Unterlagen nachgereicht" worden.

Haftstrafe schon ab einer Steuerschuld ab einer Million Euro

Eigentlich war die Steuerfahnderin als letzte Zeugin vorgesehen, doch morgen wurden überraschend ein EDV-Sachverständiger und ein Buchprüfer geladen. Ob der Betriebsprüfer nur seine Expertise zum Fall abgibt oder in Verbindung zu Hoeneß steht, ist derweil unklar. Angesichts der neuen Aktenlage rückt das für Donnerstag anberaumte Urteil aber in weite Ferne. "Es ist nicht mehr sehr wahrscheinlich, dass es so sein wird", sagte Gerichtssprecherin Andrea Titz und betonte: "Es ist durchaus davon auszugehen, dass weitere Termine erforderlich sein werden."

Der Bundesgerichtshof sieht eine Haftstrafe schon bei einer Steuerschuld ab einer Million Euro vor. Laut Gesetz könnte Hoeneß für maximal zehn Jahren ins Gefängnis wandern. FDP-Mann Wolfgang Kubicki glaubt nicht daran, dass er mit Bewährung davon kommt. "Die Zahl alleine, 18 Millionen Euro, ist so schwerwiegend, das mir der Glaube momentan fehlt, dass er eine Bewährungsstrafe erhalten kann", sagte der Jurist im Deutschlandfunk. Auch nach Ansicht von Steuergewerkschaftschef Thomas Eigenthaler geht kein Weg mehr an einer Haftstrafe vorbei. "Eine Freiheitsstrafe ist für mich absolut zwingend", sagte er dem Bayerischen Rundfunk. "Ob sie jetzt noch zur Bewährung ausgesetzt werden kann, daran habe ich ganz, ganz starke Zweifel."