"Steve" ist ihr ständiger Begleiter
Stella will Ärztin werden: Wenn Tourette keinem Lebenstraum im Weg steht
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Stella hat motorische und verbale Tics
Stella-Marina ist an Tourette erkrankt. Trotzdem arbeitet die 24-Jährige als Rettungssanitäterin und Schwesternhelferin in einer Klinik. Und bald soll ihr großer Lebenstraum in Erfüllung gehen: Stella will Ärztin werden und der Welt zeigen: Nur weil ich Tics habe, brauche ich mich nicht zu verstecken. Auch wenn niemand vor ihren charmanten Verbalausbrüchen verschont bleibt. Wir haben Stella durch ihren Alltag begleitet.
Ihr Syndrom hat einen Namen
Stella gibt es nicht mehr ohne ihr Tourette-Syndrom „Steve“, wie sie die Krankheit jetzt nennt. Das hilft ihr, sich abzugrenzen und den Leuten zu zeigen: Das bin nicht ich sondern die Krankheit. Dabei lebte sie bis vor wenigen Jahren komplett symptomfrei. Doch dann kommen plötzlich die ersten Anzeichen. „Das hat eigentlich von heute auf morgen angefangen, das ich mit den Armen und Beinen irgendwelche Bewegungen gemacht habe, die ich aber nicht machen wollte.“ Dann kamen das Pfeifen und verbale Ausbrüche dazu.
Stella war damals 21 Jahre alt und hatte bereits ein Medizin-Studium angefangen, als sie die Diagnose Tourette bekommt. Sie ist sich unsicher, ob sie den Beruf der Ärztin jemals ausüben kann. Schließlich haben Tourette-Patienten große Probleme einen Job zu finden. Die Tics schrecken in den meisten Fällen ab. Doch sie arbeitet bereits seit sechs Jahren als Rettungssanitäterin – lange bevor die ersten Tics kamen. Und sie zieht es weiter durch. Die Kollegen nehmen es mit Humor. Außerdem arbeitet sie als Krankenschwester in einer Kinderwunschklinik. Auch hier stößt Stella auf viel Verständnis und Akzeptanz. Der eigene Chef glaubt an sie.
Ursachen noch nicht ausreichend erforscht
Genaue Zahlen, wie viele Menschen an Tourette erkrankt sind gibt es nicht. Experten schätzen, das ca. ein Prozent der Bevölkerung am Tourette-Syndrom leidet – in Deutschland wären das ungefähr 800.000 Menschen. Heilbar ist die Krankheit nicht.
Das Tourette-Syndrom ist keine seelische Störung, sondern eine neuropsychiatrische Erkrankung. Dabei versagen die Filterfunktionen der motorischen Kontrolle. Die Ursachen des Tourettesyndroms sind bislang nur ansatzweise erforscht. Man geht davon aus, dass Tourette-Fälle zum größten Teil genetisch veranlagt ist. Damit es sich entwickelt, müssen zusätzliche Auslöser in der Umwelt hinzukommen. Dazu zählen zum Beispiel negative Faktoren während der Schwangerschaft und Geburt wie Rauchen und psychosozialer Stress, Frühgeburtlichkeit und Sauerstoffmangel bei der Geburt. Außerdem gelten auch bakterielle Infektionen mit Streptokokken der Gruppe A als mögliche Auslöser. (jar)