Inszenierung in Indien
Baerbock beeindruckt barfuß

Bei ihrem Besuch in Indien hatte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) ein straffes Programm. Den Termin-Marathon bewältigte Baerbock zwischendurch sogar barfuß – ein Glück, dass der Staatsbesuch nicht zum Hürdenlauf wurde.
Bewusstes Zeichen für den Frieden
Zu Beginn ihres zweitägigen Besuchs gedachte Baerbock des Freiheitskämpfers Mahatma Gandhi. In der Gedenkstätte Gandhi Smriti legte sie Rosenblätter nieder. Dort war Gandhi 1948 von einem Hindu-Extremisten erschossen worden. Der Besuch – ein bewusstes Zeichen für den Frieden in einer unfriedlichen Zeit. Wie es Tradition und Respekt wollen, musste Baerbock dafür die Schuhe ausziehen und spazierte kurzerhand barfuß über den Rasen.
Sicherheitspolitik war auch ein wichtiges Thema des Besuchs. Deutschland, die USA und andere westliche Staaten sehen das riesige Land mit etwa 1,4 Milliarden Einwohnern als politisches Gegengewicht zu China. Im Unterschied zu China verbinde Deutschland mit Indien bereits eine lange „Wertepartnerschaft“, so Baerbock. Westliche Sanktionen gegen Russland trägt das Land aber nicht mit – bei UN-Resolutionen zum Krieg hat sich Indien enthalten.
U-Bahn-Fahrt wohl Horror für Personenschützer

Anschließend ging es mit der U-Bahn für Baerbock dann weiter in die Altstadt von Neu-Delhi. Eine deutsche Ministerin in einer vollen indischen U-Bahn – mehr als außergewöhnlich für einen westlichen Staatsbesuch. Für ihre BKA-Personenschützer wohl ein Albtraum. Doch Baerbock will sich nahbar geben, keine Berührungsängste zeigen – quasi eine Ministerin zum Anfassen.
Das kommt gut an, ist aber auch Teil einer bewussten Inszenierung. Genauso wie der anschließende Besuch in einem Sikh-Tempel. Dazu musste sie ihre Haare mit einem Kopftuch bedecken und wieder barfuß gehen. In der Großküche eines Tempels schwang sie auch selbst die Suppenkelle und half unter anderem, Teig für Fladenbrot für Bedürftige herzustellen.

Staatsbesuch im Instagram-Look

Es ist nicht der erste Staatsbesuch von Annalena Baerbock, bei dem es eher außergewöhnliche Bilder gibt. Bei einem Besuch in der Inselrepublik Palau im Juli erinnerten manche Szenen eher an Instagram-Posts von Influencern als an einen Staatsbesuch. Oder wer kann sich die ehemaligen Außenminister Sigmar Gabriel oder Frank-Walter Steinmeier barfuß in luftiger Sommerkleidung am Strand vorstellen? Doch Annalena Baerbock will eine andere Außenpolitik machen und die auch entsprechend vermarkten. Ein bisschen Inszenierung gehört dabei wohl dazu. (rcl/dpa)
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