Nicholas Rossi täuschte seinen Tod vor und tauchte ab
Schottische Justiz sicher: Dieses angebliche "irische Waisenkind" ist ein Sex-Verbrecher aus den USA

Ein skurriler Fall beschäftigt seit etwa einem Jahr die schottische Justiz. Nun ist er dank einer Gerichtsentscheidung in Edinburgh seiner Aufklärung einen Schritt nähergekommen: Die Schotten sind sicher, dass der Mann, den sie vor einem Jahr in einem schottischen Krankenhaus verhaftet haben, eine falsche Identität angegeben hat und in Wirklichkeit ein gesuchter Vergewaltiger und Betrüger aus den USA namens Nicholas Rossi ist, berichtet der Sender BBC.
Ermittler: Rossis Verteidigungsversuche „bizarr“ und „völlig ausgefallen“

Überführt haben den Mann letztlich seine auffälligen Tätowierungen. Seit dem Rossi in den Fängen der Justiz ist, tischt er den Ermittler ständig neue, ebenso abenteuerliche wie unglaubwürdige Geschichten auf. Anwälte der schottischen Ermittlungsbehörden nannte Rossis Verteidigungsversuche „bizarr“ und „völlig ausgefallen“.
In den USA soll er seinen eigenen Tod vorgetäuscht haben, um sich der Strafverfolgung zu entziehen, heißt es in dem BBC-Bericht weiter. Danach sei er noch Schottland geflohen, wo er sich eine falsche Identität zulegen wollte. Er behauptete, sein Name sei Arthur Knight, er sei ein Waisenkind aus Irland. In den USA sei er nie gewesen, habe er bei den Vernehmungen angegeben.
Eine Räuberpistole jagt die nächste

Mit einer besonders aberwitzigen Räuberpistole versuchte er die Tätowierungen zu erklären, die ihn am Ende überführten. Diese seien in einem Krankenhaus in Glasgow gemacht worden, während er bewusstlos war, habe er behauptet. Man habe ihm Nicholas Rossis Verbrechen anhängen wollen, so seine steile These.
Rossi hatte sich der BBC zufolge in das Krankenhaus begeben, weil er an Covid erkrankt war. Dort erkannten ihn aufmerksame Mitarbeiter wegen des auffälligen Körperschmucks. Fotos davon hatte die internationale Polizeibehörde Interpol kurz zuvor veröffentlicht. Ein Abgleich seiner Fingerabdrücke mit den Daten aus den USA lieferte eine Übereinstimmung. Rossi hatte auch hierfür eine Erklärung, so die BBC weiter: Ein Mitarbeiter des US-Geheimdienstes habe ihm die Abdrücke abgenommen und das Material der Polizei in den USA manipuliert.
Rossis Frau schöpfte angeblich nie Verdacht
Rossis Frau, die ihn unter einem weiteren falschen Namen kennt, sagte bei den Anhörungen in Edinburgh ebenfalls aus, so BBC. Die 41-Jährige habe angegeben, ihr Mann habe ihr keinen Verdacht geliefert, der gesuchte Amerikaner zu sei.
Rossi versucht seit einem Jahr, seine Auslieferung an die Vereinigten Staaten zu verhindern. Der Sender berichtet, dass der Amerikaner bereits sechs Anwälte gefeuert habe. Zudem habe er behauptet, im Gefängnis gefoltert worden zu sein. Zu den jüngsten Anhörungen erschien er im Rollstuhl.
Sexueller Missbrauch einer Online-Bekanntschaft
Ihm werden verschiedenen Medienberichten zufolge in den USA mehrere Sexualverbrechen zur Last gelegt. In Utah soll er 2008 eine 21-Jährige vergewaltigt haben. Eine andere Frau erzählte dem Sender, dass sie Rossi im gleichen Jahr online kennengelernt und sich mit ihm getroffen habe. Dabei habe er sie mit Gewalt gegen eine Wand gedrückt, gegen ihren Willen geküsst, sie intim betatscht und schließlich vor ihr masturbiert habe.
Auch in anderen US-Bundesstaaten soll er den Berichten zufolge Verbrechen begangen haben. Hierbei geht es unter anderem um Kreditkartenbetrug, mit dem er seinen Pflegevater um 200.000 US-Dollar geprellt haben soll.
Entscheidung über Auslieferung im März
Offiziellen Angaben aus den USA zufolge war Rossi im US-Bundesstaat Rhode Islands als Lokalpolitiker tätig. Dabei nannte er sich Nicholas Alahverdian und streute 2019 öffentlich die Nachricht, dass er Lymphdrüsenkrebs im Endstadium und nur noch kurze Zeit zu leben habe. Im Februar 2020 wurde dann über seinen Tod berichtet.
Auf seiner Flucht nach Schottland benutzte er mehrere falsche Namen, unter anderem nannte er sich Nicholas Edward Rossi, Nicholas Alahverdian-Rossi, Nick Alan, Nicholas Brown, Arthur Brown und Arthur Knight. Kommendes Jahr im März wollen die schottischen Behörden entscheiden, ob sie ihn an die USA ausliefern. Sollte das der Fall sein, wird auf seinen Papieren Nicholas Rossi stehen. (uvo)