Er hinterließ eine Schneise der Verwüstung in Fürth
Haftbefehl gegen betrunkenen Lkw-Fahrer mit 2,0 Promille erlassen
Noch immer sind die Anwohner im bayerischen Fürth fassungslos: Am Dienstag raste ein türkischer Sattelauflieger durch ihr Wohngebiet. Er schob Autos in Hauswände, Flammen loderten. Der betrunkene Fahrer hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Jetzt wurde gegen den Mann Haftbefehl erlassen.
Die Bilder der Verwüstung in Fürth sehen Sie oben im Video.
Bürgermeister von Fürth: "Entsetzliche Erfahrung"
„Ein einziger Lkw hat ein solches Schadenspotential. Das ist schon eine entsetzliche Erfahrung“, sagt Thomas Jung, der Bürgermeister von Fürth zu RTL. Er ist auch einen Tag nach der Irrfahrt noch sichtlich mitgenommen. Trümmerteile und Glassplitter liegen auch am Mittwoch überall herum. „Funken sprühten, dann ging alles in Flammen auf“, berichtet die Anwohnerin Canan Bozdogan über das Geschehen der vergangenen Nacht. Bewohnerinnen und Bewohner der Straße in Fürth stehen am Mittwoch schockiert draußen und können noch immer nicht glauben, welche Verwüstung ein betrunkener Sattelzugfahrer am Abend zuvor angerichtet hat. Drei Verletzte, 34 beschädigte Autos, ein Haus vorerst unbewohnbar - so lautet die Bilanz der Polizei am Ende der Irrfahrt.

Fürth: "Es sieht aus wie nach einem Krieg"
„Es sieht aus wie nach einem Krieg“, sagt Bozdogan. Die junge Frau war am Dienstagabend gerade dabei, Abendessen für ihre beiden Kinder vorzubereiten, als sie einen lauten Knall hörte. Als sie aus dem Küchenfenster blickte, sah sie einen Lastwagen, der wie außer Kontrolle mit 26 Tonnen Stahlteilen auf der Ladefläche die Straße herunter donnerte, gegen parkende Autos krachte und diese vor sich her gegen Hauswände schob.
Die Beamten nahmen den 50-jährigen Fahrer fest. Er wurde einem Ermittlungsrichter vorgeführt, der Untersuchungshaft anordnete. Gegen den Mann, der bisher zum Hergang nichts sagte, wird wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort, fahrlässiger Körperverletzung, fahrlässiger Gefährdung des Straßenverkehrs und fahrlässiger Brandstiftung ermittelt. Ein Atemalkoholtest hatte laut Polizei einen Wert von rund zwei Promille ergeben, sagte ein Polizeisprecher. Das Ergebnis einer Blutprobe stand am Mittwoch noch aus.
Kein terroristisches Motiv
Die Polizei legte sich aber bereits am Mittwoch auf einen Unfall als Ursache für die Verwüstung fest. Ein Terrorakt könne ausgeschlossen werden, sagt der Leiter der Fürther Polizeiinspektion, Bernd Wolf. Um die Höhe des Sachschadens zu beurteilen, sind Gutachter im Einsatz. Doch schon am Mittwoch war klar: Mehrere Hunderttausend Euro dürften es mindestens sein. Sollte die Statik eines der Häuser so stark in Mitleidenschaft gezogen worden sein, dass es abgerissen werden muss - dann dürfte die Schadenshöhe schnell in die Millionen klettern.
Am Mittwoch waren noch viele Fragen offen: Wieso raste der Fahrer erst über eine rote Ampel, stieß mit einem Auto zusammen und fuhr dann einfach weiter die Straße hinunter? War er wegen seines Alkoholpegels unzurechnungsfähig? Oder gab es einen technischen Defekt? Die Polizei ermittelt gegen den Mann wegen Körperverletzung, Unfallflucht und fahrlässiger Brandstiftung.
Reperaturarbeiten in Fürth werden noch andauern
Eine Spezialfirma rückte am Mittwoch mit einem Kran an, um den tonnenschweren Sattelzug abzutransportieren. Einige schrottreife Autos konnten die Einsatzkräfte noch in der Nacht bergen. Die Reparaturarbeiten in der Straße werden sich allerdings noch länger hinziehen. (dpa/lth)