1.200 illegale Funde pro Jahr
Salami aus Walfleisch oder lebende Papageien in Plastikflaschen - Das fischt der Zoll aus dem Gepäck

Krokoschuhe oder Elfenbeinkette - harmlose Urlaubssouvenirs sehen anders aus. Wenn der Zoll solche Sachen entdeckt, hat der Träger meistens ein Problem. Denn Tiere, die vom Aussterben bedroht sind, stehen unter Artenschutz. Der Zoll macht da keine halben Sachen. Die Folge: mindestens empfindliche Geldstrafen.
42 lebende Schlangen und Echsen im Gepäck

Mehr als 1000-mal pro Jahr finden Zöllnerinnen und Zöllner in Deutschland geschützte Tiere, Pflanzen oder Produkte. Die werden entweder mit der Post verschickt oder einfach im Gepäck mitgenommen. Ganz offen oder versteckt: „Wenn das Professionelle sind, irgendwelche Krokodil- oder Schlangenlederhandtaschen, das wird dann in doppelten Böden oder Koffern transportiert”, erzählt Gerrit Zander-Duntze vom Hauptzollamt Kiel.
Einer der größten Funde von professionellem Tierschmuggel gab es im Dezember 2022 in Hamburg. 42 lebende Schlangen und Echsen wurden bei der Ausreise beschlagnahmt: „Darunter waren zwölf nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen geschützte Königspythons, 15 geschützte Geckos verschiedener Arten sowie sechs geschützte Chamäleons auch verschiedener Arten”, so Sandra Preising vom Hauptzollamt Hamburg im Gespräch mit RTL.
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Walsalami als Delikatesse

Damit hat das Hauptzollamt Kiel aber weniger zu tun. Ihr Hauptärgernis ist eine vermeintliche Delikatesse: „Wenn bei uns die Norwegen-Fähre in Kiel anlegt, da haben wir viel mit Walsachen zu tun, denn die Norweger sind halt eine Walfangnation.” Vor allem die Walsalami wird regelmäßig eingeführt, so der Zollbeamte. “Was ja auch nicht schön ist, wenn man sich vorstellt, dass dafür Wale dafür verarbeitet werden.”
Die Salami wird von den Reisenden ganz offen im Gepäck getragen: „Die meisten sind sich keiner Schuld bewusst, weil sie nicht wissen, dass sie das nicht einführen dürfen, weil sie denken, das ist doch für den Privatgebrauch.”
Mehrere hundert Euro Strafe pro Exemplar

Mindestens eine Ordnungswidrigkeit ist es aber trotzdem. Der Zoll muss alles beschlagnahmen, was unter das Washingtoner Artenschutzgesetz fällt. „Wenn es nicht organisiert ist, dann werden die Sachen nur beschlagnahmt und die Menschen müssen eine Geldstrafe zahlen, das sind mehreren hundert Euro Bußgeld für jedes eingeführte Exemplar.” Auch, wenn die Urlauber sich keiner Schuld bewusst sind. „Die meisten Verstöße werden von Urlaubern begangen, die aus Unwissenheit und manchmal auch aus fehlendem Unrechtsbewusstsein das mit nach Hause nehmen wollen, sei es als Souvenirs oder als Delikatesse”, so Gerrit Zander-Duntze
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Zollamt Kiel: “Was mich schockiert, sind Papageien in Plastikflaschen”
Bei der Kontrolle setzen die Zöllner vor allem auf ihr Gefühl: „Es gibt Risikoanalysen vorher, da kann ich aber nichts genaueres sagen, weil wir dann ja unsere Tricks verraten würden, aber es ist oft, dass die Zöllner ein Bauchgefühl haben und sagen, hm, das kontrollieren wir mal.” Auch das Reiseziel kann schon einen Hinweis geben,
Auch wenn die Zöllner schon vieles gesehen haben, einiges bleibt dann doch in Erinnerung: „Was mich persönlich immer wieder schockiert, sind Papageien, die in präparierten Plastikflaschen geschmuggelt werden. Die werden da reingestopft und da wird in Kauf genommen, dass viele die Reise nicht überstehen, das lohnt sich aber immer noch und das finde ich sehr schockierend”, so der Zollbeamte aus Kiel. Solche Funde gibt es aber eher bei der Hamburger Zollkollegin. Und Sandra Preising muss auch manchmal schlucken, wenn sie sieht, was alles gefunden wird: „Natürlich bewegt es jeden einzelnen Zöllner und Zöllnerin, wenn man vor allem lebende Tiere entdeckt, die auf schrecklichste Weise transportiert werden. Ich erinnere nur, an den Aufgriff des Flughafens Münchens, welche einen lebenden Albino-Alligator in Klarsichtfolie eingewickelt, vor der Ausfuhr gerettet haben. Wen bewegt sowas nicht?”
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3. März ist Tag des Artenschutzes
Deswegen ist die Arbeit der Zollbeamten, ob in Kiel, Hamburg, oder dem Rest der Republik, so wichtig: „Denn indem wir Bewusstsein schaffen, dass der Zoll das kontrolliert, hoffen wir zum einen, dass die Leute darüber informiert sind, dass sie sich solche Sachen gar nicht kaufen, dann wird auch die Nachfrage geringer und dann werden die Tiere nicht geerntet und verarbeitet”, so Gerrit Zander-Duntze aus Kiel. Und darauf soll auch der Tag des Artenschutzes am 3. März aufmerksam machen.
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