Er soll junge Männer zum Kampf ausgebildet haben
Einsatz gegen Rechts: Mutmaßlicher Neonazi in Rotenburg verhaftet

Rund 800 Polizisten sind am Mittwochmorgen mit bundesweiten Razzien gegen mehrere rechtsextremistische Gruppen vorgegangen. Insgesamt gab es Durchsuchungen in elf Bundesländern, darunter auch in Hessen. Ein Verdächtiger wurde in Rotenburg an der Fulda verhaftet, drei weitere Männer im thüringischen Eisenach, der Generalbundesanwalt ermittelt gegen Dutzende Beschuldigte. Im Zentrum der Razzia steht eine Kampfsportgruppe, die bei der thüringischen NPD trainiert hat.
Junge Männer angelockt
Unter den Beschuldigten sollen sich mutmaßliche Mitglieder der „Atomwaffen Division Deutschland“ (AWDD), der Internet-Chatgruppe „Sonderkommando 1418“ (SKD 1418) und der seit 2020 verbotenen Gruppierung „Combat 18“ befinden.
Die vier Festgenommenen sollen Mitglieder der rechtsextremistischen kriminellen Vereinigung „Knockout 51“ sein. Dabei handelt es sich um eine Kampfsportgruppe, die laut den Ermittlern in den Räumlichkeiten der NPD-Landeszentrale, dem Flieder Haus in Eisenach, trainiert habe. Nach ersten Erkenntnissen werden „unter dem Deckmantel des gemeinsamen körperlichen Trainings junge, nationalistisch gesinnte Männer angelockt, diese bewusst mit rechtsextremem Gedankengut indoktriniert und für Straßenkämpfe ausgebildet.“

Der mutmaßliche Anführer von „Knockout 51“ soll, nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur, 24 Jahre alt sein und das Training geleitet haben. Laut Bundesanwaltschaft ist „Knockout 51“ „auf die Begehung von erheblichen Straftaten ausgerichtet“. Dabei gehe es vor allem um Gewalt gegen Menschen aus der linken Szene, aber auch gegen die Polizei. Mitglieder der Gruppe hätten versucht, in Eisenach einen sogenannten Nazi-Kiez unter ihrer Kontrolle zu schaffen. Auf „Kiezstreife“ hätten die vier Festgenommenen zwischen Februar 2021 und Januar 2022 mehrfach Menschen schwer verletzt.
Verbindungen nach Kassel
Die Gruppe „Knockout 51“ soll auch bei Protesten gegen die Corona-Maßnahmen in Kassel und Leipzig teilgenommen haben. Dabei kam es laut Polizei zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Im März 2021 kam es bei einer Corona-Demo in Kassel zu Ausschreitungen. 20.000 Menschen hatten gegen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung demonstriert.
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Hesse soll Menschen schwer verletzt haben
Der in Rotenburg festgenommene Bastian A. soll eine Führungsposition in der Kampfsportvereinigung gehabt haben. Gemeinsam mit den anderen drei Beschuldigten soll er mehrfach Körperverletzungsdelikte begangen haben, andere Personen sollen dabei zum Teil schwer verletzt worden sein. Die vier Beschuldigten sollen heute und morgen dem Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof vorgeführt werden.
Großer Erfolg für Behörden
Verfassungsschutz-Präsident Thomas Haldenwang sagte der Deutschen Presse-Agentur in Berlin, die Durchsuchungen seien „ein wichtiger Schlag gegen die gewaltbereite rechtsextremistische Szene und ein großer Erfolg der Sicherheitsbehörden“. Durch die intensive und koordinierte Zusammenarbeit der beteiligten Behörden habe ein wesentlicher Beitrag zur Zerschlagung von rechtsextremistischen Netzwerken und Aufklärung der so genannten „Siege“-Szene geleistet werden können. „Siege“ bedeutet im Englischen Belagerung. Die Szene verbreitet laut Verfassungsschutz über das Internet global rechtsextremistische Terrorpropaganda und will einen Bürgerkrieg auslösen. (dpa/dgö)