Er soll junge Männer zum Kampf ausgebildet haben

Einsatz gegen Rechts: Mutmaßlicher Neonazi in Rotenburg verhaftet

ARCHIV - 21.10.2000, Nordrhein-Westfalen, Dortmund: Springerstiefel eines Teilnehmers einer Demonstration der rechten Szene. In Dortmund beginnt am Montag (25.10.) ein Prozess gegen zehn Angeklagte wegen Volksverhetzung. Weil das Landgericht mit einem großen Interesse von Medien und Öffentlichkeit rechnet, wird in einer Veranstaltungshalle verhandelt. (zu dpa «Antisemitische Parolen auf Demo: Zehn Angeklagte vor Gericht») Foto: picture alliance / dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Bei einer bundesweiten Razzia wurden heute vier mutmaßliche Neonazis verhaftet.
erü wst iku jat aba exa, dpa, Bernd Thissen

Rund 800 Polizisten sind am Mittwochmorgen mit bundesweiten Razzien gegen mehrere rechtsextremistische Gruppen vorgegangen. Insgesamt gab es Durchsuchungen in elf Bundesländern, darunter auch in Hessen. Ein Verdächtiger wurde in Rotenburg an der Fulda verhaftet, drei weitere Männer im thüringischen Eisenach, der Generalbundesanwalt ermittelt gegen Dutzende Beschuldigte. Im Zentrum der Razzia steht eine Kampfsportgruppe, die bei der thüringischen NPD trainiert hat.

Junge Männer angelockt

Unter den Beschuldigten sollen sich mutmaßliche Mitglieder der „Atomwaffen Division Deutschland“ (AWDD), der Internet-Chatgruppe „Sonderkommando 1418“ (SKD 1418) und der seit 2020 verbotenen Gruppierung „Combat 18“ befinden.

Die vier Festgenommenen sollen Mitglieder der rechtsextremistischen kriminellen Vereinigung „Knockout 51“ sein. Dabei handelt es sich um eine Kampfsportgruppe, die laut den Ermittlern in den Räumlichkeiten der NPD-Landeszentrale, dem Flieder Haus in Eisenach, trainiert habe. Nach ersten Erkenntnissen werden „unter dem Deckmantel des gemeinsamen körperlichen Trainings junge, nationalistisch gesinnte Männer angelockt, diese bewusst mit rechtsextremem Gedankengut indoktriniert und für Straßenkämpfe ausgebildet.“

06.04.2022, Thüringen, Eisenach: Ein Polizeifahrzeug steht vor dem "Flieder Volkshaus", das von der Polizei durchsucht wurde. Ermittler gehen seit dem Morgen gegen mutmaßliche Rechtsextremisten vor. Vier Personen aus dem Umfeld einer Eisenacher Kampfsportgruppe seien festgenommen worden, sagte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe am Mittwoch. Foto: Martin Schutt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Festnahmen bei bundesweiten Razzien gegen Rechtsextreme
fdt, dpa, Martin Schutt

Der mutmaßliche Anführer von „Knockout 51“ soll, nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur, 24 Jahre alt sein und das Training geleitet haben. Laut Bundesanwaltschaft ist „Knockout 51“ „auf die Begehung von erheblichen Straftaten ausgerichtet“. Dabei gehe es vor allem um Gewalt gegen Menschen aus der linken Szene, aber auch gegen die Polizei. Mitglieder der Gruppe hätten versucht, in Eisenach einen sogenannten Nazi-Kiez unter ihrer Kontrolle zu schaffen. Auf „Kiezstreife“ hätten die vier Festgenommenen zwischen Februar 2021 und Januar 2022 mehrfach Menschen schwer verletzt.

Verbindungen nach Kassel

Die Gruppe „Knockout 51“ soll auch bei Protesten gegen die Corona-Maßnahmen in Kassel und Leipzig teilgenommen haben. Dabei kam es laut Polizei zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Im März 2021 kam es bei einer Corona-Demo in Kassel zu Ausschreitungen. 20.000 Menschen hatten gegen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung demonstriert.

Video-Tipp: Unfassbare Szenen! RTL-Reporter berichtet von Corona-Demo in Kassel

Corona-Demo in Kassel
Einsatzkräfte der Polizei halten bei einer Corona-Demo in Kassel Teilnehmer zurück. Foto: Swen Pförtner/dpa
deutsche presse agentur
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Hesse soll Menschen schwer verletzt haben

Der in Rotenburg festgenommene Bastian A. soll eine Führungsposition in der Kampfsportvereinigung gehabt haben. Gemeinsam mit den anderen drei Beschuldigten soll er mehrfach Körperverletzungsdelikte begangen haben, andere Personen sollen dabei zum Teil schwer verletzt worden sein. Die vier Beschuldigten sollen heute und morgen dem Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof vorgeführt werden.

Großer Erfolg für Behörden

Verfassungsschutz-Präsident Thomas Haldenwang sagte der Deutschen Presse-Agentur in Berlin, die Durchsuchungen seien „ein wichtiger Schlag gegen die gewaltbereite rechtsextremistische Szene und ein großer Erfolg der Sicherheitsbehörden“. Durch die intensive und koordinierte Zusammenarbeit der beteiligten Behörden habe ein wesentlicher Beitrag zur Zerschlagung von rechtsextremistischen Netzwerken und Aufklärung der so genannten „Siege“-Szene geleistet werden können. „Siege“ bedeutet im Englischen Belagerung. Die Szene verbreitet laut Verfassungsschutz über das Internet global rechtsextremistische Terrorpropaganda und will einen Bürgerkrieg auslösen. (dpa/dgö)