Reizgas-Attacke auf FeuerwehrmannSven Bertog: "Die letzte Silvesternacht war für mich persönlich absoluter Horror!"

Als Sven Bertog 1996 mit seinem Vater einen Tag der offenen Tür bei der Freiwilligen Feuerwehr besucht, ist er sofort Feuer und Flamme. Mittlerweile ist er seit 27 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr im hessischen Dreieich – und das ehrenamtlich! Doch die Silvesternacht 2022/23 geht an dem stellvertretenden Wehrführer nicht spurlos vorbei. Bei einer Einsatzfahrt wird er von einem 19-Jährigen mit Reizgas angegriffen.
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19-Jähriger greift Sven Bertog mit Reizgas an

Im Jahr fährt Sven Bertog rund 150 – 200 Einsätze. Und das alles in seiner Freizeit. Hauptberuflich ist er Steuerfachangestellter. Sein Einsatz bei der Feuerwehr ist zeitintensiv, für den Familienvater aber kein Problem. Doch als er in der Silvesternacht im Einsatzwagen zurück zur Wache fährt, springt ein Mann vor den Wagen und zwingt ihn, zu bremsen. Er kurbelt die Fensterscheibe herunter, da sprüht der 19-Jährige Reizgas in das Fahrzeug. Sven Borteg ist allein im Wagen, über das Funkgerät setzt er einen Notruf ab. Seine Augen sind gereizt, er bekommt schlecht Luft und kann kaum noch sprechen. Auch Tage nach dem Angriff hat er immer noch ein Kratzen im Hals.

Feuerwehrmann Sven Bertog wurde Opfer einer Reizgas-Attacke
In der Silvesternacht wurde Feuerwehrmann Sven Bertog Opfer einer Reizgas-Attacke.
RTL

Der Angriff hat Sven Bertog nach eigener Aussage massiv geschockt. „Wir sind für unsere Mitbürger da, um denen zu helfen. In unserer Freizeit, ehrenamtlich, 24/7, 365 Tage im Jahr und da stellt man sich wirklich die Frage: Was passiert da draußen mit einem, wo man selbst einfach nur helfen will.“

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Sorgen solche Angriffe für Nachwuchsprobleme?

Solche Nachrichten könnten auch den möglichen Feuerwehrnachwuchs abschrecken. Aber ist das wirklich so? Stadtbrandinspektor Ulrich Neeb sieht bei den Freiwilligen Feuerwehren aus dem hessischen Friedrichsdorf aktuell noch kein Problem. Gerade die Kinder- und Jugendfeuerwehr sei in Friedrichsdorf gut aufgestellt. „Entscheidend ist auch, dass wir den Jugendlichen gegenüber attraktiv erscheinen. Attraktiv heißt nicht, immer nur zu klagen und zu sagen, wie schwer das Leben ist und wie schwer es ist, Mitglieder zu rekrutieren, sondern zu sagen: Hier gibt es eine spannende Aufgabe. Und Feuerwehr ist spannend.“

Aber auch die Feuerwehrmänner und -frauen in Friedrichsdorf sind schon Anfeindungen ausgesetzt gewesen, so Ulrich Neeb. So würden sich manche Autofahrer bei der Sperrung einer Autobahn über einen verpassten Flug aufregen – während die Feuerwehr an der Unfallstelle versucht, den verletzten LKW-Fahrer zu befreien. Auch seien manche Kollegen bei einem Einsatz schon gebeten worden, die Stiefel auszuziehen – bevor sie in den Keller gehen, um diesen leer zu pumpen.

In solchen Fällen sei es wichtig, dass man mit den Kameraden darüber spricht und sie darauf hinweist, das so etwas passieren kann, so Neeb. Der Nachwuchs würde seiner Meinung nach aber nicht ausbleiben. Und auch Feuerwehrmann Sven Borteg wird bald wieder Einsätze fahren – und Menschenleben retten. (dpa/dgö/ven/ftö)