Anwalt des Rappers äußert sich zu Razzia

"Kommissar Rex": Abou-Chaker soll Bushido mit Klingelschild-Notiz provoziert haben

Anis Mohamed Youssef Ferchichi (l), bekannt als Rapper Bushido, steht beim Prozess gegen den Chef einer bekannten arabischstämmigen Großfamilie neben seinem Anwalt
Rapper Bushido beim Prozess vor dem Berliner Landgericht.
fux htf, dpa, ---

Arafat Abou-Chaker soll von Razzia gewusst haben

Es ist der 7. September 2020, als es im Prozess zwischen Rapper Bushido gegen Clan-Chef Arafat Abou-Chaker und dessen Brüder das letzte Mal ums eigentliche Thema geht. Laut Anklage forderte Arafat 2017 Millionen Euro für die Trennung von Bushido. Mit kriminellen Mitteln: versuchte schwere räuberische Erpressung, gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung. Doch darüber wird vor Gericht schon lange nicht mehr gesprochen. Nachdem der Prozess am Berliner Landgericht zunächst ausgesetzt worden war, weil die Mutter der Angeklagten verstorben war, überschlugen sich die Ereignisse. Jetzt, einen Monat später, droht das Verfahren komplett zu platzen. Am zehnten Verhandlungstag geht es wieder mal um die Razzia bei Arafat Abou-Chaker auf dem gemeinsamen Anwesen von ihm und Bushido. Dessen Anwalt Steffen Tzschoppe behauptet, Abou-Chaker habe davon gewusst und den Rapper mit einer Notiz am Klingelschild provoziert.

Prozesstag zehn - Abou-Chakers ohne Maske

Wie immer kommen die Abou-Chaker-Brüder am Montag ohne Maske in den Gerichtssaal. Dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes seit dem Wochenende hier Pflicht ist, gilt offenbar nicht für sie. Im Saal verliest Tzschoppe eine Erklärung zu den Abläufen der Razzia, wirkt dabei emotional. Am Tag der Durchsuchung habe an Bushidos Klingelschild der Name „Kommissar Rex“ gestanden – eine Provokation und Anspielung auf eine TV-Serie um einen Polizeihund aus den 90ern. Der Anwalt schließt daraus, dass Arafat Abou-Chaker auch Kenntnis von der Razzia hatte. Außerdem habe der Berliner Rapper Fler Details und Überwachungskamera-Bilder davon veröffentlicht, angeblich angestiftet durch Arafat Abou-Chaker. Die Anwälte der Verteidigung lächeln über den Vorwurf.

Bei der Razzia untersuchten Polizei und Steuerfahndung insgesamt 18 Objekte Arafat Abou-Chakers wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung und Geldwäsche. Im Gerichtssaal spricht der Rechtsanwalt des Clan-Chefs, Hansgeorg Birkhoff, von einer medialen Inszenierung.

Angeblich Prozessunterlagen beschlagnahmt und abfotografiert

Arafat Abou-Chaker am 10. Verhandlungstag in Berlin
Arafat Abou-Chaker am zehnten Verhandlungstag.
RTL

Ist außerdem die Taktik der Verteidigung in Gefahr, weil wichtige Prozessunterlagen beschlagnahmt und abfotografiert wurden? Schon vergangene Woche hatten Abou-Chakers Anwälte darauf hingewiesen, dass das kein „Fair Trail“ sei, also kein faires Verfahren, und beantragten am neunten Prozesstag in Berlin die Aussetzung oder sogar Einstellung des Prozesses.

Für Montag wurden deshalb drei Finanzbeamte vorgeladen, die bei der Razzia dabei waren. Sie werden von der Verteidigung hart ins Verhör genommen. Weitere Vernehmungen sollen folgen. Es sei nicht auszuschließen, dass auch Journalisten, die angeblich schon vor den Polizeibeamten bei der Razzia vor Ort waren, aussagen müssen, erklärt RTL-Reporterin Samina Faizi, die den Prozess beobachtet. „Arafats Anwälte wirkten heute sehr viel professioneller und besser vorbereitet als Bushidos“, so die Reporterin. Sie sehen offenbar gute Chancen, den Prozess platzen zu lassen. Samina Faizi hält das für nicht für unrealistisch. Am kommenden Montag geht’s mit Prozesstag elf weiter, wohl wieder nicht mit der Verhandlung der eigentlichen Sache – ein Ende ist noch lange nicht in Sicht.