Grund soll zu laute Musik gewesen sein
Racial Profiling auf Kölns beliebter Partymeile? Polizeisprecher hält dagegen!

Racial Profiling auf Kölns beliebter Partymeile? Videos zeigen, wie jeweils mehrere Polizisten zwei Schwarze Menschen am belebten Zülpicher Platz kniend zu Boden drücken. Ein Polizeisprecher bestätigte RTL den Einsatz. Doch was sind die Hintergründe? Und was sagt die Kölner Polizei dazu?
Rassismus-Vorwurf gegen Kölner Polizei
Es sind Bilder, wie man sie eigentlich nicht mehr sehen möchte: Mehrere Polizisten knien auf Schwarzen Menschen und drücken sie zu Boden. Videos aus den sozialen Netzwerken zeigen Ausschnitte des Polizeieinsatzes. Zu sehen sind acht Mitarbeiter des Kölner Ordnungsamtes, die zwei Schwarze Männer gegen 23:37 Uhr umzingeln. Grund dafür soll zu laute Musik gewesen sein – mitten im Kölner Partyviertel.
In den Videos, die RTL vorliegen, ist zu sehen, wie mehrere Beamte versuchen, die Männer auf dem Boden zu fixieren. Währenddessen bildet sich auf der bei vor allem jüngeren Menschen beliebten Party-Meile eine Menschenmenge, die den sehr körperlichen Einsatz der Polizei dokumentiert. „Das ist doch alles Quatsch hier, ehrlich. Unfreundliche Polizisten, alles Quatsch“, kommentiert eine Frau in einem Video die polizeiliche Maßnahme.
Die Zeugen fragen sich, warum ausgerechnet die beiden Schwarzen kontrolliert wurden. Tatsächlich ist der Bereich rund um den Zülpicher Platz als eines DER Kölner Party-Viertel bekannt. Vor allem an Karneval treffen sich hier Tausende Menschen. Viele Studenten kommen hier in Bars zusammen. Anwohner sind die Partymeute und die daraus resultierende Lautstärke vor allem am Wochenende also gewohnt.
Lese-Tipp: Alltagsrassismus, struktureller Rassismus und „White Fragility“ – was ist das?
Polizeiliche Maßnahme in Köln gerät aus dem Ruder
Einem Augenzeugenbericht zufolge soll sich einer der beiden Männer geweigert haben, seine Personalien zu zeigen. Er soll das Problem nicht verstanden haben. Daraufhin sei der Mann brutal zu Boden geworfen und festgenommen worden, so der Augenzeugenbericht.
Zu Hilfe geeilte Passanten seien demnach ebenfalls minutenlang festgehalten worden. Für sie sind die ergriffenen Maßnahmen von Polizei und Ordnungsamt unverhältnismäßig. Sie seien extrem und rassistisch, so der Vorwurf.
Lese-Tipp: Rassismus - was ist das eigentlich?
Polizeisprecher: "Sobald wir Maßnahmen gegen Menschen mit dunkler Hautfarbe durchführen, dürfen wir uns oft und schnell den Vorwurf des Rassismus anhören“
Doch was sagt die Polizei zu den Vorwürfen? Polizeisprecher Christoph Gilles bestätigt RTL den Vorfall von Freitagabend. Zwei Menschen hörten demnach laute Musik am Zülpicher Platz. „Die beiden hatten ihre Musikbox bis zum Anschlag aufgedreht“, so der Polizeisprecher. Mitarbeiter des Ordnungsamts sollen die Männer gebeten haben, die Musik herunterzudrehen. Weil diese sich unkooperativ und aggressiv verhalten hätten, unter anderem sich nicht ausweisen wollten, habe das Ordnungsamt die Polizei um Amtshilfe gebeten.
Auch den herbeigerufenen Polizisten gegenüber sollen sich die Männer laut Darstellung der Polizei aggressiv verhalten und immer wieder „Rassisten, Rassisten“ gerufen haben. Die Beamten fixierten einen Mann mit Handschellen, er soll auf dem Boden liegend noch versucht haben, nach einem Beamten zu treten. Schließlich hätten die Beamten einen der beiden Schwarzen Männer in Gewahrsam genommen, „um weitere Straftaten zu verhindern“, so der Polizeisprecher.
Der andere Mann sei mit einem Platzverweis belegt und noch am Zülpicher Platz entlassen worden. Entgegen den Vorwürfen einiger Zeugen in sozialen Netzwerken sei jedoch nur eine Person festgenommen worden, so Gilles. Warum das Ordnungsamt jedoch ausgerechnet die beiden Schwarzen Männer wegen zu lauter Musik ansprach und ob die polizeiliche Maßnahme im Verhältnis zu lauter Musik steht – darüber gab es von der Polizei keine Auskunft. Stattdessen erklärt der Polizeisprecher: „Sobald wir Maßnahmen gegen Menschen mit dunkler Hautfarbe durchführen, dürfen wir uns oft und schnell den Vorwurf des Rassismus anhören“.