"Freedom-Day" wird zu Konflikten führen
Psychologe warnt vor Corona-Lockerungen: Gesellschaft wird gespalten
Der sogenannte „Freedom-Day“ naht: Am Samstag wird die Masken- und Testpflicht weitgehend wegfallen. Ein Grund zur Freude könnte man meinen, doch das sieht der Marburger Sozialpsychologe Ulrich Wagner anders. Er warnt, dass die Gesellschaft in zwei Gruppen gespalten werde – mit einem hohen Konfliktpotential zur Folge.
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Trotz hoher Infektionszahlen fallen viele Regeln weg
Keine Masken mehr und keine verpflichtenden Tests: Ab dem 2. April fallen viele Corona-Regeln weg. Dabei sind die täglichen Corona-Zahlen auf einem Rekordhoch und viele Menschen stecken sich mit dem Virus an. Und genau das sei das Problem mit dem „Freedom-Day“ sagt der Sozialpsychiologe Wagner: „Ich halte das für ein extrem riskantes Vorgehen“. Denn das Auslaufen der Regeln signalisiere fälschlicherweise, dass die Situation nicht mehr so schlimm sei und man sich an nichts mehr halten müsse, so Wagner.
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Wagner fordert eindeutige Regeln anstelle des "Freedom-Days"
Natürlich können die Menschen auch weiterhin eine Maske beim Einkaufen tragen. Doch genau diesen Appell der Eigenverantwortung sieht Wagner als unsinnig, da die Maske vor allem zum Fremdschutz getragen werde: „Es geht doch um eine Fremdverantwortung, die man übernehmen soll.“ Das werde so nicht funktionieren. „Wir sind alle völlig verunsichert, was wir jetzt mit Corona machen sollen und dies gilt offensichtlich auch für die medizinisch und politisch Verantwortlichen, und in einer solchen Situation braucht es einfach Regeln“, sagt der Psychologe.
Er kritisiert, dass viele Folgen des „Freedom-Days“ nicht diskutiert werden: Viele Erzieher und Lehrer würden durch Infektionen ausfallen und es gebe weiterhin hochgefährdete Menschen, die sich nicht impfen lassen könnten.
Marburger Sozialpsychiologe: Die Gesellschaft werde in zwei Gruppen auseinanderfallen

Nach zwei Jahren Corona sei es zwar nachvollziehbar, dass Menschen feiern wollten und nicht immer eine Maske tragen wollten. Doch genau dieser „Freedom-Day“ werde Folgen haben. Die Gesellschaft werde in zwei Gruppen auseinanderfallen, so der Sozialpsychiologe: Einerseits wird es weiter vorsichtige Menschen geben, andere werden gar keine Masken mehr tragen.
Doch nicht nur das – auch die Bereitschaft von Ungeimpften, sich eine Spritze geben zu lassen, werde sich weiter reduzieren, mahnt Wagner. Für Impfverweigerer sei der Wegfall der Regeln ein Argument, dass sie Recht hätten mit ihrer Einschätzung, dass die Situation gar nicht so schlimm sei. (anr/dpa)