23-Jährige wurde tot im Wald verscharrt Nathalies Vater trifft vor Gericht auf den mutmaßlichen Peiniger seiner Tochter

Nathalie Minuth (23) aus Nordfriesland wurde am 17. August 2019 in Schafflund zum letzten Mal lebend gesehen. Zwei Wochen später spürte der Hund eines Spaziergängers ihre verscharrte Leiche auf. Jetzt steht ein 47-Jähriger wegen Totschlags vor Gericht, der die junge Frau auf einen abgelegenen Feldweg gelockt und getötet haben soll. Beim Prozessauftakt in Schleswig war auch Nathalies Vater Reinhard dabei. Wie schwer es für ihn war, mit dem Mann, der seine Tochter getötet haben soll, in einem Raum zu sitzen, erzählt er im Video.

Nach dem Treffen war die junge Frau aus Nordfriesland spurlos verschwunden

Der 47-Jährige soll sich RTL-Recherchen zufolge über eine Escort-Seite im Internet mit der 23-Jährigen zum Sex verabredet haben. Nathalie fuhr daraufhin offenbar nach Schafflund nahe der dänischen Grenze. Der Angeklagte soll die junge Frau an einen abgelegenen Ort gebracht haben. Was dann genau passierte, ist noch unklar, denn der Angeklagte schwieg bisher. Über seinen Anwalt ließ er erklären, dass er sich auch später im Prozess nicht zu den Vorwürfen äußern wolle.

Genau das ist für Nathalies Vater so schwer zu begreifen. „Da sitzt jemand, der alles weiß, wie alles abgegangen ist“, sagt er nach der Verhandlung. „Und wir tappen alle im Dunkeln.“ Er würde gerne aus erster Hand erfahren, was mit Nathalie passiert ist. Die Ungewissheit ist kaum zu ertragen für den Vater.

23.04.2020, Schleswig-Holstein, Schleswig: Mit Schutzbrille und Mundschutz sitzt der 47-Jährige Angeklagte beim Auftakt des Verfahrens im Gerichtssaal. Er soll die 23-Jährige Nathalie M., die sexuelle Dienstleistungen im Internet angeboten haben soll, am 17.8.2019 bei Schafflund getötet und an einem Feldweg bei Süderlügum verscharrt haben. Die Leiche wurde zwei Wochen später gefunden. Foto: Carsten Rehder/dpa - ACHTUNG: Personen wurden aus rechtlichen Gründen gepixelt +++ dpa-Bildfunk +++
Der Prozess gegen den 47-Jährigen, der Nathalie getötet haben soll, begann wegen der Corona-Pandemie unter strengen Hygiene-Regeln.
reh axs, dpa, Carsten Rehder

Angeklagter schweigt zu den Vorwürfen

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 47-Jährige einen Elektroschocker gegen Nathalie einsetzte oder sie damit bedrohte. Wie genau die junge Frau starb, ist unklar. Nachdem die 23-Jährige tot war, entsorgte der Täter ihre Ausweisdokumente, die später gefunden wurden, und verscharrte die Leiche in der Nähe des Ortes Süderlügum an einer Baumgruppe.

Der Angeklagte sitzt seit dem 29. August in Untersuchungshaft und muss sich nun vor dem Landgericht Flensburg verantworten. Wegen der Corona-Pandemie wurde der Prozess, der eigentlich schon Ende März hätte starten sollen, verschoben. Die Verhandlung wurde außerdem ins Oberverwaltungsgericht nach Schleswig verlegt. Dort stehen größere Räume zur Verfügung. Dadurch kann der derzeit geltende Mindestabstand von 1,50 Metern zwischen allen Beteiligten eingehalten werden.

ARCHIV - 31.08.2019, Schleswig-Holstein, Stadum: Ein Polizist steht neben einem Polizeifahrzeug am Anfang einer kleinen Verbindungsstraße, die zu einer Stelle führt, an der ein Polizeieinsatz im Zusammenhang mit der vermissten 23-jährigen Nathalie aus Nordfriesland stattfindet. Am 23.04.2020 (9.15 Uhr) beginnt der Prozess gegen einen Mann, der im vergangenen Jahr die 23 Jahre alte Nathalie M. aus Nordfriesland getötet haben soll. Der 47 Jahre alte Deutsche ist am Landgericht Flensburg wegen Totschlags angeklagt. (zu dpa: "Getötete Nathalie M. - Prozess wegen Totschlags beginnt") Foto: Benjamin Nolte/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die Leiche der jungen Frau wurde zufällig vom Hund eines Spaziergängers aufgespürt.
lop ehl, dpa, Benjamin Nolte
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Nathalies Freund muss als Zeuge im Prozess aussagen

Am ersten Prozesstag sagte Nathalies Freund vor Gericht als Zeuge aus. Die beiden lebten vor dem Tod der jungen Frau einige Monate zusammen. Die letzte Nachricht der 23-Jährigen erhielt er mittags am Tag ihres Verschwindens. Er sei wegen eines Lehrgangs der Bundeswehr in Rheinland-Pfalz gewesen. Weil Nathalie sich danach nicht mehr meldete und auch auf seine Nachricht nicht antwortete, fing er an, sich sorgen zu machen und fuhr am nächsten Tag nach Hause nach Nordfriesland.

Er habe gewusst, dass Nathalie nebenbei in einem Call-Center arbeitete, wo sie Kunden zu kostenpflichtigen intimen Chats animierte. Dass sie sich über eine Website auch mit Männern zum Sex gegen Geld traf, habe er nicht geahnt, sagte Nathalies Lebensgefährte.